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Zeit, in welcher zwar die Kirche Verfolgungen erlitt, jedoch mehr in den Pro-
vinzen als in Rom.
Aber an diese noch bescheidenen Zahlen schliessen sich andere Inschristen an,
nach welchen in einem Grabe 150, — 269, — 550 Märtyrer ') ruheten, bei wel-
cher Progression es allerdings nicht weiter auffallen kann, dass die Inschrist am
Eingänge in die Katakombe des heiligen Calixt aussagt, es lägen darin 174000
Märtyrer begraben.2) Wie wäre es einer versolgten Gemeine möglich gewesen,
so viele Leiber ihrer Leidensgenossen den Händen ihrer Mörder zu entreissen und
zu begraben? Hier liegen die Uebertreibungen am Tage, die ihren Grund theils
darin haben, dass man im vierten und fünften Jahrhundert alle in der früheren Pe-
riode entstandenen Christengräber für Märtyrergräber hielt, theils auch darin, dass
man schon damals manche verbleichende Inschrift salsch las und auslegte.3) Nir-
gends hat man in den römischen Katakomben so weite und tiefe Gräber entdeckt,
dass sie eine grössere Anzahl von Körpern als höchstens zwei oder drei hätten ber-
gen können. Erst nach der Periode der Verfolgungen entstanden beim Aufräumen
und Wiederherstellen der alten verfallenden Gräber solche Aufhäufungen, wie die
von Prudentius erwähnte, die man dann, ähnlich einer srüheren heidnischen Sitte,
Polyandria nannte.
Verschiedene Gegenstände in den Katakomben.
Die heidnisch - römischen und griechischen Gräber so wie die etruskischen sind
bekanntlich eine reiche Fundgrube bewun derswerther Werke der Kunst in Marmor,
Thon und Metall; die römischen, neapolitanischen und sicilianischen Katakomben
') Boldetti pag. 233.: Rufinus et Christi Martyres CL. — Bosio pag. 33.: Loc. Ma. CCLXVIIII in C. —
Boldetti pag. 233.: Marcella et Christi Martyres CCCCCL.
2) Bosio pag. 178.: .... centum septuaginta quatuor millium sanctorum martyrum ... quorum ibi cor-
pora in pace sepulta sunt....
3) Diese Neigung, überall Märtyrergräber zu erblicken, geht bis auf die neuesten Zeiten, und gelehrte
römische Archäologen lassen sich noch davon hinreissen. Pietro Visconti, in seiner Sposizione d'alcune
antiche iscrizioni cristiane (Dissertaz. dell' Accadem. Rom. di Archeologia. T. II. pag. 621) liest eine In-
schrift aus Boldetti pag. 435, die aus dem Worte TIGRINA zwischen zwei Monogrammen Christi, mit dar-
unter gesetzter Zahl XXXX besteht, in seinem Eifer TRIGINTA, und fügt die Conjectur hinzu, dass zu
den anfangs hier begrabenen dreissig Märtyrern vielleicht in der Folge noch zehn andere hinzugekommen
sein könnten. Der Stein, der wahrscheinlich dem vierten oder fünften Jahrhundert angehört, sagt aber
wohl nichts weiter, als dass hier eine Christin Namens Tigrina begraben lag, die vierzig Jahr alt wurde.
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Zeit, in welcher zwar die Kirche Verfolgungen erlitt, jedoch mehr in den Pro-
vinzen als in Rom.
Aber an diese noch bescheidenen Zahlen schliessen sich andere Inschristen an,
nach welchen in einem Grabe 150, — 269, — 550 Märtyrer ') ruheten, bei wel-
cher Progression es allerdings nicht weiter auffallen kann, dass die Inschrist am
Eingänge in die Katakombe des heiligen Calixt aussagt, es lägen darin 174000
Märtyrer begraben.2) Wie wäre es einer versolgten Gemeine möglich gewesen,
so viele Leiber ihrer Leidensgenossen den Händen ihrer Mörder zu entreissen und
zu begraben? Hier liegen die Uebertreibungen am Tage, die ihren Grund theils
darin haben, dass man im vierten und fünften Jahrhundert alle in der früheren Pe-
riode entstandenen Christengräber für Märtyrergräber hielt, theils auch darin, dass
man schon damals manche verbleichende Inschrift salsch las und auslegte.3) Nir-
gends hat man in den römischen Katakomben so weite und tiefe Gräber entdeckt,
dass sie eine grössere Anzahl von Körpern als höchstens zwei oder drei hätten ber-
gen können. Erst nach der Periode der Verfolgungen entstanden beim Aufräumen
und Wiederherstellen der alten verfallenden Gräber solche Aufhäufungen, wie die
von Prudentius erwähnte, die man dann, ähnlich einer srüheren heidnischen Sitte,
Polyandria nannte.
Verschiedene Gegenstände in den Katakomben.
Die heidnisch - römischen und griechischen Gräber so wie die etruskischen sind
bekanntlich eine reiche Fundgrube bewun derswerther Werke der Kunst in Marmor,
Thon und Metall; die römischen, neapolitanischen und sicilianischen Katakomben
') Boldetti pag. 233.: Rufinus et Christi Martyres CL. — Bosio pag. 33.: Loc. Ma. CCLXVIIII in C. —
Boldetti pag. 233.: Marcella et Christi Martyres CCCCCL.
2) Bosio pag. 178.: .... centum septuaginta quatuor millium sanctorum martyrum ... quorum ibi cor-
pora in pace sepulta sunt....
3) Diese Neigung, überall Märtyrergräber zu erblicken, geht bis auf die neuesten Zeiten, und gelehrte
römische Archäologen lassen sich noch davon hinreissen. Pietro Visconti, in seiner Sposizione d'alcune
antiche iscrizioni cristiane (Dissertaz. dell' Accadem. Rom. di Archeologia. T. II. pag. 621) liest eine In-
schrift aus Boldetti pag. 435, die aus dem Worte TIGRINA zwischen zwei Monogrammen Christi, mit dar-
unter gesetzter Zahl XXXX besteht, in seinem Eifer TRIGINTA, und fügt die Conjectur hinzu, dass zu
den anfangs hier begrabenen dreissig Märtyrern vielleicht in der Folge noch zehn andere hinzugekommen
sein könnten. Der Stein, der wahrscheinlich dem vierten oder fünften Jahrhundert angehört, sagt aber
wohl nichts weiter, als dass hier eine Christin Namens Tigrina begraben lag, die vierzig Jahr alt wurde.
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