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Baumeister und Bildhauer.

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einen großen Theil des Tages Akt stehen ließ.*) Aus dem Besitz des
Giovanni Gaddi ging die Statue in die Sammlung des Herzogs Cosimo von
Florenz über und kam dann in die öffentliche Gallerie. Bei dem
Brande derselben 1762 zerbrach sie leider in mehrere Stücke, wurde aber
nach einem vorhandenen Ghpsabguß mit großer Sorgfalt wieder zusammen-
gefügt und restaurirt.
Im Jahre 1514 war Sansovino in Gemeinschaft mit seinem Frennde
Andrea del Sarto dazu ausersehen, die Festdecorationen zum Empfange
Papst Leo's X. auszuführen, indem die Stadt diesem berühmten Mediceer,
der ein Sohn Lorenzo's des Erlauchten war, einen überaus ehrenvollen
Empfang zu bereiten gedachte. Sansovino führte seine Aufgabe zur Be-
wunderung Aller aus und der Papst hatte die Gnade, ihn zum Fußkuß
zuzulaffen. Mehr als diese Gnade erreichte Jacopo jedoch von Leo X.
nicht, obwohl ihm von demselben Aussichten zu fruchtbringenden Arbeiten
gemacht wurden. Diese betrafen die Ausführung der Fa^ade von S.
Lorenzo in Marmor, wozu Sansovino eine mit Beifall aufgenommene
Zeichnung gefertigt hatte. Indessen wußte Michel Angelo die Arbeit an
sich zu bringen, und als Sansovino nach Rom kam, um sein Modell
dem Papste vorzulegen, hatte sich derselbe schon für Buonarotti's Plan
entschieden. Jacopo hatte gehofft, für diesen Fall wenigstens einen Theil
der zu dem Werke nöthigen Statuen in Auftrag zu erhalten, was ihm
der Papst auch vorher versprochen und Michelangelo angedeutet hatte, sah
sich aber auch darin betrogen, indem der letztere zu einer Theilung der
Arbeit keine Miene machte.

*) Aus diesem Pippo, bemerkt Vasari hierzu, hätte etwas Tüchtiges werden können,
da er sich alle Mühe gab, es seinem Lehrer nachzuthun; allein sei es nun, daß er sich
bei dem langen Verweilen im nackten Zustande erkältet oder durch anhaltendes. Studium
den Kopf verwirrt Hatte, kurz der Bacchus war kaum fertig, als Pippo wie ein Verrückter
dessen Stellungen nachahmte und dieselben aller Welt zu zeigen begehrte. Sansovino
rief ihn eines Tages, als es gerade stark regnete, und da er nicht antwortete, fand er
endlich, daß Pippo nackt auf das Dach geklettert war und auf der Spitze eines Schornsteins
in der Stellung- seines Bacchus verharrte. Oesters nahm er ein Bettuch oder irgend
ein großes Gewand, machte es naß, legte es sich auf den bloßen Rücken, als ob er ein
Modell von Thon oder Lumpen gewesen, ordnete den Faltenwurf und ging so aus um
sich als Prophet, Apostel, Krieger u. s. w. Portraitiren zu lassen, bei welchen Gelegen-
heiten er' ganze zwei Stunden, unbeweglich wie eine Bildsäule, in derselben Stellung
verharrte. Dergleichen närrische Streiche machte der arme Pippo noch viele; aber vor
Allem konnte er sich, bis an seinen nur wenige Jahre darauf erfolgten Tod, den Bacchus
des Sansovino nicht aus dem Sinn schlagen.
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