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Berichte des Alterthums-Vereines zu Wien — 1.1854

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Über die Lautensack's Ansicht Wien's vom Jahre 1558 mit dem von Wolfgang Laz hierzu gelieferten Texte und Beiträge zur Lebengeschichte des Letzteren
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https://doi.org/10.11588/diglit.70122#0059
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Albert Camesina.

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den Bathonem in hungern geschlagen, darnoch sich zuCarnunlo, da yezt Petronel ligt, gerüstet, mit zwölff Legionibus vber
die Thonaw geruckht wider Marocoduum, der sich in behamb verhackht hielte. Vnd gleichwoll hochgedachter khunig an zwayen
ortten angriffen wuerdte, von dem khayser aus Ossterreich vnnd von Sextio Saturnino, dem römischen Verwalter in teutschen
lannden aus frannckhen, hat er sich dapffer geweret, doch letsllich mit dem khaiser frid gemacht vnnd sein lanndt behalten biss
an die Thonaw. Derhalben Tiberius der khaiser, zuerhaltung vnnd beschüzung der römischen prouinz in Pannonys vnnd Norico,
zwoLegiones, das ist regiment fuessknecht, samt etlichen geschwadler der reütter, dass ist Legionem XIII et XIIII Geminas,
vnnd in sonnderhait die dreizehent von Wienn auss biss gen Petronel, vnnd die annder, die vierzehennt, von Altenburg bis gen
Raab zuuerordnen gedrungen worden ist. Die haben schier in die hundert jar die lanndschafft dermassen bewaret, das nach-
mallens Traianus der khaiser, wie er die Dacos in Sybenburgen wolt angreiffen, die dreizehennt Legion, dieweill die teutschen
enthalb der Thonaw rueten, in Sybenburgen abgcfüeret hat, dieselb auch, wie er Sybenbürgen einnamb, alda in der besazung
bleiben liess. Vnd derhalben noch heutigs tags vmb Wienn gleich so woll als in Sybenbürgen merklich vill stain vnnd grosse
züegel gefunden werden, darinn dise Legion vermeldet wirdt, welche auch Cor. Tacitus, libro. XVIII, in der obern Pannonia,
da yezt Ossterreich ligt, beschreiben thuet. Wie nun also khain besazung mer in Österreich war, haben sich die teutschen
Marcomani vnnd Guadi genennet, so an dem wasserstramb Marckh sassen vnnd biss gar gen Behamb wohneten, aufgemacht,
vber die Thonaw khumben, vnnd die Össlerreichische gelegenhait, sambt den statten Vindobona vnnd Carnunto, das ist Wienn
vnnd Petronel, überfallen, eingenumen, vnnd gar biss gen Agla vnnd Fryaul gestraifft, vnnd die römische prouintias dermassen
verstöret, das M. Aurelius Antoninus der khaiser, wigeuerlich nach Cristigebuerth 180 allen seinen khaiserlichen schaz ver-
khauffen mueste, damit er gelt machet, khriegssuolckh zubekhumben. Der hat auch die gefanngnen, die fechter vnnd aignen
khnecht, beschreiben lassen, Vnnd auss grosser forcht zu dem abgotl Apollini gen Delphos geschiekhl, zuwissen, ob die zeit
vorhannden wer, nach anzayjung Sybillae prophecey, das die Teutschen selten das Imperium bekhumben. Vnnd gleichwoll
hochgedachter khaiser sich an die Thonaw niestet, vnnd von Wien aus biss gar gen Petronel das leger geschlagen hette, vnnd
durch ain schiffpruckhen vber die Thonaw gegen dem feindt ruekhet, vnangesehen das er löwen und elephanten bey sich hette,
vermainendt die Teutschen damit zu schreckhen, welches selzame, unerhörte thier waren, ist er doch am Marckfeldt von den
Teutschen geschlagen worden, wie Lucianus schreibt, ain griechischer scribent, zwanizig dausent man verlorren. Müesst sich
also von neuem rüeslen auf das annder jar, wolt er anderst den Thonaustram sambt den länndern erhallen. Also ist er widerumb
vber die Thonaw gezogen, dem feinndt vnnder die äugen, vnnd gluekhlich mit im getroffen vnnd überwunden. Aber, wie
Orosius schreibt, durch Golt der Christen, derer vil in seinem höre wahren vnnd vor der schlacht niderkhniden, erlanngten ain
w’etter, so mit hagl vnnd donnern in die feindt fiel, aber die Römer schlechllich nezet vnnd den durst, den sy manngl der
wasser halben in ainem weiten velt nicht ohne schmerzen litten, vertriebe. Also hat Antoninus der khayser obsiget, derhalben
zu ewiger gedächtnuss, wie Capitolinus schreibt, Arcus Triumphales von stainen lassen aufrichten, welcher Vestigia vnnd drümer
alhie zu Wienn vnd Petronel gefunden worden, der aines in meinem hauss am khiennmarkh, das ander bey St. Ulrich im dorf
gefunden werden, mit inscription: ‘Victoriae Regina. M. Aur. Ant. V. SL. LM.’ Aber paldt nach dieser ansehlichen Victoria ist
offt bemelter khaüser alhie zu Wien gestorben, todter hinweg gen Rom gefuert worden. Diser khaüser hat noch im leben den
Thanaustramb bey Wienn vnnd Petronel besezl mit ainer gewaltigen Legion, so ‘decima Legio Germanica, pia, felix’ vnd von
jren zaichen ‘Alauda’, das ist der lerchen Legion genennt, von Julio dem ersten khaiser aufgericht, damit er Gallos vnnd Ger-
manos an Rein vberwunden hat, vnnd zu beschüzung der Reins bleiben lassen, dauon sy erst hie oben vermelter khayser Marcus
Antoninus weg gefuert hat wider die Marcomannos, vnnd nach erlangtem syg, wie oben vermelt, vmb Wienn bleiben lassen
in der besazung, Daselb sy auch etlich hundert jar blieben ist, biss zu Zeiten Arcady vnnd Honorii, welchen die Gotten Panno-
nias [den Romern] ahgedrungen betten. Vnd von diser Legion ist das alt wappen des lanndes Ossterreich herkhumben, die fünff gülden
lerchen in blauen velt. Vnnd gleich woll biss zu angeregter zeit die römer die lanndlschafft erhalten betten, so haben sy doch mit
den Teutschen vnnd Sannaten offtermallen darumben gestritten, also das M. Commodus derkhaüser, der M. Antonini sun war,
gedrungen worden, tribut zugebeu den Teutschen für offtbemelten lanndtschafft, wie Herodianus schreibt. Es haben auch Ale-
xannder vnnd Maximinus die khayser mit den teutschen ennthalben der Thanaw treffen muessen, vnnd Galienus der khaüser,
wolt er die andern prouinnlias in ruehe erhalten, muest er Salonino , der Marcomanier khunig, die ober pannoniam lassen, da
Österreich nun ligt. Vor welcher zeit Quirinus, der heillig lerer vnnd bischoff, an die Thonaw khumben ist, so zu Laureaco ge-
predigt, da yezt Enns ligt, derhalben gefanngen vnnd gen Vindobonam, das ist Wienn, gefüerlh, letstlich zu Sabaria , das ist
Stain am Annger, von Maximo dem lanndtuogt ertrennkht worden. Dem ist nach geuolgt Maximilianus der heillig Bischoff, hat
das predigambt widerumb vnnd den stuel zu Laureaco, das ist Ennss, aufgericht, aber bald! weichen müessen. Ist letstlich in
Celiae, das ist Cili, seinem vatterlandt, von Eulasio dem verweser ennthaubt worden. Nicht destominder blieb der heillig glauben
in disen lanndten, dennzuCecia, da yezt Ceuselmaur ligt, beyThuln, stundt auf St. Florianus, so ain Centurio, das ist ain
haubtman vber hundert kriessleuth, der bekherel manichen Römer zu dem glauben. Derhalben von dem verweser zu Enns Aqui-
lino erfordert, vnnd nachdem er sambt XXXX seiner vnndergeben khnechten im glauben bestänndtig blieb, in der Ennss, er-
trennkht wuerdte. Unnd das ist der erste anfanng des heilligen christlichen glaubens in Össterreich. Welche Lanndtschafft, doch
annderst genennet, sambt vilen anndern Athila vnnd die Hunnen zerstöret, aber letstlich Dietmayr, ainem gottischen Füersten
wuerdten. Welches süne, Dietrich von Bern mit dem meren thaill der Gotten, in Italiam gezogen, das landt Rudigeri von
Paechlarn gelassen. Der hat den stuel von Wienn gen Paechlarn transferiert, ist aber von Feletheo, der Rügen und Herulen
khunig, so mit ainem grossen volckh aus Pomern an die Thonaw ankhumben was, aus diser Landtschafft wider vertriben worden.
Vnnd gedachter Feletheus hat den.stuel widerumben gen Fabianam, das ist Wienn, gesetzt, dann noch zuuor, da die römer das
stadtlein Vindobonam innen betten, lag alda in besazung ain fenndlein khnecht, das hiess von jrem ersten haubtman Cohors
Fabiana. Daruon war letstlich der namben blieben, vnnd Vindobona der alte namb vergienng. Unnd bemeltes fenndtlein war
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