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Berger, Arthur; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]
Die Bronzezeit in Ober- und Mittelfranken — Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte, Band 52: Kallmünz/​Opf.: Lassleben, 1984

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.73524#0062
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FUNDVERBREITUNG

Die Kartierung des Fundstoffs nach einzelnen
Bronzezeitstufen ergibt Verbreitungsbilder436, de-
ren Aussagefähigkeit kritisch überprüft werden
muß, bevor sie zur Interpretation bronzezeitlicher
Kulturentwicklung herangezogen werden.Die Fra-
ge ist, inwieweit tatsächliche prähistorische Zustän-
de oder nur forschungsgeschichtliche Einfluß-
größen widergespiegelt werden. Hierzu sind alle die
Komponenten zu diskutieren, die das Auffinden
prähistorischer Hinterlassenschaften fördern oder
verhindern, wie z. B.die vielfältigen geographischen
Gegebenheiten oder das Wirken der Altertumsver-
eine. Diese Voraussetzungen sind überdies von einer
Denkmälergattung zur anderen verschieden, wie
bereits oben bei deren Besprechung erläutert wurde.
Der momentane Kenntnisstand und die statistisch
auswertbare Anzahl ist bei den Grabhügeln mit
Abstand am höchsten, weswegen sie bevorzugt für
die folgenden Untersuchungen herangezogen wer-
den .Dabei ist von der Prämisse auszugehen, daß ein
Grabhügel gleichzeitig eine Besiedlung in der
näheren Nachbarschaft anzeigt und nicht mit
einem Antransport der Leiche über größere Entfer-
nungen zu rechnen ist.
Für die Bronzezeit könnten Bestattungsweisen oder
Lebensformen überhaupt erwogen werden, die sich
nicht im archäologischen Fundstoff niederschla-
gen, wie etwa Bestattungen auf Bäumen, in Flüssen
oder Beigabenlosigkeit. Solche Hypothesen entzie-
hen sichjedoch den Methoden des Fachs und sollen
deswegen nicht für die Erklärung von Fundleere
herangezogen werden.
Die Frühbronzezeit ist im Arbeitsgebiet fast aus-
schließlich in Hort- und Einzelfunden vertreten, die
eine Orientierung zu den Flußtälern hin erkennen
lassen. Die Keupergebiete sind nahezu, die Grund-
gebirge völlig fundleer; die Jurahöhlen zeigen
einzelne teils ungesicherte Begehungsspuren. Einige
Flachgräber mit beigabenlosen Hockerbestattun-
gen sind nicht sicher zuweisbar. Siedlungsspuren
liegen lediglich vom Hesselberg und der Gelben
Bürg vor.

Die mittlere Bronzezeit ist fast nur in den für sie
typischen Grabhügelbestattungen faßbar, wobei
ihre Häufigkeit von Stufe zu Stufe zunimmt.
Charakteristisch ist die Beschränkung der Grabhü-
gel auf wenige Landschaftszonen, nämlich auf die
Albhochfläche — dabei besonders ihren Rand —
und aufdas Albvorland.In Tallagen fanden sich nur
wenige bronzezeitliche Hügel, während das Keu-
perland und die Grundgebirge wieder fast völlig
fundleer sind. Die Siedlungen scheinen auf den
Talterrassen gelegen zu haben, doch ist der Kennt-
nisstand für sichere Aussagen zu gering. Die
Höhensiedlungen Hesselberg und Gelbe Bürg wa-
ren begangen. Bereits mit der Phase C2 treten
Flachgräber auf; sie nehmen in D stark zu und
finden sich — gelegentlich mit gleichzeitigen Sied-
lungen — in Tallagen. Doch auch die Bestattung in
Grabhügeln bleibt geläufig ; diese beschränken sich
wie zuvor auf die Hochfläche und das Vorland der
Alb, wobei sich der Anteil zugunsten des Vorlandes
verschiebt. Von der Stufe D an zeigen die meisten
der später befestigten Höhensiedlungen des Ar-
beitsgebiets Fundniederschläge.
Die Verbreitungskarten zeigen also erstens die
Abhängigkeit des Fundanfalls von bestimmten
Landschaftszonen ; Keuper und Grundgebirge wei-
sen im Gegensatz zu den Nachbargebieten kaum
Funde auf. Zweitens ergibt sich ein wechselndes
Bild vom An- und Ausfall einzelner Fundgattungen.
So ist die Frühbronzezeit fast nur durch Hort- und
Einzelfunde, die Hügelgräberbronzezeit dagegen
durch Grabfunde belegt.
Derartige Erscheinungen wurden auch in Würt-
temberg und der Oberpfalz beobachtet, wo ähnli-
che Kombinationen von Landschaftszonen auftre-
ten: In Württemberg liegt nach G. Kraft437 eine
Konzentration bronzezeitlichen Fundguts, das
meist aus Grabhügeln stammt, auf der Hochfläche
der mittleren Alb, wogegen die östliche und
westliche Alb, deren Vorland und das Neckartal
eine dünne Streuung vorwiegend von Einzelfunden
aufweisen ; die Keupergebiete und der Schwarzwald

436) Abb.6-9. Die Kartierung erfolgt entsprechend den naturräumlichen Einheiten (Abb.2) auf der Grundlage einer
geologischen Karte.

437) G. Kraft, Die Kultur der Bronzezeit in Süddeutschland (1926) Karte 1-6.

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