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Benndorf, Otto ; Hirschfeld, Otto
Festschrift zur fünzigjährigen Gründungsfeier des Archäologischen Instituts in Rom — Wien, 1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.661#0027
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andererseits als ein Symbol fruchtbringenden friedlichen Gedeihens nach
beendigtem Kampfe, sinnverwandt dem Plutos im Arme der Eirene*); und
in gewisser Beziehung berühren sich auch hier beide Bedeutungen, wie
denn Welcker, welcher der letzteren den Vorzug gab, doch beide zugleich
ins Auge fassen konnte. Streng genommen tragen aber diese Erklärungen,
indem sie den Begriff des Friedens und seiner Folgen in den Vordergrund
stellen, den Charakter anmuthender Auslegungen, die so lange sie einer un-
mittelbaren Bestätigung in der Ueberlieferung entbehren, sich eher wie eine
Fortbildung antiker Gedanken ausnehmen. Es darf auffällig genannt werden,
zumal nach attischen Anschauungen, dass eine Frucht deren mystische Be-
deutung wir mehr als einmal betont finden, dem Bilde einer Gottheit zu-
kommt, die in den Grundzügen ihrer Natur, nicht blos nach der Idee der
Dichter sondern nach den volkstümlichen Zügen ihrer Culte, einheitlicher,
durchsichtiger, ich mochte sagen Öffentlicher ist als irgend eine andere der
hellenischen Religion, und die als Siegesgöttin überdies in diesem Culte
vor Allem von der ethischen und politischen Seite gefasst war. Noch auf-
fälliger vielleicht, dass attische Dichter und Künstler, die im Wetteifer tau-
sendfacher Schilderungen das Ideal ihrer Staatsgöttin in allen Falten ihres
Wesens klarzulegen bestrebt waren, jenes wunderbare Symbol überall um-
gangen oder wo sie ähnliche Gedanken auszusprechen hatten, immer durch
verschiedene anderweitige Attribute, unter denen die unendlich beziehungs-
reiche Olive in erster Reihe steht, ersetzt und vertauscht haben sollten").
Unleugbar liegt hier ein Sachverhalt vor, der eine schärfere Aufhellung ver-
langt. Auch wer ihn weniger dunkel finden sollte, wird nicht verkennen,
dass eine auf Analogien gestützte einfachere Erklärung unter allen Um-
ständen den Vorzug verdient. Verfolgt man aber, von Analogien geleitet, die
zahlreichen orientalischen Spuren die dem Vorkommen der Granate in grie-
chischen Culten anhaften, so bietet sich, allerdings von ganz unerwarteter
Seite her, in der That eine sehr einfache Erklärung dar, die das Befremd-

*) Oder wie auf eir.cr Crossbro;iie des Augustus eine den Kaiser bekränzende Nike
ein Füllhorn hall (Fröhner meMaillons de l'empire romain p. 2), und wie Nike in römischen
Monumenten Frucht- und Blumengirlanden hält.

"*) Die Darstellungen, darunrer zwei Vasen des Nikosihenes (ann, d. inst. 1854, p.46,47),
in denen Athcna dem Herakles oder Nike einem Helden eine Blü-the, einen Blumenzweig oder
einen Kranz reicht (Wekker griech ÜOiterlehre 11 p. 780 f., Stephani Compte-rendu 1875
p. 78, 83) gehörer. deutlich in «inen anderen Zusammenhang.
 
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