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liegend, den Tod sich wünscht. Hiob, allein auf einem Hügel sitzend, oder von
seinem Weibe und seinen Freunden umgeben. Die drei Männer im feurigen
Ofen; bald stehen sie allein in den Flammen, bald sieht man den Engel neben
ihnen. Ein Bild des göttlichen Schutzes, der dem standhasten Bekenner seines
Glaubens zu Theil wird. Eben so Daniel unter den Löwen. Er steht mit
ausgebreiteten Armen, die alt - christliche Stellung zum Gebet, zwischen zwei Löwen.
Tobias, am Fische kenntlich, den er an einer Schnur in der Hand trägt. Das
Bild göttlichen Geleites und Schutzes, und durch den heilbringenden Fisch, seines
symbolischen Sinnes wegen, noch besonders bedeutungsvoll.
Das sind die am meisten sich wiederholenden Bilder des Alten Testaments.
Bemerkenswerth ist auch bei manchen dieser Bilder die dem Alterthume angehö-
rende Behandlungsweise, und selbst manche Einmischung heidnischer Mythologie.
So stellt das mittlere Bild in einem Deckengemälde der Katakombe des Calixt1)
den thracischen Orpheus vor, wie er mit seiner Leier die um ihn versammelten
Thiere besänftigt, und rings herum befinden sich Bilder aus dem Alten und Neuen
Testamente. Orpheus, mit seiner Gewalt über die Natur, ist hier offenbar eine
Allegorie auf Christus, welcher auch in dem daneben befindlichen Deckengemälde
als guter Hirte neben vielen Schaafen dargestellt ist. So finden wir auf einer alten
Mosaik Theseus mit dem Minotaurus als Seitenstück zu David und Goliath. 2)
Aus einem Sarkophage mit der Himmelfahrt des Elias wird der Jordan durch einen
unter dem Viergespann liegenden Flussgott mit der Wasserurne dargestellt, 3) und
auf einer christlichen Grabeslampe sind Sonne und Mond durch Apoll und Diana
personificirt. 4) So erscheinen endlich oft als Ausschmückung auf christlichen Grab-
gewölben bacchische Symbole, wie der Panther, der Bock, die auf den Tod eine
Beziehung haben.5) Auch dies beweiset, wie die ältesten christlichen Kunstdar-
') Bottari Tom. II. Tab. LXIII. Bosio p. 239., und ein ähnliches Bild p. 255
2) Ciampini vetera monum. T. II. p. 4. und Tab. II.
3) Bottari Tom. I. Tabb. XXVII. XXIX.
4) Bellori 1. c. III. T. 29.
5) S. unsere Taf. IV. In den bacchischen Mysterien war Dionysos der Herr der Natur, Schöpfer der
Seelen und Lenker ihrer Schicksale; er führte sie auch zum Himmel zurück. Creuzer Symbol, u. Mythol
Thl. III. S. 408. Daher die bacchischen Attribute auf Grabgemälden und Gräbervasen, daher der Löwe, Hirsch,
Panther als Wandverzierungen etruskischer Gräber. Micali, l'ltalia avanti il dom. dei Rom. Tav.LXVII.
E¥
liegend, den Tod sich wünscht. Hiob, allein auf einem Hügel sitzend, oder von
seinem Weibe und seinen Freunden umgeben. Die drei Männer im feurigen
Ofen; bald stehen sie allein in den Flammen, bald sieht man den Engel neben
ihnen. Ein Bild des göttlichen Schutzes, der dem standhasten Bekenner seines
Glaubens zu Theil wird. Eben so Daniel unter den Löwen. Er steht mit
ausgebreiteten Armen, die alt - christliche Stellung zum Gebet, zwischen zwei Löwen.
Tobias, am Fische kenntlich, den er an einer Schnur in der Hand trägt. Das
Bild göttlichen Geleites und Schutzes, und durch den heilbringenden Fisch, seines
symbolischen Sinnes wegen, noch besonders bedeutungsvoll.
Das sind die am meisten sich wiederholenden Bilder des Alten Testaments.
Bemerkenswerth ist auch bei manchen dieser Bilder die dem Alterthume angehö-
rende Behandlungsweise, und selbst manche Einmischung heidnischer Mythologie.
So stellt das mittlere Bild in einem Deckengemälde der Katakombe des Calixt1)
den thracischen Orpheus vor, wie er mit seiner Leier die um ihn versammelten
Thiere besänftigt, und rings herum befinden sich Bilder aus dem Alten und Neuen
Testamente. Orpheus, mit seiner Gewalt über die Natur, ist hier offenbar eine
Allegorie auf Christus, welcher auch in dem daneben befindlichen Deckengemälde
als guter Hirte neben vielen Schaafen dargestellt ist. So finden wir auf einer alten
Mosaik Theseus mit dem Minotaurus als Seitenstück zu David und Goliath. 2)
Aus einem Sarkophage mit der Himmelfahrt des Elias wird der Jordan durch einen
unter dem Viergespann liegenden Flussgott mit der Wasserurne dargestellt, 3) und
auf einer christlichen Grabeslampe sind Sonne und Mond durch Apoll und Diana
personificirt. 4) So erscheinen endlich oft als Ausschmückung auf christlichen Grab-
gewölben bacchische Symbole, wie der Panther, der Bock, die auf den Tod eine
Beziehung haben.5) Auch dies beweiset, wie die ältesten christlichen Kunstdar-
') Bottari Tom. II. Tab. LXIII. Bosio p. 239., und ein ähnliches Bild p. 255
2) Ciampini vetera monum. T. II. p. 4. und Tab. II.
3) Bottari Tom. I. Tabb. XXVII. XXIX.
4) Bellori 1. c. III. T. 29.
5) S. unsere Taf. IV. In den bacchischen Mysterien war Dionysos der Herr der Natur, Schöpfer der
Seelen und Lenker ihrer Schicksale; er führte sie auch zum Himmel zurück. Creuzer Symbol, u. Mythol
Thl. III. S. 408. Daher die bacchischen Attribute auf Grabgemälden und Gräbervasen, daher der Löwe, Hirsch,
Panther als Wandverzierungen etruskischer Gräber. Micali, l'ltalia avanti il dom. dei Rom. Tav.LXVII.
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