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Benndorf, Otto ; Hirschfeld, Otto
Festschrift zur fünzigjährigen Gründungsfeier des Archäologischen Instituts in Rom — Wien, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.661#0021
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unter dem Namen Alea wurde sie von einer ihrer Phylen als Stammgöttin
verehrt*). Die Mantineer werden daher diese ihre Athena, um irgend eines
Erfolges willen den sie ihr zu danken hatten, in ihrer Eigenschaft als Ver-
leiherin von Sieg und Frieden nach Olympia gesetzt haben, Dass sie einem
in Athen arbeitenden berühmten Künstler, der auch andere bedeutende
Werke für Olympia ausführte, das Weihgeschenk übertrugen, kann bei den
vielen Beziehungen, welche die Geschichte ihrer Stadt zu Athen aufweist,
nicht befremden. Auffälliger ist, dass Kaiamis den Typus der attischen
Athena Nike dafür verwenden und wie Pausanias offenbar nach einer guten
Quelle sehr bestimmt sagt, geradezu ihr Schnitzbild wiederholen konnte.
Man mag sich den Hergang der Sache in verschiedenem Sinne vergegen-
wärtigen können; schwerlich aber wird die Veranlassung, eben dieses Ori-
ginal zu wählen, von den Mantineern selbst ausgegangen, sondern durch
irgend ein actuelles Interesse gegeben gewesen sein, welches dasselbe zur
Zeit des Kaiamis oder für ihn persönlich besass.

Das Weihgeschenk der Mantineer trug eine Inschrift, in welcher der
Krieg, der sie zur Stiftung veranlasst hatte, nicht angegeben war, und in
ihrer Geschichte**) ist kein bestimmtes Ereigniss bekannt, das mit Wahr-
scheinlichkeit darauf gedeutet werden könnte. Kurz nach den Perser kriegen,
an denen sie als Bundesgenossen der Lakedaimonier theilnahmen, hatten sich
ihre fünf Dorfgemeinden auf Veranlassung und nach dem Muster von Argos
zusammengesiedelt und in günstiger Lage die Stadt Mantineia gegründet, welche
von nun an rasch zu Macht gelangte und als Rivalin von Tegea eine selb-
ständige Politik verfolgte. Dem Aufblühen der jungen Stadt war vermuthlich
die Neutralität zu Statten gekommen, die sie in dem Kampfe beobachteten,
den die Spartaner gegen alle anderen Arkadier siegreich bei Dipaia bestanden;
und als kurz darauf der dritte messenische Krieg ausbrach, scheinen Dienste

') Foucart fand in Mamineia ein anikonisches Idol der Athena in Form einer Herme
mit aufgesetzter Pyramide und der Inschrift 'Aöuvaia (Le Bas voyagc archfologique, inscr.
pars. H sect. VI n. 352d), in einer andern Inschrift (ib. 35s p) die Namen der fünf Phylen
'E-naXta^, 'EvuaXiac,, 'OTrXo&u.ia^, TToaoioXiat;, FavüKiöiac,, die sich auf Culte der Athena, des
Ares, des Zeus Hoplosmios (Aristot. de part. anim. III 10), des Poseidon und der Dioskuren
beziehen. Paus. VIII g, 3 atfcovai bi koI 'Aflnväv 'AXiav Kai Up6v xe Kai S-raX.ua 'AÖnvät;
£öt!v 'AX^ac, auTOt;.

") Vergl. Btisolt die Lakedaimonier und ihre Bundesgenossen I p. 125—i3i, Kägi kri-
tische Geschichte des spartanischen Staates p. 490, Foucart Le Bas voyage arche"ologique
inscr. part. II sect, VI n. 35a b.
 
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