Unter allen Herrschersitzen der italienischen Halbinsel war Neapel am
wenigsten von jener großen geistigen Strömung des 15. nnd 16. Jahr-
hunderts getroffen worden, welche man sich gewöhnt hat mit dem Ausdruck
der Renaissance zu bezeichueu. Der schrankenlose und verbrecherische Des-
potismus, welcher in den kleinen Herrschaften diesseits der Tiber ein freund-
licheres nnd edleres Aussehen gewann, als die Pflege der schönen Künste
und Wissenschaften für den Glanz nnd das äußere Ansehen der fürstlichen
Höfe fast unentbehrlich geworden war, blieb in seiner vollen Schroffheit
nnd Unmenschlichkeit in dem unglücklichen Lande bestehen, welches noch heute
mit der Dracheusaat zu kämpfeu hat, die die Aragoueseu uud spanischen Vice-
könige über dasselbe ansgestrent. Nicht einmal der Schein des Guten und
Schönen, in welchem so mancher fürstliche Wüstling die Ruchlosigkeit seiues
Herzens zn bergen suchte, war von den Nachfolgern des großen Alonso (1435—
1458) beliebt. Neben den beiden Hauptanfgaben der italienischen Despotie,
sich durch alle Mittel der Gewalt, des Perraths und der Jntrigne im Be-
sitze der meist nsurpirten, selten dnrch einen Rechtstitel erworbenen Macht
zu erhalteu, und fernerhin aus dieser Macht den größtmöglichen Nntzeffect
für die Bedürfnisse eines glänzenden und verschwenderischen Hoflebens zu
erzielen, kannte die spanische Herrschaft in Neapel kein weiteres Ziel, fühlte
anch keinen Beruf oder Autrieb, für reiu geistige Zwecke Zeit uud Geld zu
opfern. Für den ökonomischen Ruin des Volks, herbeigeführt dnrch ein
organisirtes Aussaugnngsshstem, für den Verderb des sittlichen Lebens durch
die Käuflichkeit der Aemter und Würden nnd das böse Beispiel der Re-
gierenden und ihrer Kreaturen boten die Spanier gar kein oder ein kaum
wenigsten von jener großen geistigen Strömung des 15. nnd 16. Jahr-
hunderts getroffen worden, welche man sich gewöhnt hat mit dem Ausdruck
der Renaissance zu bezeichueu. Der schrankenlose und verbrecherische Des-
potismus, welcher in den kleinen Herrschaften diesseits der Tiber ein freund-
licheres nnd edleres Aussehen gewann, als die Pflege der schönen Künste
und Wissenschaften für den Glanz nnd das äußere Ansehen der fürstlichen
Höfe fast unentbehrlich geworden war, blieb in seiner vollen Schroffheit
nnd Unmenschlichkeit in dem unglücklichen Lande bestehen, welches noch heute
mit der Dracheusaat zu kämpfeu hat, die die Aragoueseu uud spanischen Vice-
könige über dasselbe ansgestrent. Nicht einmal der Schein des Guten und
Schönen, in welchem so mancher fürstliche Wüstling die Ruchlosigkeit seiues
Herzens zn bergen suchte, war von den Nachfolgern des großen Alonso (1435—
1458) beliebt. Neben den beiden Hauptanfgaben der italienischen Despotie,
sich durch alle Mittel der Gewalt, des Perraths und der Jntrigne im Be-
sitze der meist nsurpirten, selten dnrch einen Rechtstitel erworbenen Macht
zu erhalteu, und fernerhin aus dieser Macht den größtmöglichen Nntzeffect
für die Bedürfnisse eines glänzenden und verschwenderischen Hoflebens zu
erzielen, kannte die spanische Herrschaft in Neapel kein weiteres Ziel, fühlte
anch keinen Beruf oder Autrieb, für reiu geistige Zwecke Zeit uud Geld zu
opfern. Für den ökonomischen Ruin des Volks, herbeigeführt dnrch ein
organisirtes Aussaugnngsshstem, für den Verderb des sittlichen Lebens durch
die Käuflichkeit der Aemter und Würden nnd das böse Beispiel der Re-
gierenden und ihrer Kreaturen boten die Spanier gar kein oder ein kaum