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Baumeister: das Architektur-Magazin — 2.1904

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Heft 2 (November 1903)
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Jansen, Hermann: Bebauungsplan der Stadt Göteborg von Architekt Siegfried Sitte, Wien
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Zu den Tafeln (X-XI) / Alte Bauformen
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https://doi.org/10.11588/diglit.49990#0031
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DER BAUMEISTER » 1903, NOVEMBER.

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üblichen südländlichen Wohnungsanlage liegt daher nahe,
natürlich in bedingtem Sinne. Veranlasst dort das Bedürfnis der
Zurückgezogenheit und der Abschluss vom Aussenleben die
genannte Anlage, resp. die Rücksicht auf Sonnenhitze, so ist’s
hier eben die verbesserte Arbeitsmöglichkeit bei der nötigen
unmittelbaren Nähe des Verkehrs; ähnliche Gesichtspunkte
dürften selbstverständlich auch bei andern Anforderungen mass-
gebend werden, besonders bei Bauplätzen an den Hauptver-
kehrsstrassen. Da die Zugänge solcher „umbauten Höfe“ in
künstlerischer Hinsicht die mannigfachsten Lösungen erfahren
können durch eigentliche Einfahrten, Torbauten, freie deko-
rative Architekturen, sowie entsprechende Ausbildung der
beiden den Eingang flankierenden Häuser, so dürfte auch dem
Architekten diese Abwechselung im Thema nur lieb sein. Das
Innere bleibt entweder ganz frei, um als Spielplätze, öffentliche
Anlagen, Sportplätze oder den Marktbedürfnissen zu dienen,
oder es wird mit ganz niedrigen ca. 5 bis 7 m hohen Bauten
für Industrie- und Geschäftsunternehmungen belegt.
Von einer freien Verbauung für bürgerliche Wohnhäuser
besonders aber für Nutzbauten und Arbeiterquartiere hat der
Verfasser ganz Abstand genommen aus anerkannten Gründen,
wie er denn allenthalben die Errungenschaften und Gesichts-
punkte der jüngeren Schule zu verwerten bestrebt war.
Wenn auch, wie ja leider so üblich, bei einer definitiven
Projektaufstellung noch manche Konzession den einzelnen
Verkehrs- und Wohnerfordernissen zu machen ist, so dürften
doch mit obiger Arbeit der Stadt Göteborg viele wertvolle
Vorschläge an die Hand gegeben sein, und es wäre nur zu be-
grüssen, wenn dieser liebevollen Arbeit noch manche andere
folgen würde — jedoch hoffentlich nicht so weit abseits der
Heimat —- und wenn vor allem sich oft und bald Verwaltungen
finden, die Einsicht genug besitzen, selbige zur Ausführung
zu bringen; nicht nur die Jetztzeit, ganz besonders spätere
Zeiten dürften ihnen in hohem Masse dankbar bleiben.
Berlin. Hermann Jansen.


Haus Glavel in Lindau.


Storchnesthaus in Winnenden.

Zu den Tafeln.

X. Haus Glavel in Lindau i. B.
Architekten Matth. Schneider und Richard Senf in Lindau.
Hierzu Tafel 9.
Das Haus Glavel am Marktplatz zu Lindau i. B. wurde
im Jahre 1901 um ein Stockwerk erhöht. Um mehr Dach-
raum zu erhalten und das Holzzementdach zu verstecken,
wurde der Giebel nach dem Marktplatz gerichtet. Der Bau-
herr wünscht eine reichere Fassade, für deren Formengebung
die am Marktplatz stehenden beiden Kirchen und andere alte
Gebäude massgebend waren. In Rücksicht auf diese wurde
das Relief der Fassade bescheiden gehalten. Sie ist in Kalk-
mörtelzement geputzt und das Ornament im selben Material
frei aufgetragen.
Alte Bauformen.
Haus zum Storchnest zu Winnenden in Württemberg.
Hierzu Supplementtafeln 3 und 4.
Aufgenommen und gezeichnet von Architekt Adolf Burr in Berlin.
XI. Villa des Herrn Direktor Prof. Dr. Back
in Darmstadt.
Architekt Professor A. Messel in Berlin.
Hierzu Tafel 10—16.
Das Einfamilienhaus, welches nach den Plänen von Pro-
fessor Alfred Messel für Herrn Direktor Back in Darmstadt
in den Jahren 1901—1902 erbaut wurde, liegt in der reiz-
vollen Villenanlage „Mathildenhöhe“ in lieblicher landschaft-
licher Umgebung.
Im Erdgeschoss gruppieren sich um die zentral gelegene
eingeschossige Diele die Wohnräume. Nach der Strassenseite
das Damenzimmer, nach den Gartenseiten das Herren- und
Speisezimmer sowie die Wirtschaftsräume, bestehend aus:
Küche, Anrichte- und Speisekammer.
 
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