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Bellermann, Christian Friedrich
Über die ältesten christlichen Begräbnissstätten und besonders die Katakomben zu Neapel mit ihren Wandgemälden: ein Beitrag zur christlichen Alterthumskunde — Hamburg: bei Friedrich Perthes, 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.74040#0082
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letzten Christenverfolgung unter den Kaisern Diocletian und Galerius im Jahre 303
den Märtyrertod bei Puteoli erlitten haben soll. Sein Leichnam wurde, jenen spä-
teren Berichten zufolge, anfangs bei Puteoli von Christenhänden begraben, später
aber von dem Bischof von Neapel Johannes I. (j 432) an diesen Ort gebracht,
damit er zu besserer Verehrung eines ihn als Heiligen und Wunderthäter anrufen-
den Volkes neben anderen christlichen Gräbern ruhe. Die weit verbreitete Ver-
ehrung dieses Märtyrers Januarius, die, wie in der Geschichte der neapolitanischen
Katakomben nachgewiesen werden soll, sich auch durch mancherlei Zeugnisse bis zum
fünften Jahrhundert hinaus verfolgen lässt, stellt daher der Annahme nichts entgegen,
dass diese Märtyrerkirche schon im fünften Jahrhundert ein Vereinigungsort frommer
Christen zu Gebet und Abendmahl gewesen sei. Doch ist sie keinesweges der
älteste Theil des ganzen Cömeteriums.
Wir treten jetzt in den neben der Märtyrerkirche liegenden Raum, den grössten
in dem untern Stockwerke der Katakomben Taf. XIII. B. Er hat seinen eigenen
vordem Eingang durch das grosse Thor, 5, steht aber auch durch zwei Seiten-
thüren mit der Märtyrerkirche in Verbindung. Seine Länge ist 66 Palmen, seine
Breite vorn gegen 25, hinten über 40 Palmen. Seine Decke ist wie die aller übri-
gen Räume flach gewölbt. Dieser grosse Vorsaal, hinter welchem das eigentliche
Cömeterium anfängt, scheint weit älter zu seyn, als die Märtyrerkapelle, und ist viel-
leicht der älteste Theil der Katakombe. Dafür spricht auch das bemerkenswerthe
Deckengemälde, welches in seiner Anordnung und Ausführung sich ganz an die an-
tiken Malereien anschliesst, wie wir sie in heidnischen Grabmälern in Rom und
anderwärts finden. Leider ist dieses Deckenstück nur theilweise und beschädigt vor-
handen. Taf. III. Aber auch als Fragment zeigt es noch mit seinen verschlungenen
Kreisen und kleinen Bilderchen in farbigen Rahmen einen eigenthümlich zierlichen
Charakter und erinnert an ähnliche Wandgemälde in Pompeji und Herculanum, so
dass man versucht werden könnte, es für den Rest eines heidnisch-antiken Wer-
kes zu halten, indem die Darstellungen selbst keine bestimmten christlichen Merk-
male an sich tragen. Doch bleibt dies immer unentschieden, da ein anderes, ganz
ähnlich angelegtes Deckengemälde des obern Stockwerkes durch eine seiner Darstel-
lungen sich unläugbar als ein christliches Werk kund giebt. Vergl. Taf. IV. und
V. und das darüber Gesagte. Aber auf jeden Fall gehört dieses Deckenstück zu
 
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