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Bellermann, Christian Friedrich
Über die ältesten christlichen Begräbnissstätten und besonders die Katakomben zu Neapel mit ihren Wandgemälden: ein Beitrag zur christlichen Alterthumskunde — Hamburg: bei Friedrich Perthes, 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.74040#0119
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Für die römischen Katakomben gilt dies allerdings weniger als für die neapo-
litanischen. Denn bei Rom boten sich zu solchen Begräbnissstätten leicht die vie-
len, seit Jahrhunderten schon geöffneten und immer sich mehrenden Gänge in wei-
chem Tuffstein dar, die durch das Suchen der Puzzolane entstanden, jenes treffli-
chen Materials zur Bereitung eines dauerhaften Baumörtels, welches nicht nur bei
Puteoli, woher es den Namen Pulvis puteolanus erhielt, sondern auch bei Rom
gefunden wird, und auf dessen ausgehöhlte Gänge man selbst noch in neuerer Zeit,
bei Anlagen von grossen Bauten, gestossen ist. (Winkelmann's Werke Th. I. S. 351.)
Diese unregelmässigen Gänge boten sich schon im Alterthume nicht nur zu Schlups-
winkeln dar (Cic. pro Cluentio c. 13. Sueton. Nero c. 48.), sondern mochten auch
zu Anlagen von solchen Familiengräbern dienen, die wir, wie selbst das Grab der
Scipionen, in ihrer Construction unregelmässig finden, und so konnten diese Gänge,
wenn sie nicht mehr benutzt wurden, auch in den ersten christlichen Jahrhunderten
den bedrängten Christen ein sehr passender Schutzort für Lebendige und Todte
werden; der leicht zu bearbeitende Tuff erlaubte es, ohne grosse Mühe die einzel-
nen Gräber in den Seitenwänden durch die Fossores zu öffnen.
Aber oft mochten sich auch die einzelnen Graböffnungen schon vorfinden, wenn
nämlich jene alten Puzzolangänge in früherer Zeit von den heidnischen Römern
schon zu Grabstätten benutzt, und später, als das Verbrennen der Todten allgemei-
ner wurde, und in prachtliebender Zeit diese niederen Gänge zur Aufbewahrung der
Aschenkrüge Vielen nicht mehr würdig genug schienen, verlassen worden waren.
Ein merkwürdiges Beispiel von einem heidnischen Ansang einer später von Christen
fortgesetzten Katakombe ist die der heil. Priscilla in Rom, deren christlicher Theil
selbst sehr alt ist, wie die darin entdeckten Plafondgemälde beweisen. Aber der
Anfang ihrer Benutzung liegt in noch früherer Zeit, indem die christlichen Gräber
nur durch eine jetzt zertrümmerte Mauer von anderen Gängen geschieden sind, die
einen heidnischen Begräbnissort mit vielen Columbarnischen bilden. (Vergl. Agin-
court Vol. V. Tab. VII. 6. 7. 8. und den dazu gehörigen Text.) Aus gleiche Weise
sollen auch in den Katakomben von S. Lorenzo nach der Aussage des dortigen Auf-
sehers heidnische und christliche Gräber neben einander liegen. Etwas ähnliches
vermuthete der Verfasser (vergl. oben S. 38.) bei der Betrachtung der Grabgemälde
aus den Katakomben des heiligen Calixt, welche Bottari Tom. III. pag. 1. und 218.


 
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