Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bellermann, Christian Friedrich
Über die ältesten christlichen Begräbnissstätten und besonders die Katakomben zu Neapel mit ihren Wandgemälden: ein Beitrag zur christlichen Alterthumskunde — Hamburg: bei Friedrich Perthes, 1839

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.74040#0104
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
92

richtet, die ausserhalb der Stadt gelegene Kirche des heiligen Januarius an, wo er
beinahe zwei Jahre lebte. Diese Kirche ist, nach einer unbefangenen Auslegung
der Worte des Johannes, zwar nicht die unterirdische Kapelle selbst, aber eine da-
mals schon daneben errichtete über der Erde, und der Aufenthalt des Bischofs in
der Nähe der Katakomben hatte gewiss auch auf die Erhaltung und Verschönerung
derselben einen günstigen Einfluss. Die Kirche des heiligen Januarius vor der Stadt
war während dieser Zeit die bischöfliche Kirche, und die andächtige Gemeine hatte
jetzt doppelte Veranlassung, dorthin zu wallfahrten, sowohl um die heiligen Gräber
zu besuchen, als auch weil das Haupt der neapolitanischen Kirche daselbst seinen
Sitz hatte. Paulus that auch seinerseits alles, was in seiner Macht stand, um die
Stadtgemeine zahlreich hierher zu rufen. Johannes Diac. erzählt, dass der Bischos
während seines Aufenthaltes vor der Stadt die Kirche zu erweitern und zu verschö-
nern bemüht war, indem er einen besonderen Raum zur Aufnahme und Speisung
der Armen, ein Triclinium, und ein marmornes Taufbecken, marmoreum baptismatis
fontem, angelegt habe. Speisungen der Armen waren, wie schon bemerkt worden,
ein Gebrauch der alten Kirche, und die Taufe wurde zu jener Zeit zwar nicht mehr
ausschliesslich vom Bischof, aber doch bei hohen Festen noch von ihm verrichtet.
Da nun Paulus beinahe zwei Jahre lang auf diese vor der Stadt gelegene Märty-
rerkirche angewiesen war, so erscheint auch die Anlegung einer Taufkapelle an
diesem Orte ganz passend. Wo aber sowohl diese als auch jenes Triclinium zu
suchen sind, ob in unsern unterirdischen Katakomben, wie man gewollt hat, oder
in und bei der Kirche über der Erde, ist schwer zu bestimmen. Nach einer schon
erwähnten mündlichen Tradition befand sich ehedem in einer der obern Hallen der
Katakombe ein grosser Taufstein. Mit Gewissheit kann nur dies angenommen wer-
den, dass der Bischof Paulus während seines Exils auch den Katakomben seine Aus-
merksamkeit werde zugewendet haben, und vielleicht sind aus seiner Zeit ein Theil
der Wandmalereien, deren Reste man noch jetzt in der Märtyrerkapelle und in dem
ersten grossen Raume des obern Stockwerkes entdeckt, namentlich jene Bischofs-
bilder. Es ist hierbei nicht zu vergessen, dass es dieses und das folgende Jahrhun-
dert war, in welchem auch die römischen Päpste, namentlich Johannes VII, Gregor III,
Zacharias, Leo IV. und Nicolaus I. auf die Wiederherstellung und Ausschmückung
der alten Cömeterien grosse Sorgfalt verwendeten. Der Geist des Jahrhunderts so
 
Annotationen