Burgenbeschreibungen. 53
und Silberfischen, Ruheplätzen, Glorietten, Schweizerhütten, „Zirkel der Freundschaft“, „Vergnügen der
Einsamkeit“, und sogar einer „Insel der Liebe“, welche dem süssen Genüsse des Lebens entspricht
und hierzu einladet, wie ein Beschreiber von Feistritz schwärmt. — Wir übergehen, wie gesagt, alle
diese schönen Gartenzierden, die in diesem grossen Parke das Lob zweckmässiger Anlage und geläuterten
Geschmackes verdienen, die aber in so manchen Winkelgärtchen hart an einander gedrängt oft so lächerlich
erscheinen.
Den geräumigen Vorhof der Burg umschliessen niedere Ringmauern5 darin die grosse alte Linde
mit Ruhesitzen, wie solche in Burghöfen als Erlustigungsplatz der Burgbewohner öfters anzutreffen waren.
Aus den vielen Schuss-Scharten der Wälle — eine Bauweise des XVII. Jahrhunderts, wie überhaupt die
ganze Burg zu jener Zeit erneuert scheint Q — droht noch manche schwere eiserne Wallbüchse. — Wir
nähern uns dem eigentlichen Burgth or. Ein grösseres für Wägen, und daneben ein kleines für Fussgänger
sind durch Zugbrücken, die über einen tiefen Schlossgraben reichen, geschlossen. — Ob die hier übliche
Weise eines inneren Triebrades, die auch in Thom asb er g und Sebenstein sich wiederholt findet,
die im Mittelalter herrschende gewesen, mag dahingestellt bleiben 2).
In die Einfahrt gelangt, erblickt man ober sich das Gestühl für die Ketten der Zugbrücke, an
welchen ein ziemliches Gewicht, beiläufig 30 schwer, hängt, um das Gleichgewicht beider Brückenflügel
herzustellen. — Unter der Einfahrt zur Rechten zeigen sich die Eingänge zu den Ställen. Ihre Nähe am Ein-
gänge, in vielen Burgen noch erkennbar, z. B. in Merkenstein, Greifenstein u. a. m., erheischte das Bedürf-
niss. — Zur Linken die Eingänge in die Schatzkammer, in das Burgverliess, die Kerkerstuben.
Am Ausgange dieses Thorgewölbes verdient ein grosses, an Ketten hängendes Fallgitter Betrach-
tung. Waren die Feinde schon in die Einfahrt gedrungen, so stürzte diess schwere Fallgitter herab und
sperrte abermals den Weg. Dermalen bedroht die in den Schlosshof Tretenden ein grimmiger Fanghund,
der sich schon etliche Male von der Kette losgerissen. — Dem Eingänge gegenüber ruht unter einem Bogen-
gänge eine doppelte Reihe Kanonen auf zierlichen Laffeten, theils aus Gusseisen, theils von Stückgut,
einige mit Wapen und Jahrzahlen 3).
Zur Rechten der schöne grosse, mit Quadern ausgemauerte Ziehbrunnen, gegen 20 Klafter tief
(etwa zwei Klafter tiefer als der Berg hoch ist), der gewöhnlich 10 Schuh Wasser hält.
Die Burg hat zwei Stockwerke, zu welchen man durch drei Stiegen über mehrere Gänge mit zierlich
geschnitzten hölzernen Geländern gelangt. Nur die Südwestseite besitzt drei Stockwerke, deren drittes
gegenwärtig leer steht.
9 Die ursprünglich vierseitigen Fenster der Burg erscheinen nun mit Spitzbögen. — Letztere sind jedoch nur an die Wand
gemalt. Ob diese angenehme Illusion, ein Werk der neuesten Zeit, zu billigen sei, — ist eine andere Frage. Die meisten
Burgen sterben an der Churmethode der Perüquenzeit: das Alte neu zu machen, — allein der schrecklichste der Schrecken
ist wohl die Wuth der jüngsten Zeit, — das Alte älter noch zu machen, als es je gewesen.
9 Sie ist folgende. An einer Welle (Walze), in welche die (sichtbare) Fallbrücke eingezapft erscheint, ist auch unterhalb
in entgegengesetzter Richtung eine zweite (unsichtbare) befestigt. Drückt sich nun die äussere Brücke herab, so steigt die
innere nach Innen zu empor, und legt sich an die Unterfläche des gedielten Einfahrts-Fussbodens an. — Diese Methode
hat viel Unzweckmässiges; entweder muss die Burgwand unter dem Thor einen Vorbau bilden, — also einen passenden
Angriffspuncl für den Feind und eine Blösse der Burg, die man auch an echten, alten Vesten vergebens suchen dürfte, —■
oder die sichtbare Zugbrücke muss um die ganze Burgmauerdicke nach Innen gerückt werden, wodurch der Feind ein
bequemes Schirmdach erhält, um sich— unerreichbar vom Gussloch— festzusetzen! — Die Gleichgewichtshallung ist auch
dadurch nicht unbedingt erzielt, wie manche meinen dürften, denn bei anhaltend nassem Wetter nimmt das Gewicht des
äusseren Brückenflügels dermassen überhand, dass nur starke Männer selbe zu bewältigen imstande sind. Die grosse
Welle der Brücke ist durch ein überhängendes Brett, das sich in zwei Häspen bewegt, vor dem Weiteranfall geschützt;
letzteres deckt auch die Öffnung des Vorbaues.
3) Krickel a. a. O. S. 36—37 führt mehrere Jahreszahlen, Anfangsbuchstaben, Inschriften und Wappen auf diesen Ka-
nonen an. F.
und Silberfischen, Ruheplätzen, Glorietten, Schweizerhütten, „Zirkel der Freundschaft“, „Vergnügen der
Einsamkeit“, und sogar einer „Insel der Liebe“, welche dem süssen Genüsse des Lebens entspricht
und hierzu einladet, wie ein Beschreiber von Feistritz schwärmt. — Wir übergehen, wie gesagt, alle
diese schönen Gartenzierden, die in diesem grossen Parke das Lob zweckmässiger Anlage und geläuterten
Geschmackes verdienen, die aber in so manchen Winkelgärtchen hart an einander gedrängt oft so lächerlich
erscheinen.
Den geräumigen Vorhof der Burg umschliessen niedere Ringmauern5 darin die grosse alte Linde
mit Ruhesitzen, wie solche in Burghöfen als Erlustigungsplatz der Burgbewohner öfters anzutreffen waren.
Aus den vielen Schuss-Scharten der Wälle — eine Bauweise des XVII. Jahrhunderts, wie überhaupt die
ganze Burg zu jener Zeit erneuert scheint Q — droht noch manche schwere eiserne Wallbüchse. — Wir
nähern uns dem eigentlichen Burgth or. Ein grösseres für Wägen, und daneben ein kleines für Fussgänger
sind durch Zugbrücken, die über einen tiefen Schlossgraben reichen, geschlossen. — Ob die hier übliche
Weise eines inneren Triebrades, die auch in Thom asb er g und Sebenstein sich wiederholt findet,
die im Mittelalter herrschende gewesen, mag dahingestellt bleiben 2).
In die Einfahrt gelangt, erblickt man ober sich das Gestühl für die Ketten der Zugbrücke, an
welchen ein ziemliches Gewicht, beiläufig 30 schwer, hängt, um das Gleichgewicht beider Brückenflügel
herzustellen. — Unter der Einfahrt zur Rechten zeigen sich die Eingänge zu den Ställen. Ihre Nähe am Ein-
gänge, in vielen Burgen noch erkennbar, z. B. in Merkenstein, Greifenstein u. a. m., erheischte das Bedürf-
niss. — Zur Linken die Eingänge in die Schatzkammer, in das Burgverliess, die Kerkerstuben.
Am Ausgange dieses Thorgewölbes verdient ein grosses, an Ketten hängendes Fallgitter Betrach-
tung. Waren die Feinde schon in die Einfahrt gedrungen, so stürzte diess schwere Fallgitter herab und
sperrte abermals den Weg. Dermalen bedroht die in den Schlosshof Tretenden ein grimmiger Fanghund,
der sich schon etliche Male von der Kette losgerissen. — Dem Eingänge gegenüber ruht unter einem Bogen-
gänge eine doppelte Reihe Kanonen auf zierlichen Laffeten, theils aus Gusseisen, theils von Stückgut,
einige mit Wapen und Jahrzahlen 3).
Zur Rechten der schöne grosse, mit Quadern ausgemauerte Ziehbrunnen, gegen 20 Klafter tief
(etwa zwei Klafter tiefer als der Berg hoch ist), der gewöhnlich 10 Schuh Wasser hält.
Die Burg hat zwei Stockwerke, zu welchen man durch drei Stiegen über mehrere Gänge mit zierlich
geschnitzten hölzernen Geländern gelangt. Nur die Südwestseite besitzt drei Stockwerke, deren drittes
gegenwärtig leer steht.
9 Die ursprünglich vierseitigen Fenster der Burg erscheinen nun mit Spitzbögen. — Letztere sind jedoch nur an die Wand
gemalt. Ob diese angenehme Illusion, ein Werk der neuesten Zeit, zu billigen sei, — ist eine andere Frage. Die meisten
Burgen sterben an der Churmethode der Perüquenzeit: das Alte neu zu machen, — allein der schrecklichste der Schrecken
ist wohl die Wuth der jüngsten Zeit, — das Alte älter noch zu machen, als es je gewesen.
9 Sie ist folgende. An einer Welle (Walze), in welche die (sichtbare) Fallbrücke eingezapft erscheint, ist auch unterhalb
in entgegengesetzter Richtung eine zweite (unsichtbare) befestigt. Drückt sich nun die äussere Brücke herab, so steigt die
innere nach Innen zu empor, und legt sich an die Unterfläche des gedielten Einfahrts-Fussbodens an. — Diese Methode
hat viel Unzweckmässiges; entweder muss die Burgwand unter dem Thor einen Vorbau bilden, — also einen passenden
Angriffspuncl für den Feind und eine Blösse der Burg, die man auch an echten, alten Vesten vergebens suchen dürfte, —■
oder die sichtbare Zugbrücke muss um die ganze Burgmauerdicke nach Innen gerückt werden, wodurch der Feind ein
bequemes Schirmdach erhält, um sich— unerreichbar vom Gussloch— festzusetzen! — Die Gleichgewichtshallung ist auch
dadurch nicht unbedingt erzielt, wie manche meinen dürften, denn bei anhaltend nassem Wetter nimmt das Gewicht des
äusseren Brückenflügels dermassen überhand, dass nur starke Männer selbe zu bewältigen imstande sind. Die grosse
Welle der Brücke ist durch ein überhängendes Brett, das sich in zwei Häspen bewegt, vor dem Weiteranfall geschützt;
letzteres deckt auch die Öffnung des Vorbaues.
3) Krickel a. a. O. S. 36—37 führt mehrere Jahreszahlen, Anfangsbuchstaben, Inschriften und Wappen auf diesen Ka-
nonen an. F.