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Bellermann, Christian Friedrich
Über die ältesten christlichen Begräbnissstätten und besonders die Katakomben zu Neapel mit ihren Wandgemälden: ein Beitrag zur christlichen Alterthumskunde — Hamburg: bei Friedrich Perthes, 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.74040#0026
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sein kirchlichen Gebrauch, das fernere Begraben der Todten in denselben, und
daher wurden auch jetzt noch die alten unterirdischen Grabstätten mit neuen Gän-
gen und Hallen vermehrt. Das Verlangen, in der Nähe jener heiligen Märtyrer zu
ruhen, überwand die Schwierigkeiten, die das Material ost darbot. Die Bischöfe
gingen mit ihrem Beispiele überall auch hierin der Gemeine voran. In Rom wur-
den die Bischöfe bis in die Mitte des fünften Jahrhunderts nur in den alten Krypten
oder damit zusammenhängenden Grabkapellen beigesetzt. Leo der Grosse war der
erste, der, als er 462 gestorben war, nicht mehr in einer Katakombe, sondern in
dem Vestibulum der Sacristei der Peterskirche begraben wurde. Die Gemeinen
aber blieben noch länger der alten Sitte treu, oder es wurde ihnen erst später ge-
stattet, den Bischöfen und vornehmsten weltlichen Personen darin nachzuahmen, dass
sie auch ihre Todten in den Vorhöfen der Stadtkirchen und endlich in den unter-
irdischen Gewölben derselben begraben liessen. Aus den römischen Katakomben
sind Grabschristen vorhanden, welche noch Consulate aus der zweiten Hälste des
sechsten Jahrhunderts aufweisen. ') In den Neapolitanischen und Sicilianischen Ka-
takomben wurde bis ins neunte und zelinte Jahrhundert begraben.
Im Ganzen hing aber die fortgesetzte Verehrung der alten Crypten und
die Dauer ihrer Benutzung zu Begräbnissorten mit dem Unversehrtbleiben der dor-
tigen Märtyrergräber zusammen. Sobald man anfing, die darin befindlichen Mär-
tyrergebeine nach und nach in die Stadtkirchen zu bequemerer Verehrung zu ver-
setzen, so erkaltete auch der Eifer sür jene Oerter, und ungeachtet mancher Ver-
suche von Seiten der Bischöfe, die Ausmerksamkeit der Gemeinen wieder wie
früher dahin zu lenken, hörte doch endlich ihr kirchlicher Gebrauch ganz auf. Sie
blieben nur als eine Erinnerung aus der alten Kirche stehen, wurden später öfter
noch, namentlich in Rom, als die Fundgruben der von der katholischen Kirche fort-
während verehrten Gebeine der Märtyrer benutzt, geriethen aber dennoch in den
Verfall, in welchem wir sie jetzt in Rom, in Unteritalien und in Sicilien sehen.
Wir wenden aber unsern Blick noch einmal auf jene Zeit zurück, in wel-
cher die alten christlichen Grabstätten im höchsten Ansehn standen, und be-
trachten zuerst noch genauer die daselbst gehaltenen Festlichkeiten. Es war,

^ Boldetti, osservazioni sopra i cimiterj di Roma. Vol. I. pag. 86
 
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