ADOLF FEULNER
Von allem was vorher war, von seiner Lehrzeit, Wanderzeit, wissen wir nichts. Er soll
zuerst Bildhauerei und Kunstschlosserei gelernt haben1. Die Nachricht hat viel für sich.
Denn die komplizierten Koinbinationsmöbel, die unter einem unscheinbaren Äußeren
alle Arten von Schubladen, Geheimfächern und anderen Zutaten bergen, die meubles
ä secretes, meubles ä surprises, haben den Grund gelegt zu seiner Berühmtheit. Gleich-
zeitig mit Francois Oeben ist auch sein Bruder Simon Oeben nach Paris ausgewandert,
der eine zweite Schwester Vandercruse heiratete.
Seit 1751 arbeitete Oeben im Louvre, im Atelier des Charles Joseph Boulle, eines Sohnes
des berühmten Ebenisten, als ausgelernter, fertiger Handwerker, nicht als Geselle,
sondern als selbständige Hilfskraft. 1754, nach dem Tode Boulles, wurde er menuisier-
ebeniste du Roi, bekam eine Wohnung in der Manufacture des Gobelins und später,
1756, eine größere Wohnung im Arsenal. Dort ist er am 21. Januar 1763 gestorben.
Durch den Händler Lazare Duvaux war er zuerst mit Aufträgen für die Pompadour
bedacht worden. Es folgten Aufträge für den Hof, für den Herzog von Burgund, für das
Garde-Meuble und schließlich zählte der hohe Adel Frankreichs zu seinen Kunden. Auch
im Ausland muß sein Name bekannt gewesen sein. Die Möbel der Münchner Residenz,
die hernach erwähnt werden, sind alter Besitz und vermutlich direkt an einen Pfälzer
Kurfürsten, wahrscheinlich Karl Theodor, geliefert worden.
Als ouvrier de la couronne gehörte Oeben nicht zur bürgerlichen Zunft. Erst 1761 ließ
er sich als Meister aufnehmen und seitdem mußte er die Werke signieren, die er auf
den Markt brachte. Tatsächlich hat er schon früher signiert, wie wir hernach sehen
werden. Anderseits ist die Signatur nicht der Beweis dafür, daß ein Möbel wirklich von
seiner Hand ist. Von 1763 bis 1767 hat die Witwe Oebens das Geschäft weitergeführt
und selbstverständlich den Firmenstempel mit dem Namen ihres Mannes weiter benützt2.
Erst 1767, nachdem sie ihren Altgesellen Riesener geheiratet hatte, wurde der Firmen-
stempel umgeändert. Werke aus diesen Übergangsjahren müßten also als Frühwerke
von Riesener bezeichnet werden. Welche Arbeiten diesen Übergangsjahren angehören,
kann nur das stilkritische Urteil entscheiden und so lassen wir zunächst einmal die bisher
bekannten Werke Revue passieren.
Zuerst ist noch eine Vorfrage allgemeiner Art zu erledigen. Ist es möglich, ein fran-
zösisches Möbel des 18. Jahrhunderts auf Grund stilistischer Indizien einem bestimmten
Meister zuzuschreiben? Mit seltenen Ausnahmen (Cressent, Boulle) ist doch jedes Möbel
eine Kollektivarbeit des Ebenisten und des Bronziers, weiter eine Kollektivarbeit der
Werkstatt, in der der Rahmenbau dem Schreinermeister überlassen wurde und nur die
feinere Einlegearbeit dem Ebenisten, in der so viele Gesellen unter einem Meister arbei-
teten.Wir wissen, daß Oeben einen Wynant Stylen als Kompagnon hatte und daß Riesener
1 Salverte, a. a. ()., S. 238. 2 Salverte, a. a. O., S. 2^0.
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Von allem was vorher war, von seiner Lehrzeit, Wanderzeit, wissen wir nichts. Er soll
zuerst Bildhauerei und Kunstschlosserei gelernt haben1. Die Nachricht hat viel für sich.
Denn die komplizierten Koinbinationsmöbel, die unter einem unscheinbaren Äußeren
alle Arten von Schubladen, Geheimfächern und anderen Zutaten bergen, die meubles
ä secretes, meubles ä surprises, haben den Grund gelegt zu seiner Berühmtheit. Gleich-
zeitig mit Francois Oeben ist auch sein Bruder Simon Oeben nach Paris ausgewandert,
der eine zweite Schwester Vandercruse heiratete.
Seit 1751 arbeitete Oeben im Louvre, im Atelier des Charles Joseph Boulle, eines Sohnes
des berühmten Ebenisten, als ausgelernter, fertiger Handwerker, nicht als Geselle,
sondern als selbständige Hilfskraft. 1754, nach dem Tode Boulles, wurde er menuisier-
ebeniste du Roi, bekam eine Wohnung in der Manufacture des Gobelins und später,
1756, eine größere Wohnung im Arsenal. Dort ist er am 21. Januar 1763 gestorben.
Durch den Händler Lazare Duvaux war er zuerst mit Aufträgen für die Pompadour
bedacht worden. Es folgten Aufträge für den Hof, für den Herzog von Burgund, für das
Garde-Meuble und schließlich zählte der hohe Adel Frankreichs zu seinen Kunden. Auch
im Ausland muß sein Name bekannt gewesen sein. Die Möbel der Münchner Residenz,
die hernach erwähnt werden, sind alter Besitz und vermutlich direkt an einen Pfälzer
Kurfürsten, wahrscheinlich Karl Theodor, geliefert worden.
Als ouvrier de la couronne gehörte Oeben nicht zur bürgerlichen Zunft. Erst 1761 ließ
er sich als Meister aufnehmen und seitdem mußte er die Werke signieren, die er auf
den Markt brachte. Tatsächlich hat er schon früher signiert, wie wir hernach sehen
werden. Anderseits ist die Signatur nicht der Beweis dafür, daß ein Möbel wirklich von
seiner Hand ist. Von 1763 bis 1767 hat die Witwe Oebens das Geschäft weitergeführt
und selbstverständlich den Firmenstempel mit dem Namen ihres Mannes weiter benützt2.
Erst 1767, nachdem sie ihren Altgesellen Riesener geheiratet hatte, wurde der Firmen-
stempel umgeändert. Werke aus diesen Übergangsjahren müßten also als Frühwerke
von Riesener bezeichnet werden. Welche Arbeiten diesen Übergangsjahren angehören,
kann nur das stilkritische Urteil entscheiden und so lassen wir zunächst einmal die bisher
bekannten Werke Revue passieren.
Zuerst ist noch eine Vorfrage allgemeiner Art zu erledigen. Ist es möglich, ein fran-
zösisches Möbel des 18. Jahrhunderts auf Grund stilistischer Indizien einem bestimmten
Meister zuzuschreiben? Mit seltenen Ausnahmen (Cressent, Boulle) ist doch jedes Möbel
eine Kollektivarbeit des Ebenisten und des Bronziers, weiter eine Kollektivarbeit der
Werkstatt, in der der Rahmenbau dem Schreinermeister überlassen wurde und nur die
feinere Einlegearbeit dem Ebenisten, in der so viele Gesellen unter einem Meister arbei-
teten.Wir wissen, daß Oeben einen Wynant Stylen als Kompagnon hatte und daß Riesener
1 Salverte, a. a. ()., S. 238. 2 Salverte, a. a. O., S. 2^0.
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