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Bellermann, Christian Friedrich
Über die ältesten christlichen Begräbnissstätten und besonders die Katakomben zu Neapel mit ihren Wandgemälden: ein Beitrag zur christlichen Alterthumskunde — Hamburg: bei Friedrich Perthes, 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.74040#0024
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weshalb noch daneben eine Kirche über der Erde errichtet werden musste, in
welche nun ein Theil der Feierlichkeit verlegt worden ist.
Wir übergehen ähnliche Beschreibungen anderer alter Cömeterien, unter denen
vornehmlich die römische Krypte des heiligen Sebastian zu einer grossen Berühmt-
heit gelangte durch die allgemeine Annahme, dass darin die Apostel Petrus und
Paulus begraben worden seien. Der römische Bischof Damasus ss 384) schmückte
diesen Ort, nachdem man schon die Gebeine der genannten Apostel in den Ge-
wölben von St. Peter und St. Paul anbetete, mit einer Inschrift in einigen Versen,
welche noch vorhanden sind, und welche die Verehrung, die man diesem Orte
fortwährend widmete, beweisen.1) Ausserhalb des römischen Gebietes stand im
vierten und sünsten Jahrhundert besonders die Krypte bei Nola in hohem Ansehn,
in welcher das Grab des im dritten Jahrhundert gestorbenen Presbyters Felix von
Nola verehrt wurde, wie uns hiervon der Bischof Meropius Paulinus von Nola
(f 431) in seinen Briefen und Gedichten umständliche Nachricht giebt.
Diese verschiedenen Erwähnungen und Schilderungen der alten Begräbniss-
stätten zeigen uns deutlich, in welchem Ansehn diese im vierten und fünsten Jahr-
hundert standen, und wie sie die Andacht und Liebe des Volks fortwährend in
Anspruch nahmen. Ihr kirchlicher Gebrauch erhielt sich im Allgemeinen bis zum
siebenten und achten Jahrhundert. Vorzüglich wurden in ihnen die Festtage der
dort ruhenden und angebeteten Märtyrer begangen, aber auch ausserdem waren sie
der Andacht der Gemeine fortwährend geöffnet. Um aber die Menge der Anbe-
tenden zu fassen, mussten in dieser Periode ihre unterirdischen Gänge immer mehr
erweitert oder mit grösseren Hallen vermehrt werden, andern Theils legte man nun
auch geräumigere Gebäude über jenen an, die an den Festtagen zum gemeinschaft-
lichen Gebete und zum Anhören der Predigt dienten, während die unterirdischen
Räume zur Feier des Abendmahls in der Nähe des Märtyrergrabes bestimmt blie-
ben. Jene über der Krypte aufgerichtete Kirche wurde nun auch oft Cömeterium
genannt, die Krypte dagegen, weil hier die Gemeine durch die Theilnahme an dem
Abendmahl sich zum Glauben an Christum bekannte, hiess die Confession. Auf
diese Weise sind die unterirdischen Stockwerke vieler alten Kirchen entstanden.

]) Bibliotheca patrum ed. Galland. Tom. VI. pag. 346.
 
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