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100 Jacopo Sansovino,
kanntlich im Dienste des Papstes Julius II?) bei Gründung der Peters-
kirche in Rom von Bramante verdrängt wurde. Sangallo, dem die feinen
Sitten des Jünglings gefielen, nahm ihn mit sich nach Rom, als ihn die
erneute Aufforderung des Papstes, zurückzukehren, die Kränkung vergessen
ließ, die ihm nach seiner Meinung durch die Bevorzugung Bramante's zn-
gefügt worden war.
In doppelter Beziehung mußte diese Weuduug dem juugen Sansoviuo
willkommen sein, einmal weil jener mächtige und thatkräftige Papst ein
Freund und Verehrer der schönen Künste war nnd seine glorreiche Regierung
durch unvergleichliche Schöpfungen der monumentalen Knnst zu verherrlichen
trachtete, dann aber auch, weil keine Stadt solche Gelegenheit bot, sich mit
den antiken Kunstschätzen bekannt zu machen, die vorzugsweise dem Bild-
hauer für seine Stndien von der größten Wichtigkeit sein mußten. Dazu
kam, daß auch Jacopo's Lehrer schon seit einigen Jahren zn dem Kreise
der Künstler zählte, welche Jnlins II. als eine eigne Art Hofstaat um sich
versammelt hatte.
Jacopo begauu seine Stndien in Rom mit Zeichnungen nach den
antiken Scnlptureu, welche im Belvedere aufgestellt wareu. Da traf es sich,
daß der große Baumeister Bramante, den das Stndinm der Antike zu deu
herrlichsten Schöpfungen seines reichbegabten Geistes geführt hatte, eines
Tages der Arbeiten Jacopo's ansichtig wurde. Nicht nur vou der Schönheit
der Zeichnungen, sondern auch durch die vortreffliche Ausführung eines kleinen
Thonmodelles angezogen, welches eine antike Figur mit einer zu eiuem
Dintefaß bestimmten Vase darstellte, beschloß Bramante, sich des Jünglings
anznnehmen und ertheilte ihm zunächst den Auftrag, die Gruppe des Laokoon
in großem Maßstabe in Wachs zu boffiren. Denselben Anftrag gab er gleich-
zeitig auch noch einigen anderen jüngeren Plastikern, nnter Andern dem Alonfo
Berruguete, einem Spanier, welcher späterhin ver Stolz seines Vater-
landes wurde. Als Alle ihre Modelle abgeliefert Hatteu, legte sie Bramante,
der das beste davon für den Cardinal Domenico Grimani in Bronze gießen
lassen wollte, seinem Neffen Rafael vor. Dieser entschied sich für Jacopo's
Modell, welches in Folge dessen zum Gusse kam. Der Cardinal, so berichtet
Vasari, hielt das Werk, so lange er lebte, nicht minder werth als ob es
eine Antike sei. Bei seinem Tode vermachte er es als eine seltene Sache
der erlauchten Signoria von Venedig; diese bewahrte es viele Jahre in

*) Julius II. regierte von 1503 — 1513.
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