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Rudolf Bangel (Frankfurt, Main); Rudolf Bangel [Editor]
Katalog / Rudolf Bangel: Versteigerung in Frankfurt a.M. (Nr. 662): Verzeichnis der Gemälde älterer und neuerer Meister, Kunstblätter und Miniaturen welche die Sammlung eines ausländischen Grundbesitzers bildeten: Versteigerung in Frankfurt a.M., Dienstag den 15. Mai 1906 — Frankfurt, a. M.: Bangel, 1906

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.61919#0012
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Vorwort.

Die vorliegende vortreffliche Gemäldesammlung präsentiert sich als ein ganzes, ohne
fremde Zutaten. Dieselbe umfasst Gemälde, Miniaturen und Handzeichnungen.
Sie gibt ein beredtes Zeugnis von dem Kunstverständnis des Besitzers und seiner Freunde,
die ihm bei seinen Erwerbungen ratend zur Seite standen. Auf Wunsch des Sammlers
habe ich eine Würdigung bei den einzelnen Werken vermieden; die Güte der Bilder
spricht für sich. Ich habe mich darauf beschränkt, hin und wieder einige Fingerzeige zu
geben, soweit dieses zur Erklärung der Bilder notwendig war. Auch Notizen über die
Provenienz der Bilder wurden nicht benutzt, da hierdurch der reine Kunstwert des
Objekts nicht höher, noch geringer, wird.
Die alten Meister sind in vorwiegender Zahl vorhanden. Hervorragende Galerie-
bilder von Ruisdael, Brouwer, Brueghel, Bakhuizen, Netscher, Rubens und Snayers werden
im Vordergründe des Interesses stehen und viel umworben werden. Besonders interessant
gestaltet sich das Vorkommen von selten genannten, ja fast unbekannten Meistern, wie
Gellig, Goubau, Bloot, Michail, Meister, deren Werke jedem Museum zur Zierde gereichen
würden.
Zu einer neueren Epoche leitet dann ein Watteau über, vielleicht das einzige
Werk des Meisters auf dem Markte. Das Bild bedarf einer geringen Restauration um
in alter Schönheit zu erstehen.
Es schliessen sich hieran Handzeichnungen alter Meister, wobei es selbst-
verständlich schwer ist den Namen des Schöpfers mit Sicherheit festzustellen. Immerhin
erscheinen dieselben aus der Zeit zu sein, die sie repräsentieren. Das Papier, die Wasser-
zeichen u. s. w. sprechen hierfür.
Eine kleine Zahl feiner Miniaturen leitet durch das XVIII. Jahrhundert zu den
Werken der neueren Zeit. Hier treten französische Meister mit guten Werken in die
Erscheinung, aber auch die Arbeiten eines Math. Schmid, E. Hildebrandt, Kröner werden
den Besucher fesseln. Nicht zuletzt dürften Liebhaber über das Vorkommen einer Anzahl
Handzeichnungen erfreut sein. Wie kann wohl besser die Eigenart eines Meisters studiert
werden, als an seinen häufig flüchtigen, häufig minutiös ausgeführten Skizzen. Sie bilden
das Spiegelbild der Impression des Moments. Welch’ ein Licht in dem Aquarell Hilde-
brandts unter dem Äquator und wie traurig schimmert das Nordlicht auf der Zeichnung
von Payer’s in Franz-Josephs-Land. Im Atelier opfert der Künstler manches der
Convenienz und Mode, in der Skizze ist er ganz er selbst.
Frankfurt a. M., im April iqoö. p p
 
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