Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Berichte des Alterthums-Vereines zu Wien — 1.1854

DOI issue:
Über Burgen und Schlösser im Lande unter der Enns
DOI article:
II. Archäologische Beschreibung einiger Ritterburgen und Schlossruinen im Kreise unter dem Wienerwald
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.70122#0090

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
50 F 0. von Leber,
und ohne Erbarmen liess er die Strafe des Regulus an ihr vollziehen. — Später bereute er sein strenges
Gericht, und liess an der Stelle, wo das mörderische Fass im Tliale stehen geblieben war, eine Capelle
bauen, aus der die spätere Pfarrkirche zu Raisenmarkt entstand. Dem unglücklichen Söhnlein aber,
das die Vernachlässigung der Natur so bitter gebüsst, wurde ein marmorner Grabstein errichtet, den noch
heutzutage in der Pfarrkirche zu Al land, unferne dem Altar, des Wanderers Blick verwundert beschaut.
Unter leichter Hülle liegt ein hundeähnlichcs Geschöpf, demüthig seine Gliederchen emporhaltend, wie es
die Hündchen zu thuen pflegen, wenn sie, auf dem Rücken liegend und die Pfötchen hebend, hierdurch
um Schonung zu bitten scheinen. Noch gewahrt das schärfere Auge Spuren eines Kreuzes auf seinem Leibe,
und aus dem Grabeshügel des Kindleins spriesst gar stämmig in üppiger Blätterpracht ein gothisches Kreuz r).

Feistritz.
Restauriertes ritterliches Schloss.

läteratur. 1) Weiskern’s Topogr. v. N. Ost. I, (1768) 162 erwähnt nur einfach des Schlosses und der Herrschaft Feistritz,
damals mit Thomasberg dem Grafen Per gen gehörig.
2) Die Gebrüder Köpp v. Felsenthal (s. oben S. 47 n. 6) a. a. O. II, 167 — 170 brachten (nach eingesendeten Nach-
richten und Quellen) die erste umständlichere Beschreibung des Schlosses Feistritz, welche
3) Sartori in seine Burgvesten etc. (a. a, O.) VII, 67—75 nach seinem bekannten Vorgänge wörtlich aufnahm.
4) Scheiger berührte in Ilormayr’s Archiv 1823, S. 349—450 Feistritz nur flüchtig, ohne sich in eine nähere Beschrei-
bung desselben einzulassen. Er benützt vielmehr den Anlass nur dazu, um des Freih. v. Dietrich liebevolle Sorge zur Auf-
sammlung und Rettung antiquarischer Gegenstände, gegenüber den zahlreichen traurigen Beispielen des Gegentheils, rüh-
mend hervorzuheben. —• In desselben Andeutungen (siehe oben S. 41 n. 4) finden sich S. 177 einige nähere Angaben
über die Merkwürdigkeiten des Schlosses Feistritz.
5) Jcnny’s Handb( f. Reisende in dem österr. K. Staate. I. (1822) 162, und in desselben 2. Auflage von Schmidt, I,
(1834) 280, —, erwähnt Feistritz ebenfalls nur flüchtig.
6) Schmidl’s Wien’s Umg. (oben S. 41, n. 9), II, 627—628; fertiget dasselbe auffallend kurz ab.
7) Dasselbe gilt von Blumcnbach’s Neuest. Landesk. v. Ost. u. d. E. (oben S. 41, n. 12) II, 272—273, und
8) von Franz Tschischka’s (geb. zu Wien 18. Nov. 1788, lebt als jubilierter Registrators- und Archivs-Director des Ma-
gistrates in Wien) Kunst und Alterthum in dem österr. Kaiserstaate. Wien 1836, 60—61.
9) Schweickhardt, (oben S. 41, n. 5) 1, 294—301, beschränkt die Beschreibung des Schlosses und seines reichen In-
haltes nur auf zwei Seiten (297—298), wie dessen Perspectiv-Kart. (ebenda n. 6) Section LI, Text S. 5—7.
10) Weidmann, in seinen Ausflügen und Wanderungen von Gloggnitz in die umliegenden Gegenden, Wien 1842.
S. 32—36, in seinen Andeutungen (siehe oben S. 41, n. 14) S. 61, und in seinen Alpengegenden (siehe ebenda n. j5)
32—36, berührt Feistritz im ersteren und letzteren Werkchcn verhältnissmässig ausführlicher, ohne eben Neues zu bringen.
11) Durchaus auf Selbslanschauung beruhend, und mit umständlichen, leider aber der erforderlichen Vorkenntnisse baarem
Fleisse ausgearbeitet, ist die Beschreibung von Feistritz in Adalbert Krickel’s: (geb. zu Wien 30. Jänner 1791, gewe-

') So keimte aus Tristan’s und Isolden’« Grabe innigst verschlungen die geistige Rebe und der würzige Rosenbusch, die der
lief gekränkte Gemal König Marke dahin gepflanzt.
Man sach den rosen unt den reben
ob dem grabe geflöhten,
daz si nit harter mochten
an anderin sin gewunden
Ulrich von Türheim 1694.
Die Rosen waren gleich ihrer Liebe — roth. Im Gegensätze mit diesen sündigen Venusblumen sprosst aus dem Grab-
hügel des Arnsteiner Kindleins in der Farbe der Unschuld das lilienblätterige Zeichen der Sühne, — zu dem Schöpfer um
Gnade für die Sünderin flehend, und für das Würmlein! —
Der marmorne Grabstein zu Alland gehört indessen allerdings zu den Problemen für Alterthumsfreunde. Man findet
wohl häufig Thiergestalten unter den Standbildern deutscher Grabsteine, z. B. Hunde, als Zeichen der Treue, Löwen
als Sinnbild der Kraft und Gewalt, Eidechsen als jenes der häuslichen Glückseligkeit u. d. m.; allein diese Thiere sind
gewöhnlich zu Füssen der ritterlichen Gestalt, oder doch in kauernder Stellung angebracht. Es bleibt immerhin zu bekla-
gen, dass dieser Stein jedes erläuternden Schriftzuges entbehrt.
 
Annotationen