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Einleitung,

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Bauthätigkeit, welche im M. und 16. Jahrhundert der Stadt jenes bau-
liche Gepräge gegeben hat, welches ihr noch heute eigenthümlich ist.
Hinter dem/ Staate blieben die. reichen Patrizier nicht zurück, die neben der
Verherrlichung ihres Namens in großartigen Palastbauten auch den Wunsch
nach einer behaglichen, fürstlichen Existenz, nach einem heiteren Genußleben
im Auge hatten.
Der Baukunst folgten die Schwesterkünste nur langsam. Erst als die
Kunst, alle Fesseln kirchlicher Tradition abgeschüttelt hatte, entfaltete Venedig
die reichste Blüthe geistigen Lebens. Dem Realismus, der aus dem Leben
schöpft, der in der Natur den Urquell alles Schönen sucht, bot Venedig
den ergiebigsten Boden. Athmen schon die profanen Bauten Venedigs
Anmuth und Behagen, heitere Festfreude und Lebenslust, und unterscheiden
sie sich dadurch wesentlich von den Renaissancepalästen des Festlandes mit
ihrer ernsten Strenge, nm wie viel mehr mußte dies bei den Werken der Ma-
lerei der Fall sein, als sie, befreit von allen kirchlichem Voraussetzungen, ins
volle Menschenleben Hinerngreifen konnte.
Als der Anschluß an das Leben, das Eingehen auf die. Natur und
die ^dividualität die Kunst, im 15. Jahrhundert auf neue Bahnen trieb,
Brachte zuerst Giacomo Bellini (1400-^1470) von Padua aus der
Schule des Squarcione den Lebensfunken herüber nach seiner Vaterstadt,
der, mühsam gehütet unter dem Wüste byzantinischer Kunsttraditionen, erst
ein Halbes Jahrhundert später zu Heller Flamme auflodern konnte. Noch
ängstlich und befangen im Gebrauch der Freiheit, die durch Giotto der
Kunst zurückgegeben war, von einer unbestimmten Ahnung des künstlerischen
Berufs zum Studium der Antike getrieben, ohne sich der wesentlichen Be-
deutung derselben klar bewußt zu sein, ging der venetianischen Schule, die
Bellini mit seinen Söhnen Gentile (1421 — 1501) und Giovanni
(4426 --1510) gründete, erst ein helleres Licht auf, als Antonelli da
Messina die Farbentechuik der Gebrüder van Eyck nach Venedig brachte.
Nun erst erkannte man, was die Farbe zür Darstellung des lebendigen
GeAs vermochte, und man ergriff mit solcher Lebendigkeit diese Seite der
Kunst, daß darüber alle anderen Elemente, aus denen sich das Kunstwerk
gestaltet, als Compofition, Formgebung, Perspektive, vorläufig in den
Hintergrund gedrängt wurden.
Jndeß erscheint in der sogenannten älteren Schule das Colorit noch
mager, der Auftrag der Farben ängstlich und unsicher. Auch fehlte noch
der schöpferische Geist, der die neue Technik zur Lösung höherer und
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