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Belvedere: Kunst und Kultur der Vergangenheit; Zeitschrift für Sammler und Kunstfreunde — 7.1925

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Bielohlawek, Karola: Ein zerstörter und vergessener Gartenpalast J.B. Fischers von Erlach
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https://doi.org/10.11588/diglit.69951#0048

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KAROLA BIELOHLAWEK
und den Grundriß (Abb. 2, 5 und 8) eines der zierlichen, an Italien gemahnenden Kasino-
bauten erhalten1, die sich nach glücklich abgewandter Türkengefahr in großer Zahl vor
den Mauern der alten Kaiserstadt an der Donau erhoben. Den Besitzer nennt die
Beschriftung der Ansicht der Gartenfassade (Abb. 2), deren Wortlaut folgender ist:
»Ballast von der Garten selten Ihro Gnaden Herrn von Ekard Keyserl. Zahlmeistern in der
Alstergassen in der Joseph Statt in Wienn.« Und die genaue Situation des Schlößchens
und des zu ihm gehörigen Lustgartens ist nach den alten Stadtplänen mit Leichtigkeit
zu eruieren2. Die ihrem ganzen Charakter nach typisch barocke Anlage nahm einen
regelmäßigen, schmal-rechteckigen Geländestreifen ein, der sich von der Alserstraße zur
Laudongasse in sanfter Steigung hinaufzieht und heute von der Kochgasse und den
beiden sie säumenden Häuserzeilen eingenommen wird. Auf der mäßigen Anhöhe der
Laudongasse3, die dazumalen aber einen herrlichen Blick aufVVien und den Kahlenberg
geboten hat, erhol) sich das Lustgebäude, von der Straße durch Vorbauten und einen
Vorhof getrennt (Abb. 1).
Zur Geschichte dieses Landsitzes erfahren wir aus den Grundbüchern4, daß seine Anfänge
nur wenig über das letzte Drittel des 17. Jahrhunderts zurückreichen dürften. Denn als
ihn »Herr Josephus de Granata Capitanus« vom Gärtner Bartholome Schorin 1665
käuflich erwirbt, empfängt er bloß »nutz undt gwöhr aines grundts, so zuvor ain Ackher
geweßen, hernach aber zu zwo Hoffmarch außgemessen, undt berait, zu einem gartten
zugerichtet wordten ist außerhalb der Alsterstraßen, in dem Pürckhffidt, im Neuhoff
genandt«. Doch schon im selben und im nächsten Jahre belastet er seinen neuen Besitz
behufs Vollendung eines Gartengebäudes mit Hypotheken. In der Folge wechseln die Eigen-
tümer häufig: 1678 empfängt der »bürg. Handlßmann« Claudi Peter Pugniet, der Johann
Ferdinand Freiherrn von Geymann im Besitze folgt »nutz und gwöhr eines Grundts ....
darauf ein Haus erpaut, und daß übrige zu einem gartten zugerichtet worden ist«; 1686,
nach der Verwüstung der Alservorstadt durch die Türken, empfängt Norbert Leopold
Liebsteinsky, Grafvon Kolowrat, »nutz und gwöhr eines grundts, darauf derzeit einprandt-
statt und das übrig ein gartten« ; 1690 Leopold Graf Schlik »Nutz und gwöhr fürs Hauß und
Garten«; 1707 Johann Bartholome von Schweickhardt »nutz und Gwöhr eines Haus und
Gartten ... darumber hievor ... Schlickh ... allein an nutz und Gwöhr geschrieben
1 Gartenfassade und Grundriß im Museum der Stadt Wien. Der Aufbewahrungsort des dritten Stiches mit der Ansicht
der Straßenseite, der in dem Prachtwerk »Das barocke Wien«, herausgegeben von Max Eisler, reproduziert ist, war leider
nicht festzustellen. Möglicherweise könnten sich dort noch weitere Blätter finden. Herrn Professor Dr. Eisler haben wir für
die Überlassung des Klischees unseren verbindlichsten Dank zu sagen. 2 Von Eisler, a. a. 0. S. 66, wurde der Gartenpalast
Eckhardt irrtümlich mit dem etwas höher gelegenen Lustgebäude Scheibelauer identifiziert. Wie mir Herr Bundesrat
Hans Rotter mitteilte, hat auch er seit dem Erscheinen seines Buches: Die Josefstadt, Wien 1918, die Lage des Gebäudes
ermittelt. 3 Ursprünglich »Hintere Alstergasse«, 1778 bis 1862 »Herrengasse« genannt. 4 Städtisches Archiv, Grund-
bücher, Rep. 4c Nr. 7/1, 2, 3. Den Herren Universitätsprofessor Direktor Dr. Stowasser und Archivar Dr. Mattis bin ich
für freundliche Hilfe zu herzlichem Dank verpflichtet.

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