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Kantorowicz, Gertrud: Über den Märchenstil der Malerei und die Sienesische Kunst des Quattocento
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.48631#0249
refultat bodj nidjt mehr SBirflid^eit tn§ 35ttb hineingeleitet ift, als
eben bie märchenhafte (Stimmung erträgt.*)
©S märe unfdjmer nadjgumeifen — unb fd^on bie bisherige
Unterfudjung ergab eS mehrfach — bajj bie SRifdjung naturaliftifdjer
unb antinaturaliftifdjer ßüge nicht nur bie «Räumlichfeit, fonbern
audj alle übrigen ©lemente beS SJlärdjenbilbeS charafterifiert. ©eftalt
unb ©ruppe, ©emanb unb ©erät, $elsz ©ier unb ^ßflange, fie alle
geigen in gorm unb $arbe jene SBedjfelwirfung flächenhaft abftrafter
unb förperljaft lebenbiger (Stilifierung, bie ben ©inbrud tjalber
Unmirflidjfeit, üergauberten SebenS, furg ben märchenhafter ^Realität
herüorbringt.**) §)ier aber, mo nicht 23oHftänbigfeit/ fonbern
^eftfteUung ber ©efidjtSpunfte bie Aufgabe ift, genügt biefer
^inmeiS, unb ich öerfolge nur nodj an gmei §auptpunften ba§
*) ©ie greSten ©omenicoS unterftheiben fid) tropbem bon ben übrigen
Sienefifchen SJlalereien. ©enn meil für ipn baS SRärcfjen nid)t fomopl Erfüllung
al§ ßmang ift, eper Mangel als ßiel, fo feplt ipm oft bie fttllftiftpe ©tnpett, bie
feine geitgenoffen befipen. ©r mtrtt fo unboUtommener als Sftaler bon geringerem
können unb SßoHen. £>in unb per geriffen gmifcpen gmei Sppären genügt er
feiner. 33alb fteigert er gcmaltfam bie ©röpe beS ScpauplapeS unb päuft bie
perfpeftibtfdjen ©Infälle; Salb mieber, als Tonne er fidj bon ber berlaffenen un»
mlrtlitpen SBelt nicpt loSreipen, übertreibt er bie Starrpeit ber Sinien bis tnS
®rote§fe. (SS ift übrigens cparafteriftifcp, bap er, ber am menigften im SDtärcpen
-gieimifcpe, ausgeprägter ppantaftlfcp ift als bie übrigen Sienefen. ©r erfinbet
feltfame Sofiüme, gefpreigte ©eften unb ©rimaffen, als mode er burcp foldjje
Betonung beS Unnatürlichen bie gu meit getriebene SßirtlidjteltSillufion auS-
gleitfjen. SJlan fönnte ©omenicoS Sßlrfungen mit benen beS SlunftmärdhenS ber-
gleichen; betben tft baS felbftberftänbltdje ßufammenleben beS konträren nicht
mehr faßbar, unb fo fteUen fie mlUtürlith SRotibe aus toirflichen unb untoirtlidhen
Sphären -jufammen, opne ben geheimniSboHen ©leidhgemichtSpuntt beS toapren
SRärtpenS finben §u fönnen, in bem ftdh ^iefe begegnen. — 93ei biefer ©elegenpeit
möchte ich nodh auf ^Wei gang anberen ©ebieten angehörige Wrchenmirfungen
hinmeifen, bie, mie idj glaube, auf bemfelben gufammentreffen naturatiftifcher
unb linear ftilifierenber ©lemente beruhen: (Sinmal auf fpätgotifcfje portale, bie
baS urfprünglidje geometrifcpe gotifcfje SRa^merf, unter ^Beibehaltung feiner
£>auptlinienführung, in blatt= unb frudptgefipmüctteS Sianfenmert bermanbelt
haben. SlnberfeitS auf bie fRofenpetfen beutfdjer unb nteberlänbifdher 2Rabonnen-
bilber, mo umgefehrt baS -ftaturgebilbe ber Otanfrofen gu ben geometrtfchen formen
bon Saube unb Spalier geflochten mirb. Selbe machen einen burtpauS märd)en-
haften ©inbrucf, ber botp — maS mefentltdh ift — hier auSfcpllefjlich im formalen
begrünbet fein Tann.
**) 3- &em ftilifiert ibealen Srofatgemanb mifdjt fich bie ßeittracfjt; um
ben ftufenförmig gebilbeten trecenttftifchen Reifen blühen naturmapr beobachtete
sßflangen, fpringen lebenbtg gefehene ©iere; ftreng gefügte -gjauptpruppen merben
bon lotter gefügten Stebengruppen umfpielt ufio.
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eben bie märchenhafte (Stimmung erträgt.*)
©S märe unfdjmer nadjgumeifen — unb fd^on bie bisherige
Unterfudjung ergab eS mehrfach — bajj bie SRifdjung naturaliftifdjer
unb antinaturaliftifdjer ßüge nicht nur bie «Räumlichfeit, fonbern
audj alle übrigen ©lemente beS SJlärdjenbilbeS charafterifiert. ©eftalt
unb ©ruppe, ©emanb unb ©erät, $elsz ©ier unb ^ßflange, fie alle
geigen in gorm unb $arbe jene SBedjfelwirfung flächenhaft abftrafter
unb förperljaft lebenbiger (Stilifierung, bie ben ©inbrud tjalber
Unmirflidjfeit, üergauberten SebenS, furg ben märchenhafter ^Realität
herüorbringt.**) §)ier aber, mo nicht 23oHftänbigfeit/ fonbern
^eftfteUung ber ©efidjtSpunfte bie Aufgabe ift, genügt biefer
^inmeiS, unb ich öerfolge nur nodj an gmei §auptpunften ba§
*) ©ie greSten ©omenicoS unterftheiben fid) tropbem bon ben übrigen
Sienefifchen SJlalereien. ©enn meil für ipn baS SRärcfjen nid)t fomopl Erfüllung
al§ ßmang ift, eper Mangel als ßiel, fo feplt ipm oft bie fttllftiftpe ©tnpett, bie
feine geitgenoffen befipen. ©r mtrtt fo unboUtommener als Sftaler bon geringerem
können unb SßoHen. £>in unb per geriffen gmifcpen gmei Sppären genügt er
feiner. 33alb fteigert er gcmaltfam bie ©röpe beS ScpauplapeS unb päuft bie
perfpeftibtfdjen ©Infälle; Salb mieber, als Tonne er fidj bon ber berlaffenen un»
mlrtlitpen SBelt nicpt loSreipen, übertreibt er bie Starrpeit ber Sinien bis tnS
®rote§fe. (SS ift übrigens cparafteriftifcp, bap er, ber am menigften im SDtärcpen
-gieimifcpe, ausgeprägter ppantaftlfcp ift als bie übrigen Sienefen. ©r erfinbet
feltfame Sofiüme, gefpreigte ©eften unb ©rimaffen, als mode er burcp foldjje
Betonung beS Unnatürlichen bie gu meit getriebene SßirtlidjteltSillufion auS-
gleitfjen. SJlan fönnte ©omenicoS Sßlrfungen mit benen beS SlunftmärdhenS ber-
gleichen; betben tft baS felbftberftänbltdje ßufammenleben beS konträren nicht
mehr faßbar, unb fo fteUen fie mlUtürlith SRotibe aus toirflichen unb untoirtlidhen
Sphären -jufammen, opne ben geheimniSboHen ©leidhgemichtSpuntt beS toapren
SRärtpenS finben §u fönnen, in bem ftdh ^iefe begegnen. — 93ei biefer ©elegenpeit
möchte ich nodh auf ^Wei gang anberen ©ebieten angehörige Wrchenmirfungen
hinmeifen, bie, mie idj glaube, auf bemfelben gufammentreffen naturatiftifcher
unb linear ftilifierenber ©lemente beruhen: (Sinmal auf fpätgotifcfje portale, bie
baS urfprünglidje geometrifcpe gotifcfje SRa^merf, unter ^Beibehaltung feiner
£>auptlinienführung, in blatt= unb frudptgefipmüctteS Sianfenmert bermanbelt
haben. SlnberfeitS auf bie fRofenpetfen beutfdjer unb nteberlänbifdher 2Rabonnen-
bilber, mo umgefehrt baS -ftaturgebilbe ber Otanfrofen gu ben geometrtfchen formen
bon Saube unb Spalier geflochten mirb. Selbe machen einen burtpauS märd)en-
haften ©inbrucf, ber botp — maS mefentltdh ift — hier auSfcpllefjlich im formalen
begrünbet fein Tann.
**) 3- &em ftilifiert ibealen Srofatgemanb mifdjt fich bie ßeittracfjt; um
ben ftufenförmig gebilbeten trecenttftifchen Reifen blühen naturmapr beobachtete
sßflangen, fpringen lebenbtg gefehene ©iere; ftreng gefügte -gjauptpruppen merben
bon lotter gefügten Stebengruppen umfpielt ufio.
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