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Bartholomae, Christian [Hrsg.]
Die Universität Heidelberg ihren Toten des großen Kriegs zum Gedächtnis: 16. Juli 1919 ; [Akademische Trauerfeier in der Universitätskirche] — [Heidelberg], [1919]

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https://doi.org/10.11588/diglit.4274#0006
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Ansprache des Rektors der Universität

Geh. Rats Dr. Christian Bartholomae,

ord. Professors für indogerm. Sprachwissenschaft und Sanskrit.

Hochansehnliche Versammlung!

In dem stimmungsvollen Hallenraum der Peterskirche, der Heidelberger Universitäts-
kirche, haben wir, die Angehörigen der Universität und deren Freunde, uns heute in
nachdenklicher Stille versammelt zur Abhaltung einer tiefernsten Feier, der Trauerfeier
zum Gedächtnis unserer Toten des grossen Kriegs. In stolzer Begeisterung sind sie,
die Söhne unserer Ruperto-Carola, zu Hunderten hinausgezogen zum Schutz der deutschen
Heimat und zur Verteidigung der deutschen Ehre. Und gar viele sind nicht mehr
heimgekehrt und werden nimmer heimkehren. Im Westen, Osten und Süden Europas
und draussen auf dem Meer haben sie das ihren Brüdern und Schwestern daheim ge-
gebene Gelübde, auszuharren, in Treuen auszuharren bis in den Tod mit ihrem Tod
besiegelt und erfüllt.

Ihre Namen aufzuzählen unterlasse ich. Ich würde ja auch der Aufgabe nur in
unvollkommener Weise gerecht werden können; denn über dem Schicksal einer erheb-
lichen Anzahl von Kommilitonen schwebt noch unsicheres Dunkel, das sind die Ver-
missten. Es ist ja leider zu befürchten, dass auch von ihnen ein grosser Teil den
Toten wird zugerechnet werden müssen. Hoffen wir, dass die bestehenden bangen
Zweifel und Sorgen wegen der vermissten Söhne und Brüder in recht vielen Fällen
und recht bald durch eine frohe Gewissheit gelöst werden. Die Zahl derer aber, die
wir schon jetzt mit harter Sicherheit in das schwarze Buch des Todes einschreiben
müssen, beträgt 497, darunter 4 Dozenten, 20 Assistenten und Beamte, und 473 Stu-
denten.

Das Opfer, das sie gebracht haben, ist vergeblich gewesen. Der Krieg ist ver-
loren, das heldenhafte Aufgebot von Kraft und Mut ist doch schliesslich der gewaltigen
Uebermacht an kriegerischen und wirtschaftlichen Mitteln erlegen. Aber, wenn wir
 
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