Die attischen Vasenmaler des späten Archaismus kann man in zwei große Gruppen einteilen, die
Schalenmaler und die Topfmaler. Schalenmaler malten Töpfe, aber selten. Topfmaler selten Schalen.
Drei Topfmaler überragen die anderen. Sie sind alle drei namenlos. Haben sie je signiert, so ist jedenfalls
keine Signatur erhalten: daher tragen sie vereinbarte Namen: der Maler der Berliner Amphora 2160, der
Maler der Schale mit der Inschrift Kleophrades epoiesen im Cabinet des Medailles1, und - jünger als sie - der
Maler des Bostoner Glockenkraters mit Pan, der einen Schäferjungen verfolgt2; kürzer: Berliner Maler,
Kleophradesmaler, Panmaler.
Die Berliner Amphora, nach der der Maler heißt, ist ein ungewöhnlich großes und durchgearbeitetes Nr. 1, Taf. 1-5
Stück3. Die Form ist ein Liebling des sechsten Jahrhunderts, ist schon zu Beginn des fünften weniger uncl Taf. 22,2
populär und verschwindet vor dem Peloponnesischen Krieg. Die Berliner Amphora gehört ins erste Jahr-
zehnt des fünften Jahrhunderts. Der größte Teil der Vase ist schwarz gemalt, ihr Schmuck besteht aus
wenigen Ornamentstreifen und je einer Figur auf jeder Seite. Tatsächlich sind drei Figuren auf der Vorder-
seite, doch sind sie so eng gedrängt, daß sie als eine zusammengesetzte Einheit sprechen. Diese Art, eine
Vase mit wenigen großen Figuren, wenig Ornament, viel schwarz zu schmücken, ist eine Eigenheit des
späten Archaismus. Die früheren Maler, und die späteren auch, liebten eine reichere Erscheinung und eine
gleichmäßigere Verteilung von Hell und Dunkel.
Die beiden Bilder sind gegenständlich verbunden, als Komposition steht jedes für sich. Auf der Vorder- Taf. 1-3 und
Seite der Vase ein gelbhaariger Satyr, Oreimachos, mit Leier und Plektron, er hält in seiner langsamen '
Vorwärtsbewegung inne und wendet sich zurück. Der jugendliche Hermes eilt hinter ihm, er hält außer
seinen Heroldstab auch noch einen Kantharos und einen Krug. Ein Reh trippelt neben ihnen und hebt
seinen Kopf nach dem Glanz des Kantharos und des Kerykeions. Auf der Rückseite schreitet ein zweiter Taf. 4-5
Satyr, Orochares, er hält sorgfältig eine Leier und einen Kantharos voll Wein. Es gibt viele Vasenbilder
mit Komos - dieser Gesellschaft sterblicher Schwärmer mit Leiern und Weinschalen (man blicke z. B. auf Nr. 20, Taf. 14
ein anderes Bild unseres Vasenmalers selbst). Dieses hier ist der Komos in einer höheren Sphäre. Hier ist
die Szene Kyllene oder sonst ein anderer entlegener und heiliger Ort, und die Schwärmer sind der Spender
der Leier und die Zechgenossen des Weingottes selbst.
Die echtbürtigen Brüder der Berliner Satyrn erscheinen auf einer Vase in München4. Die Münchener Nr. 7, Taf. 6
Ich habe mehrere Studien über den Berliner Maler veröffentlicht und habe in ihnen viele Punkte erörtert, die hier nicht aus-
führlich behandelt werden können: The Master of the Berlin Amphora im Journal of Hellenic Studies 31 (1911), 276-295;
Achilles and Polyxene: on a Hydria in Petrograd im Burlington Magazine 28 (1916), 137-8; Attic Vases in American Museums
(1918), 35-40 und 193; Citharoedus im JHS. 42 (1922), 70-98; Attische Vasenmaler des rotfigurigen Stils (1925), 16-88 und 469;
Corpus Vasorum Oxford fase. 1 (1927), Text zu Taf. 15, 1, Taf. 15, 3, Taf. 17, 7, Taf. 21, 3, Taf. 25, 1, Taf. 35, 3, und fase. 2
(1930), Zusätze und Text zu Taf. 61,4; Papers of the British School at Borne 11 (1929), 20-21; siehe auch: Hauser im Furt-
wängler-Reichhold III, 77-80: Pfuhl, Malerei und Zeichnung der Griechen, 487 und 489: Langlotz, Griechische Vasenbilder, 15;
Zahn im Furtwängler-Reichhold III, 255-6; Poulsen, Aus einer alten Etruskerstadt 9-15.
1 Att. Vas., 69-76 und 469.
2 Att. Vas., 99-105 und 470.
’ Reichholds Zeichnung läßt die Inschrift aus, zeichnet das linke Knie des Satyrs falsch und ergänzt einen Teil der Rehschnauze.
Auf unserer Tafel 2, die aus Reichhold genommen ist, ist das Knie verbessert. Ich gebe die Oberpartie derVorderseite doppelt
(Tafel 3 und 22, 2), weil die alte Photographie die Köpfe weniger als die neue verzerrt.
■> Viel von der Innenzeichnung des Beins ist verrieben und ein Teil des Plektronbandes fehlt.
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Schalenmaler und die Topfmaler. Schalenmaler malten Töpfe, aber selten. Topfmaler selten Schalen.
Drei Topfmaler überragen die anderen. Sie sind alle drei namenlos. Haben sie je signiert, so ist jedenfalls
keine Signatur erhalten: daher tragen sie vereinbarte Namen: der Maler der Berliner Amphora 2160, der
Maler der Schale mit der Inschrift Kleophrades epoiesen im Cabinet des Medailles1, und - jünger als sie - der
Maler des Bostoner Glockenkraters mit Pan, der einen Schäferjungen verfolgt2; kürzer: Berliner Maler,
Kleophradesmaler, Panmaler.
Die Berliner Amphora, nach der der Maler heißt, ist ein ungewöhnlich großes und durchgearbeitetes Nr. 1, Taf. 1-5
Stück3. Die Form ist ein Liebling des sechsten Jahrhunderts, ist schon zu Beginn des fünften weniger uncl Taf. 22,2
populär und verschwindet vor dem Peloponnesischen Krieg. Die Berliner Amphora gehört ins erste Jahr-
zehnt des fünften Jahrhunderts. Der größte Teil der Vase ist schwarz gemalt, ihr Schmuck besteht aus
wenigen Ornamentstreifen und je einer Figur auf jeder Seite. Tatsächlich sind drei Figuren auf der Vorder-
seite, doch sind sie so eng gedrängt, daß sie als eine zusammengesetzte Einheit sprechen. Diese Art, eine
Vase mit wenigen großen Figuren, wenig Ornament, viel schwarz zu schmücken, ist eine Eigenheit des
späten Archaismus. Die früheren Maler, und die späteren auch, liebten eine reichere Erscheinung und eine
gleichmäßigere Verteilung von Hell und Dunkel.
Die beiden Bilder sind gegenständlich verbunden, als Komposition steht jedes für sich. Auf der Vorder- Taf. 1-3 und
Seite der Vase ein gelbhaariger Satyr, Oreimachos, mit Leier und Plektron, er hält in seiner langsamen '
Vorwärtsbewegung inne und wendet sich zurück. Der jugendliche Hermes eilt hinter ihm, er hält außer
seinen Heroldstab auch noch einen Kantharos und einen Krug. Ein Reh trippelt neben ihnen und hebt
seinen Kopf nach dem Glanz des Kantharos und des Kerykeions. Auf der Rückseite schreitet ein zweiter Taf. 4-5
Satyr, Orochares, er hält sorgfältig eine Leier und einen Kantharos voll Wein. Es gibt viele Vasenbilder
mit Komos - dieser Gesellschaft sterblicher Schwärmer mit Leiern und Weinschalen (man blicke z. B. auf Nr. 20, Taf. 14
ein anderes Bild unseres Vasenmalers selbst). Dieses hier ist der Komos in einer höheren Sphäre. Hier ist
die Szene Kyllene oder sonst ein anderer entlegener und heiliger Ort, und die Schwärmer sind der Spender
der Leier und die Zechgenossen des Weingottes selbst.
Die echtbürtigen Brüder der Berliner Satyrn erscheinen auf einer Vase in München4. Die Münchener Nr. 7, Taf. 6
Ich habe mehrere Studien über den Berliner Maler veröffentlicht und habe in ihnen viele Punkte erörtert, die hier nicht aus-
führlich behandelt werden können: The Master of the Berlin Amphora im Journal of Hellenic Studies 31 (1911), 276-295;
Achilles and Polyxene: on a Hydria in Petrograd im Burlington Magazine 28 (1916), 137-8; Attic Vases in American Museums
(1918), 35-40 und 193; Citharoedus im JHS. 42 (1922), 70-98; Attische Vasenmaler des rotfigurigen Stils (1925), 16-88 und 469;
Corpus Vasorum Oxford fase. 1 (1927), Text zu Taf. 15, 1, Taf. 15, 3, Taf. 17, 7, Taf. 21, 3, Taf. 25, 1, Taf. 35, 3, und fase. 2
(1930), Zusätze und Text zu Taf. 61,4; Papers of the British School at Borne 11 (1929), 20-21; siehe auch: Hauser im Furt-
wängler-Reichhold III, 77-80: Pfuhl, Malerei und Zeichnung der Griechen, 487 und 489: Langlotz, Griechische Vasenbilder, 15;
Zahn im Furtwängler-Reichhold III, 255-6; Poulsen, Aus einer alten Etruskerstadt 9-15.
1 Att. Vas., 69-76 und 469.
2 Att. Vas., 99-105 und 470.
’ Reichholds Zeichnung läßt die Inschrift aus, zeichnet das linke Knie des Satyrs falsch und ergänzt einen Teil der Rehschnauze.
Auf unserer Tafel 2, die aus Reichhold genommen ist, ist das Knie verbessert. Ich gebe die Oberpartie derVorderseite doppelt
(Tafel 3 und 22, 2), weil die alte Photographie die Köpfe weniger als die neue verzerrt.
■> Viel von der Innenzeichnung des Beins ist verrieben und ein Teil des Plektronbandes fehlt.
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