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und seine Schule.
Platz erhalten haben, (bekannt durch den Stich von Lutz). Wenn ein an-
deres Altarbild mit den vier lebensgroßen Figuren Petrus, Margaretha,
Magdalena und Antonius von Padua, gegenwärtig in London in der
Sammlung des Lord Ashburton, aus der Hand des Meisters im Jahre
1513 hervorgegangen ist, so bekundet das vorher genannte bereits einen
bedeutenden Fortschritt in der Technik. Das enge Gefält der Gewänder
erinnert zwar noch an die schwärmerische Gefühlsweise des Bianchi Ferrari
und seiner Geistesverwandten Perugino und Francia, aber in der Farbe
selbst ist die ehemalige Trockenheit schon fast gänzlich verwischt und hat der
zarten Weichheit und dem sanften Schmelz Platz gemacht, welcher Coreggio's
spätere Werke auszeichnet. Das Bild ist mit der Unterschrift Antonius äs
^IIsAris ?. versehen und wurde von den Franciskanern mit 100 Gold-
dukaten oder Zecchinen honorirt, eine für einen zwanzigjährigen Künstler
gewiß nicht geringe Summe, welche genugsam beweist, daß man ,sein Talent
frühzeitig zu .schätzen gewußt hat.
Vielleicht um dieselbe Zeit malte Coreggio das Bild seines Arztes,
des DottoreGrillenzoni, in der Dresdener Galerie. Nach der Meinung
des Pungileoni stellt das Portrait die Züge des berühmten Arztes und
Professors Gianbattista Lombardi dar, unter dessen Leitung die von
Veronica Gambara gegründete Akademie zu Coreggio stand. An dieser
Anstalt soll auch unser Meister seine schönwissenschaftliche Bildung empfangen
und sich besonders der wohlwollenden Unterweisung ihres Leiters vorzugs-
weise bei seinen anatomischen Studien erfreut haben. Das Bild hat deshalb
ein erhöhtes Interesse, weil es eins der wenigen Portraits ist, welche
Coreggio gemalt hat. Kenner finden diesen vortrefflichen Charakterkopf in
der Auffassung sowohl wie in der Farbenbehandlung von solcher Ueberein-
stimmnng mit der Art der gleichzeitigen Venetianer, daß man versucht sein
könnte, das Werk dem Giorgione oder Tizian zuzuschreiben.
Die nun folgenden Werke des Meisters bekunden einen ungemein
raschen und entschiedenen Fortschritt desselben aus der ihm eigenthümlichen
Bahn. Mit dem kecken Uebermuth eines, der eignen Kraft bewußten,
Genies sagt er sich los von jeder vordem gültigen Autorität und siegreich
überwindet seine Individualität jedes traditionelle Vorurtheil, welches die
Kunst in bestimmte Schranken einengte. Er wird fortan mehr und mehr
sein eigner Gesetzgeber und überläßt sich rückhaltlos den Antrieben seines
schöpferischen Geistes. Bedächtige Gelehrte haben diese Verwandlung als
Folge gewisser äußerer Einwirkungen erklären zu müssen geglaubt, und
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