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römischen Archäologen entdeckte rothe Farbe ist demnach nichts Anderes als der
in dem Gefässe aufgetrocknete rothe Wein der Eucharistie. Denn obgleich die
alte Kirche die Farbe des Weins beim Abendmahl sür eine gleichgültige Sache
erklärte, so war doch der rothe Wein in allen südlichen Ländern als der häufigere
und beliebtere auch bei dem Abendmahle am meisten in Gebrauch. ')
Endlich werde unter den verschiedenen Gegenständen, die aus den Katakomben
hervorgezogen worden sind, der Ziegeln Erwähnung gethan, die man öfters zum
Verschliessen der einzelnen Graböffnungen anwendete, wenn man sich nicht dazu
natürlicher Steine bediente. Diese Ziegeln aus gebrannter Lehmerde sind durch
die Inschriften merkwürdig, die vielen derselben in Form eines runden Siegels ein-
gedrückt sind, und auf welchen man in zwei oder drei concentrischen Ringen die
Angaben findet, auf wessen Grund und Boden die Ziegelfabrik gestanden, oder wie
der Ziegelbrenner selbst geheissen, und in welchem Jahre die Ziegeln gefertigt
worden sind. So liest man zum Beispiel: Töpfergeschirr von den Landgütern des
Kaisers Nero. — Von den Landgütern des Kaisers Aurelius und der Faustina Tö-
pfergeschirr aus der Ziegelbrennerei des Pontus. — Aus der Ziegelbrennerei des
Q. Asinius Marcellus unter dem Consulate des Petinus und Aproniamus (d. i. im
Jahre 123). 2) In der Mitte dieser kreisförmigen Inschriften befindet sich oft noch
ein kleines Bildchen, das Zeichen der Fabrik. Indessen gehören diese Ziegelsteine
keinesweges ursprünglich den Katakomben an; sie waren vielmehr zu den alten rö-
mischen Bauten bestimmt, nach deren Verfall sie erst von den Christen zu dem
angegebenen Zwecke benutzt wurden. Denn an vielen anderen Stellen Roms und
der Umgegend, auf dem Quirinal, in den Thermen des Diocletian, im Circus Ma-
ximus, in den Gärten des Hadrian in Tivoli, sind ganz gleiche Ziegeln gefunden
worden, und werden jetzt in vielen Sammlungen aufbewahrt. 3) Die mit einem
Zeitdatum versehenen gehören fast alle dem ersten und zweiten Jahrhunderte an,
') Augusti Handbuch der christl. Archäologie. Th. 2. S. 688.
2) Opus doliare ex praedis Augustorum N. N. (nostrorum). — Op. d. ex pr. Aug. Neroni. — Ex pr
Aurel. Caes. et Faustin. Aug. opus dol. ex figl. (figlina) Ponti. — Ex sig. Q. Asini Marcel, opu. dol. Paet.
et Apro. Cos. S. Boldetti pag. 527 — 534. Noch mehr findet man gesammelt bei Fabretti 1. c. cap. VII.
Donius Inscript. antiq. Florent. 1731. pag. 97. seq. Muratori, nov. thesaur. vet. inscr. Tom. I. pag. 495. seq.
3) Auch das königl. Antiquarium zu Berlin besitzt eine beträchtliche Anzahl solcher alten Ziegeln mit
Inschriften.
römischen Archäologen entdeckte rothe Farbe ist demnach nichts Anderes als der
in dem Gefässe aufgetrocknete rothe Wein der Eucharistie. Denn obgleich die
alte Kirche die Farbe des Weins beim Abendmahl sür eine gleichgültige Sache
erklärte, so war doch der rothe Wein in allen südlichen Ländern als der häufigere
und beliebtere auch bei dem Abendmahle am meisten in Gebrauch. ')
Endlich werde unter den verschiedenen Gegenständen, die aus den Katakomben
hervorgezogen worden sind, der Ziegeln Erwähnung gethan, die man öfters zum
Verschliessen der einzelnen Graböffnungen anwendete, wenn man sich nicht dazu
natürlicher Steine bediente. Diese Ziegeln aus gebrannter Lehmerde sind durch
die Inschriften merkwürdig, die vielen derselben in Form eines runden Siegels ein-
gedrückt sind, und auf welchen man in zwei oder drei concentrischen Ringen die
Angaben findet, auf wessen Grund und Boden die Ziegelfabrik gestanden, oder wie
der Ziegelbrenner selbst geheissen, und in welchem Jahre die Ziegeln gefertigt
worden sind. So liest man zum Beispiel: Töpfergeschirr von den Landgütern des
Kaisers Nero. — Von den Landgütern des Kaisers Aurelius und der Faustina Tö-
pfergeschirr aus der Ziegelbrennerei des Pontus. — Aus der Ziegelbrennerei des
Q. Asinius Marcellus unter dem Consulate des Petinus und Aproniamus (d. i. im
Jahre 123). 2) In der Mitte dieser kreisförmigen Inschriften befindet sich oft noch
ein kleines Bildchen, das Zeichen der Fabrik. Indessen gehören diese Ziegelsteine
keinesweges ursprünglich den Katakomben an; sie waren vielmehr zu den alten rö-
mischen Bauten bestimmt, nach deren Verfall sie erst von den Christen zu dem
angegebenen Zwecke benutzt wurden. Denn an vielen anderen Stellen Roms und
der Umgegend, auf dem Quirinal, in den Thermen des Diocletian, im Circus Ma-
ximus, in den Gärten des Hadrian in Tivoli, sind ganz gleiche Ziegeln gefunden
worden, und werden jetzt in vielen Sammlungen aufbewahrt. 3) Die mit einem
Zeitdatum versehenen gehören fast alle dem ersten und zweiten Jahrhunderte an,
') Augusti Handbuch der christl. Archäologie. Th. 2. S. 688.
2) Opus doliare ex praedis Augustorum N. N. (nostrorum). — Op. d. ex pr. Aug. Neroni. — Ex pr
Aurel. Caes. et Faustin. Aug. opus dol. ex figl. (figlina) Ponti. — Ex sig. Q. Asini Marcel, opu. dol. Paet.
et Apro. Cos. S. Boldetti pag. 527 — 534. Noch mehr findet man gesammelt bei Fabretti 1. c. cap. VII.
Donius Inscript. antiq. Florent. 1731. pag. 97. seq. Muratori, nov. thesaur. vet. inscr. Tom. I. pag. 495. seq.
3) Auch das königl. Antiquarium zu Berlin besitzt eine beträchtliche Anzahl solcher alten Ziegeln mit
Inschriften.