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Becker, Robert; Bastianini, Giovanni [Hrsg.]
Die Benivieni-Büste des Giovanni Bastianini: zur Geschichte der Fälschungen ; Vortrag im Wissenschaftlichen Verein zu Breslau — Breslau, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.26755#0055
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jungen Künstler — er zählte damals zwanzig Lebens-
jahre — anzugehen, wie er für sein Werk den höchsten
Kaufpreis erzielen könne. Er möge den Stein der-
artig herrichten, als hätte er lange in der Erde gelegen.
Dann wolle er selber das Werk nach Rom schicken,
wo es als eine Antike gut bezahlt werden würde.
Gelehrig befolgte der junge Künstler den Rath, gab
dem Marmor durch verschiedene Mittel das Ansehen
eines eben ausgegrabenen antiken Werks und erhielt
bald durch Lorenzo den Bescheid, dass sein Amor in
den Besitz des Cardinais von San Giorgio, Raffael
Riario, übergegangen sei. Ein gewisser Baldassare
del Milanese, welcher den Kauf in Rom vermittelt
hatte, liess Michelangelo die Summe von dreissig
Dukaten in Florenz auszahlen. Er selber aber hatte
zweihundert Dukaten erhalten und den Cardinal in
dem Glauben gelassen, eine echte Antike zu kaufen.
So waren Künstler und Käufer mit einem Schlage
durch den Zwischenhändler betrogen. Die Wahrheit
kam bald genug an den Tag. Der Käufer nöthigte
den Kaufvermittler zur Wiedererstattung des gezahlten
Preises und gab ihm den Amor zurück, welcher bald
darauf in den Besitz des Herzogs von Urbino gelangte.
So sehr also auch der kunstsinnige Cardinal die Statue
an und für sich schätzen mochte, war er doch nicht
gewillt, der Arbeit des jungen Michelangelo denselben
Preis zu zahlen, den er, als er sie für antik hielt,
ohne Bedenken geopfert hatte.

Aufwärts und niederwärts durch der Zeiten Lauf
lassen sich derartige Ereignisse, wie das hier an
Michelangelos Namen anknüpfende, verfolgen; und

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Becker, Die Reniviem-Biiste.
 
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