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Berger, Arthur; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Contr.]
Die Bronzezeit in Ober- und Mittelfranken — Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte, Band 52: Kallmünz/​Opf.: Lassleben, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.73524#0022
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benutzt, während die Besiedlung sich regelmäßig
auf die hochwasserfreien Talterrassen erstreckt.
Das Hinterland bildet vorwiegend die dicht bewal-
dete Keuperplatte, die hier wie auch in ihrem
ostmittelfränkischen Teil Auflagerungen von Flug-
sand und Dünen trägt.
Das Vorland der Fränkischen Alb, ein
Streifen von wechselnder Breite und leicht bewegter
Oberflächenform, wird gebildet aus den Schichtfol-
gen von Lias und Dogger. Die untere Grenze ist
durch das Enden der Keuperbewaldung und die
Stufe der Rät-Lias-Übergangsschichten markiert;
die obere ergibt sich durch die Linie des Albtrauf.
Entsprechend den geologischen Voraussetzungen
finden sich tiefgründige Lehmböden mit guter
nachschaffender Kraft, die jedoch in Tallagen zu
Vernässung neigen. Hanglagen sind klimatisch
begünstigt wegen geringer Spätfrostgefahr; der
mittlere Jahresniederschlag liegt bei 750 mm.
Das wellige Hochland der Fränkischen Alb
besteht aus den nach Südosten einfallenden Malm-
kalken mit stellenweise lehmigsandiger Über-
deckung. Charakteristisch ist die tiefe Zertalung,
die die Hochfläche in Einzel- und Tafelberge
zergliedert. Die Zerklüftung der Kalke führt die
Niederschläge, deren Jahresmittel bei 850 mm liegt,
rasch talwärts ab; Quellhorizonte liegen über dem
Ornatenton an der Dogger-Malmgrenze und über
den Mergelkalken des Malm. Als eine Folge der
Verkarstung seien die zahlreichen Höhlen genannt.
Das Hochland wechselt zwischen flachgründigen,
steinigen Böden und fetten, ertragreichen Verwit-
terungslehmen mit wasserstauender Wirkung. Re-
ste des natürlichen Buchenwaldes haben sich in
Rand- und Hanglagen erhalten.
Das obermainische Schollenland zwischen
Coburg und Bayreuth bietet entsprechend den
geologischen Gegebenheiten ein wechselndes Bild
von Kleinlandschaften: Das Rodacher Becken mit
schweren Lehmböden steht im Gegensatz zu den
angrenzenden Keuperhöhen. Nach Südosten fol-
gen die von der Alb abgesetzten Liasinseln des
Sonnefelder und Burgkunstädter Plateaus sowie
das klimatisch begünstigte Bayreuther Becken.
Als naturräumliche Einheit klar abtrennbar treten
im Nordosten des Arbeitsgebiets die alten Grundge-
birge Frankenwald und Fichtelgebirge her-

aus. Die Entwässerung erfolgt durch Rodach,
Main, Saale und Eger, deren Täler gleichzeitig die
Pässe nach Thüringen und Böhmen erschließen. Die
mittleren Jahresniederschläge liegen mit bis zu 1 200
mm fast doppelt so hoch wie in den anderen
Landschaftszonen. Als Besonderheit sind die Erzla-
gerstätten der Gebirge zu erwähnen, deren Abbau
seit dem Mittelalter urkundlich belegt ist: Kupfer
bei Kupferberg, Ldkr.Kulmbach, Zinn bei Weißen-
stadt, Ldkr. Wunsiedel, und Gold bei Goldkro-
nach, Ldkr. Bayreuth64.
Die beschriebenen Landschaften sind alle mehr
oder weniger durch die modernen Verwaltungs-
grenzen zerteilt und setzen sich in die benachbarten
politischen Einheiten fort. So werden große Teile
des Jura von der Oberpfalz und neuerdings von
Oberbayern eingenommen. Das obermainische
Schollenland setzt sich längs des Thüringer Waldes
nach Nordwesten in die DDR hinein fort. Am
vollständigsten wird noch das Keuperland erfaßt,
an das sich nach Westen hin als gänzlich andere
Landschaft der unterfränkisch-württembergische
Muschelkalk anschließt.
Wenn auch die Höhen der Mittelgebirge kein
Hindernis darstellen, folgen die Verkehrslinien
doch den Tälern. Die Flußsysteme von Regnitz und
Main mit nord-südlicher bzw. ost-westlicher Orien-
tierung legen dabei Hauptachsen fest, während die
Nebenflüsse die einzelnen Teillandschaften er-
schließen. Verbindungen zu den Nachbargebieten
sind nach Osten bis Süden durch die den Jura
durchschneidenden Täler von Pegnitz, Laaber,
Thalach, Altmühl und Wörnitz, nach Westen durch
das Maintal gegeben.
Das heutige Landschaftsbild ist das Ergebnis
klimatischer und anthropogener Einflüsse, wobei
letztere seit dem Beginn der Ackerbaukulturen und
verstärkt seit dem mittelalterlichen Landesaus-
bau mit steigender Tendenz wirksam werden. Am
augenfälligsten veränderte sich dadurch Ausdeh-
nung und Artenzusammensetzung der Bewaldung;
Reste der ursprünglichen Vegetation stellen noch
einzelne Auwaldstreifen in den Flußtälern dar.
Erkenntnisse zur Klimageschichte des Holozäns
wurden in Norddeutschland und Skandinavien
mittels pollenanalytischer Untersuchungen gewon-
nen. Danach ist für die Bronzezeit mit einer
langsamen Zunahme der Niederschläge und einem

64) H. Brand, Die Kupfererzlagerstätte bei Kupferberg in Oberfranken. Geognostisches Jahresh. 34, 1922, I ff. —
0. Köhl, Zur Geschichte des Bergbaues im vormaligen Fürstentum Kulmbach-Bayreuth (1913). — Für die
prähistorische Nutzung oberfränkischer Lagerstätten gibt es bisher keine archäologischen Anhaltspunkte.

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