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3 Der Fundstoff des 5. bis 6. Jahrhunderts n. Chr.
Das kaiserzeitliche Fundmaterial der Kämme hat S.
Thomas behandelt und eine Entwicklung von ver-
hältnismässig kurzen, hochgewölbten Formen der
späten Kaiserzeit zu langen, nur noch leicht ge-
schweiften Kämmen der Völkerwanderungszeit fest-
gestellt.640 Ihren Untersuchungen zufolge sind die
Form der Griffplatte und die Verzierungselemente
relativ langlebig und lokal nur beschränkt einzuen-
gen. Für die einreihigen Kämme mit glockenförmiger
Griffplatte, die auch als Kämme mit rechteckiger
Griffplatte mit halbkreisförmiger Erweiterung be-
schrieben werden,641 nennt S. Thomas beispielhaft
das Grabinventar Stößen 25 als einen in die zweite
Hälfte des 5. Jhs. zu datierenden Fund.642
Eine zusammenfassende Beschreibung und Ver-
breitungskarte der Kämme mit glockenförmiger
Griffplatte publizierte U. Koch. Demnach stehen
diese Haarpflegegeräte in einer ostgermanischen
Formtradition und waren auch während des gesam-
ten 5. Jhs. in Gebrauch.643
Datierung: Mitteldeutschland Phase 1 und 2.
3.8.5 Silberlöffel
Typ Desana
Typ Sutton Hoo
A. -
A. -
B. Weimar Grab 52.
B. Erfurt-Gispersleben Grab
C. -
41.644
G. -
Aufgrund der christlichen Symbole — Christo-
gramm und Weinrebe — auf dem Verbindungsstück
zwischen Schöpfer und Stiel ist dem Weimarer Löffel
ein zumindest vom Hersteller beabsichtigter christli-
cher Charakter zuzuschreiben, der jedoch dem(der)
Besitzerin) nicht zwangsläufig von Bedeutung gewe-
sen sein muss. Im Zusammenhang mit dem Löffel
aus Weimar Grab 52 ist auf den Hortfund von Desa-
na bei Turin zu verweisen, der elf vergleichbare, um
500 bzw. in das erste Drittel des 6. Jhs. zu datierende
Löffel enthielt.647 Darunter befindet sich ein Exem-
plar, das aufgrund seiner Form und der beiden auf
dem runden Verbindungsstück zwischen Schöpfer
und Stiel seitlich aufgebrachten christlichen Symbole
(Christogramm und Weinrebe648) mit dem Weimarer
Löffel (Abb. 98) identisch ist.649 Die Ähnlichkeit ist
derart auffällig, dass die Produktion in derselben (ita-
lischen) Werkstatt vermutet werden kann.650 Das-
selbe gilt für die Löffel aus Sasbach651 und aus dem
Grab Speyer XC 1 (Männergrab/Doppelbestat-
tung?).652 Diese Löffel tragen auf dem Verbindungs-
stück, wie auch die Stücke aus Weimar Grab 52 und
Desana, eine Weinrebenverzierung, auf der anderen
Seite ist ein gleicharmiges Kreuz zu erkennen. Das
Grab XC 1 aus Speyer kann zur Datierung herange-
zogen werden, da der Löffel mit einem Triens
Justinians I. (527-565) und einer Nachprägung nach
einem Solidus Anastasius (Prägezeit zwischen 493
und 526) vergesellschaftet war. Beide Münzen sollen
Als Nachweis der spätrömischen Tradition, in der
diese Fundgruppe steht, kann für den mitteldeut-
schen Raum der Fund aus dem Fürstengrab von Haß-
leben (Grab 8) angeführt werden.645 Im Gegensatz
zu den merowingerzeitlichen Exemplaren ist bei die-
sem Löffel das Verbindungsstück zwischen Schöpfer
und Stiel noch durchbrochen gearbeitet. Zur Funkti-
on derartiger Löffel hat sich V. Milojcic geäussert.646
wenig bzw. kaum abgegriffen sein,653 was eine kurze
Umlaufzeit vermuten lässt. Somit liegt für den zur
Diskussion stehenden Löffeltyp ein terminuspost quem
von 527 vor, welcher das Vorkommen dieser Silber-
löffel auch in der ersten Hälfte des 6. Jhs. bestätigt.
Den Löffel aus dem Grab Erfurt-Gispersleben 41
hat W. Timpel dem Typ Sutton Hoo zugeordnet.660
Wie auch die beiden namengebenden, vermutlich um
3 Der Fundstoff des 5. bis 6. Jahrhunderts n. Chr.
Das kaiserzeitliche Fundmaterial der Kämme hat S.
Thomas behandelt und eine Entwicklung von ver-
hältnismässig kurzen, hochgewölbten Formen der
späten Kaiserzeit zu langen, nur noch leicht ge-
schweiften Kämmen der Völkerwanderungszeit fest-
gestellt.640 Ihren Untersuchungen zufolge sind die
Form der Griffplatte und die Verzierungselemente
relativ langlebig und lokal nur beschränkt einzuen-
gen. Für die einreihigen Kämme mit glockenförmiger
Griffplatte, die auch als Kämme mit rechteckiger
Griffplatte mit halbkreisförmiger Erweiterung be-
schrieben werden,641 nennt S. Thomas beispielhaft
das Grabinventar Stößen 25 als einen in die zweite
Hälfte des 5. Jhs. zu datierenden Fund.642
Eine zusammenfassende Beschreibung und Ver-
breitungskarte der Kämme mit glockenförmiger
Griffplatte publizierte U. Koch. Demnach stehen
diese Haarpflegegeräte in einer ostgermanischen
Formtradition und waren auch während des gesam-
ten 5. Jhs. in Gebrauch.643
Datierung: Mitteldeutschland Phase 1 und 2.
3.8.5 Silberlöffel
Typ Desana
Typ Sutton Hoo
A. -
A. -
B. Weimar Grab 52.
B. Erfurt-Gispersleben Grab
C. -
41.644
G. -
Aufgrund der christlichen Symbole — Christo-
gramm und Weinrebe — auf dem Verbindungsstück
zwischen Schöpfer und Stiel ist dem Weimarer Löffel
ein zumindest vom Hersteller beabsichtigter christli-
cher Charakter zuzuschreiben, der jedoch dem(der)
Besitzerin) nicht zwangsläufig von Bedeutung gewe-
sen sein muss. Im Zusammenhang mit dem Löffel
aus Weimar Grab 52 ist auf den Hortfund von Desa-
na bei Turin zu verweisen, der elf vergleichbare, um
500 bzw. in das erste Drittel des 6. Jhs. zu datierende
Löffel enthielt.647 Darunter befindet sich ein Exem-
plar, das aufgrund seiner Form und der beiden auf
dem runden Verbindungsstück zwischen Schöpfer
und Stiel seitlich aufgebrachten christlichen Symbole
(Christogramm und Weinrebe648) mit dem Weimarer
Löffel (Abb. 98) identisch ist.649 Die Ähnlichkeit ist
derart auffällig, dass die Produktion in derselben (ita-
lischen) Werkstatt vermutet werden kann.650 Das-
selbe gilt für die Löffel aus Sasbach651 und aus dem
Grab Speyer XC 1 (Männergrab/Doppelbestat-
tung?).652 Diese Löffel tragen auf dem Verbindungs-
stück, wie auch die Stücke aus Weimar Grab 52 und
Desana, eine Weinrebenverzierung, auf der anderen
Seite ist ein gleicharmiges Kreuz zu erkennen. Das
Grab XC 1 aus Speyer kann zur Datierung herange-
zogen werden, da der Löffel mit einem Triens
Justinians I. (527-565) und einer Nachprägung nach
einem Solidus Anastasius (Prägezeit zwischen 493
und 526) vergesellschaftet war. Beide Münzen sollen
Als Nachweis der spätrömischen Tradition, in der
diese Fundgruppe steht, kann für den mitteldeut-
schen Raum der Fund aus dem Fürstengrab von Haß-
leben (Grab 8) angeführt werden.645 Im Gegensatz
zu den merowingerzeitlichen Exemplaren ist bei die-
sem Löffel das Verbindungsstück zwischen Schöpfer
und Stiel noch durchbrochen gearbeitet. Zur Funkti-
on derartiger Löffel hat sich V. Milojcic geäussert.646
wenig bzw. kaum abgegriffen sein,653 was eine kurze
Umlaufzeit vermuten lässt. Somit liegt für den zur
Diskussion stehenden Löffeltyp ein terminuspost quem
von 527 vor, welcher das Vorkommen dieser Silber-
löffel auch in der ersten Hälfte des 6. Jhs. bestätigt.
Den Löffel aus dem Grab Erfurt-Gispersleben 41
hat W. Timpel dem Typ Sutton Hoo zugeordnet.660
Wie auch die beiden namengebenden, vermutlich um