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Bellermann, Christian Friedrich
Über die ältesten christlichen Begräbnissstätten und besonders die Katakomben zu Neapel mit ihren Wandgemälden: ein Beitrag zur christlichen Alterthumskunde — Hamburg: bei Friedrich Perthes, 1839

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.74040#0052
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man neben dem Namen des Verstorbenen die Angaben seines Alters, oft von den
Hinterbliebenen mit liebender Sorgfalt bis auf Tag und Stunde berechnet, doch
auch nicht selten nur in einer ungesähren Angabe des Jahrs, wenn kein genaueres
Datum bekannt war. Dieser Art sind folgende: Irene, welche 5 Monate 25 Tage
lebte. (Mit dem Bilde des Phönix oder der Taube auf einem Palmzweige.) —
Arecusa. Im Frieden. Sie lebte gegen siebenzehn Jahr. ') (Mit einem Weingefässe. )
Häufig sind auch die verwandtschaftlichen Verhältnisse zwischen dem Todten und
dem, der ihn bestattete, angegeben, wobei dann oft die Liebe oder die Dankbarkeit
ein rühmendes Wort über den Todten ausspricht: Dem Oblunius Procullianus, dem
treuen Vater, welcher 56 Jahr 5 Monat 10 Tage alt wurde, setzte diesen Stein die
zärtliche Tochter. — Der theuersten Mutter Decembrina. Im Frieden. — Dem theu-
ren Gatten Vigilius. — Der Euphrosine, der theuersten und süssesten Gattin, setzte
diesen Stein Onesimus, der Gatte. — Dem Dorotheus, dem süssesten Kinde, wel-
ches 6 Monat 20 Tage und 3 Stunden lebte. Im Frieden. (Daneben das Bild der
Taube mit dem Oelzweige.) — Aufidius, der Bruder, seinem treuen Junius Faustinus.
— Der theuren Schwester Helvia setzte diesen Stein ihre Schwester. 2)
Eigenthümlich aber ist den christlichen Inschriften nicht sowohl diese Sprache
der Liebe, welche auch auf vielen heidnischen Grabsteinen oft auf eine schöne und
ergreifende Weise redet, sondern der fromme Glaube, der christliche Geist, der an
den Gräbern voll Ergebung das Gegenwärtige erträgt, voll Hoffnung in die Zu-
kunft blickt, und das irdische Leben niemals anders als in der genauesten Verbin-
dung mit der Ewigkeit auffasst. Dieser christliche Geist hat natürlich auch seine
eigene Sprachweise, die sich auch auf den Grabschriften mannigfaltig darstellt.
Hierher gehört der am häufigsten vorkommende Ausdruck: in pace, im Frieden,
in welchen Zustand der Christ die Seinen nach dem Kampfe in dieser Welt ein-
') Der Umfang dieser Schrift erlaubt es nicht, alle oben angeführte Inschriften auch im Original bei-
zufügen. Nur zur Probe für den Leser, dem die Werke des Bosio, Aringhi, Boldetti u. A. nicht leicht zu-
gänglich sein dürften, sei es erlaubt eine und die andere hier unten beizufügen. Die Inschriften sind genau
mit allen grammatischen und orthographischen Unrichtigkeiten, die leicht als solche zu erkennen sind, wieder-
gegeben: IRENE QVE ARECVSA IN PACE VIXIT ANN.
VICXIT MENSIS V. DIES XXV. PLVS MINVS XVII.
Boldetti pag. 365. 378.
2) Boldetti pag. 388. 389. 383. 372. 362. 382.
 
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