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Springer, Anton [Gefeierte Pers.]; Benndorf, Otto [Bearb.]
Gesammelte Studien zur Kunstgeschichte: eine Festgabe zum 4. Mai 1885 für Anton Springer — Leipzig, 1885

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[Benndorf, Otto]: Über eine Statue des Polyklet
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https://doi.org/10.11588/diglit.29643#0284
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Über eine Statue des Polyklet.

Von Otto Benndorf.

unkle Stellen in den kunftgefchichtlichen Büchern des Plinius
pflegen eine Litteratur zu haben, welche zu neuen Unter-
fuchungen nicht ermutigt. Wo die Dunkelheit vom Autor her-
rührt, ift auch in der Regel aller Scharffinn ausfichtslos. Wo
fie dagegen in der Sache liegt, bleibt eine Aufklärung immer
zu hoffen, da das Verftändnis künftlerifcher Überlieferungen
von Anfchauung abhängt und die Antike für uns in ewiger Erweiterung be-
griffen ift. Irre ich nicht, fo erklärt fich durch ein neugefundenes Monument
mit Wahrfcheinlichkeit eine oft befprochene und in fehr verfchiedenem Sinne
gedeutete Nachricht des Plinius, die ein Werk des Polyklet als „nudum talo
incessentem“ bezeichnet.

Der Text des Plinius XXXIV 55 ed. Detlefsen lautet im Zufammenhange:
„Polyclitus Sicyonius Hageladae discipulus diadumenum fecit molliter iuvenem
centum talentis nobilitatum, idem et doryphorum viriliter puerum. fecit et quem
canona artifices vocant liniamenta artis ex eo petentes veluti a lege quadam,
solusque hominum artem ipsam fecisse artis opere iudicatur. fecit et destringentem
se et nudum talo incessentem duosque pueros item nudos talis lu-
dentes qui vocantur astragalizontes et sunt in Titi imperatoris atrio •— hoc opere
nullum absolutius plerique iudicant — item Mercurium qui fuit Lysimacheae, Her-
culem qui Romae, hagetera1) arma sumentem, Artemona qui periphoretos ap-
pellatus est. hic consummasse hanc scientiam iudicatur et toreuticen sic erudisse

1) Detlefsen erkannte, dafs „hagetera“ (fo der Bambergensis, die übrigen Codices „age-
tera“), welches früher mit „Herculem“ yerbunden wurde, obwohl von Herakles ein Kultname,
wie Zeus, Apollon, Hermes ihn führen, unbekannt ift und auch „arma fumentem“ fchwer ver-
ftändlich wäre, ein felbftändiges Werk des Polyklet bezeichne. Das lediglich dem poetifchen
Sprachgebrauche angehörige Wort mufs Eigenname fein oder die Bedeutung eines Titels
haben. Vergl. Xenophon respub. Laced. XIII 2, Schol. Theocr. V 83, Hefych. f. v. äyrjr/jg.
Eine wahrfcheinliche Erklärung bleibt noch zu finden. — Ob am Schlufs der Stelle gegen die
Autorität des Bambergenfis „ad unum exemplum“ gefchrieben werden dürfe, fcheint mir noch
immer mindeftens zweifelhaft.
 
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