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Becker, Wilhelm Gottlieb; Tauber, Andreas [Hrsg.]; Pursh, Frederick [Hrsg.]; Block, Ludwig Heinrich von [Hrsg.]
Der Plauische Grund Bei Dresden: Mit Hinsicht Auf Naturgeschichte Und Schöne Gartenkunst ; Mit fünf und zwanzig Kupferblättern — Nürnberg, 1799

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https://doi.org/10.11588/diglit.17514#0103
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— 72 —
Aufwand verursachen, als aus den Verkaufe der Kohlen, wenn nicht ein aus-
serst drückender Holzmangel einreisst, kaum wieder erzielt werden dürfte.
Doch vielleicht ist diese Besorgniss vergebens» Wir wollen uns jetzt des
noch dauernden Vortheils freuen, der nicht nur für die Besitzer, sondern auch
für das allgemeine Belle daraus erwächsst. Wie viele Menschen gewinnen übri-
gens dadurch ihr Brod, obgleich es sauer, und zuweilen nicht minder gefähr-
lich für Gesundheit und Leben, verdient wird, als bei dem edleren Bergbau.
Die Wetter in den Gruben sind das, was der Kohlenhauer am meisten zu fürch-
ten hat, Sie entliehen durch die Auflösung des Schwefelkieses in der Feuchtig-
keit. Man nennt diese Dünsie den Schwaden. Er sammlet lieh in lichtbare
Nebel, zieht in der Grube neigend und fallend herum, und legt lieh, wenn
Wülser darin sleht, wie eine bunte Haut auf dasselbe. Ergreift er Jemanden,
so löscht er ihm gleich das Licht aus, betäubt ihn, und erstickt ihn endlich,
wenn er nicht augenblicklich entflieht. Ein so trauriger Fall ereignete lieh vor
einigen Jahren in einer von den Pesterwitzer Gruben. Ein Kohlenhauer, der
eingefahren war, um darin zu. arbeiten, blieb über die gewöhnliche Zeit aus.
Men schickte daher einen andern hinunter, um nachzuseilen, was ihm wieder-
fahren sei; aber dieser blieb ebenfalls aus. Nun ahndete man Unglück, liess
sogleich einen dritten am Seile hinunter, jedoch mit der Verabredung, sogleich
ein Zeichen zu geben, wenn er in Gefahr kommen sohlte. Es dauerte auch
nicht lange, so zog er Iialüg am Seile, und ungeachtet man ihn mit der grös-
sten Geschwindigkeit herauszog, so war er doch schon beinahe schwarz im Ge-
richte und konnte weder sprechen noch athmen. Erst nach einiger Zeit kam
er allmählig wieder zu sich. Man war nun verlegen , wie die Grube von dem
tödtlichen Schwaden gereiniget und die Erslickten herausgebracht werden süll-
ten. Die Reinigung wrard endlich mittelst eines grossen Blasebalgs, den Herr
Claus in Pesterwitz zu solchen Ereignilsen für seine Gruben hatte verfertigen
lalsen , glücklich vollbracht. Man fügte nämlich eine Menge daumenstarker
blecherner Röhren in einander, senkte sie in den Schacht hinab, und nun
wrard mit dem Blasebalge durch dieselben unermüdet hinab gearbeitet, bis der
Schwaden verdünnt und in Bewegung gesetzt worden war, worauf er auch nach
und nach aus dem Schachte heraus zog. Einige Kohlenhauer fuhren alsdann
hinunter, die beiden Unglücklichen herauf zu holen, die ganz schwarz und auf
eine grässliche Weise aufgeschwollen waren.
 
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