Erzh. Maximilian I. und Maria v. Burgund.
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klärt habe, dass sie in Befolgung des Willens ihres seligen Vaters den Erzherzog von Österreich und
keinen Andern zur heiligen Ehe haben wolle, womit das Schreiben der beiden Abgesandten, des Bi-
schofs Georg von Metz und des Protonotars Hesler aus Brügge am 20. April an den Kaiser bestätigend und
dasselbe bekräftigend übereinstimmt, desgleichen ein Schreiben der Edeln von Luxemburg l).
Als diese Angelegenheit nun so weit gediehen war und der Erzherzog an seine dringliche Brautfahrt zu
denken hatte, entbot der kaiserliche Vater nicht allein Edelleute seiner Erblande 2), sondern, ddo. Wien am
2. April 1477, auch viele der ersten geistlichen und weltlichen Reichsstände auf Pfingsten (25. Mai) gen
Augsburg, und andere acht Tage später gen Frankfurt, um demselben mit stattlichem Zuge von Reisigen
nach den Niederlanden das Geleit zu geben 3).
Den T ag seiner Abreise von Wien vermag ich nicht zu bestimmen, wahrscheinliuh im Juni, kurz
bevor die wilden Schaaren des K. Matthias in Österreich einfielen. Diess schliesse ich aus Ghmel’s (S. 163 f.)
Vormerkung der (43) Herbergen und Städte, durch die er von Wien bis Gent zu seinem Gemahl gezogen
ist. Maximilian reiste von Wien nach Neustadt und Grätz, von da über Bruck und Rottenmann nach Salzburg,
Burghausen, Freisingen, Rain, Nördlingen, Mergentheim, Aschaffenburg, Frankfurt, Bingen und Cöln
(der 35. Herberge); von da zog er am 31. Juli über Aachen, Maastricht, Doest, Löwen und am 11. Au-
gust nach Brüssel, wo man ihm die grössten Ehrenbezeugungen erwies, dann weiter über Dendremonde
am 18. wohlbehalten nach Gent, dessen Bevölkerung ihn ausserhalb der Thore auf das Feierlichste empfieng.
Er begab sich in seine Herberge und kleidete sich um. Da es spät war , ritt der Bräutigam in die Burg, wo
die Herzogin-Witwe, die Mitschöpferin dieser Verbindung, und die Herzogin-Braut aus einem Zimmer dem
lang und heiss Ersehnten auf einen Gang entgegentraten. Er küsste zuerst die Herzogin-Stiefmutter und dann
sein Gemahl. Darauf war der Heiratsvertrag unterzeichnet. Hernach setzte sich der beglückte Bräutigam mit
den beiden Fürstinnen, dem Erzbischöfe von Trier, dem Bischof Georg von Metz, deren Neffen, dem Mark-
grafen Christoph von Baden 4) und dem Prinzen von Anhalt zur Tafel, und ritt fröhlicher Dinge erst um
zwei Uhr Nachts in seine Herberge zurück. Den folgenden Tag früh wurde vom päpstlichen Legaten Julian, Bischof
von Ostia, nachdem er die Erlaubniss des h. Vaters zu dieser Vermählung, die wegen naher Verwandtschaft 5)
nöthig geworden , verlesen hatte, in der Burgcapelle mit seiner geliebten Braut endlich vermählt. Die erste
Zusammenkunft Maximilian’s mit seiner Braut war rührend und schüchtern-zärtlich. Einfach und schmucklos
wird die Vermählung, wie es scheint von einem Augenzeugen, in Ghmel’s mehr erwähnten Monumentis
HabsburgicisS. 160 erzählt. Wer eine schimmernde Beschreibung der glänzenden Feierlichkeiten mit all den
gesprochenen und nicht gesprochenen Begrüssungen zu lesen wünscht, sei an Dr. Ernst Münch S. 184 ff»
gewiesen. — Diese glückliche Vermählung war die erste Ursache der langen Eifersucht, die über dritthalb
Jahrhunderte zwischen dem Hause Habsburg und Frankreich herrschte.
*) Ghmel’s Monum. Habsburg. N. 41, 42, 43 und 44; dann dessen Regesten N. 7114.
2) Der Kaiser schreibt am 26. März 1477 dem Bartholom ä v. Starhemberg, sich zu rüsten und bereit zu machen sich
selbst fünft mit Knechten, Pferden, Harnischen etc., seinen Sohn, der des weilent Karls Herzogs von Burgund ge-
lassen Tochter geheirat hat, das Geleit zu geben, wozu er nächstens erfordert werden soll. Ghmel’s Regest. N.7104.
3) Ghmel’s Monum. Habsburg, p. 142, nebst einem Goncepte, in welchem die lange Reihe der milziehenden geistlichen
und weltlichen Reichsstände namentlich aufgezählt ist.
4) MünchS. 188 **) sagt: Es war der Markgraf K ar l, der mit Maximilian war.— Markgraf K a r 1, des Kaisers Frie-
drich III. Schwager (s. oben S. 71.) war aber schon im J. 1475 gestorben und hatte weder einen gleichnamigen Sohn noch
Neffen. Es war dessen ältester Sohn Christoph, des ErzherzogsVetter. Da die beiden geistlichen Fürsten, die sich
durch Botschaften und Schreiben diese Verbindung Österreichs mit dem Hause Burgund sehr angelegen sein liessen,
Prinzen von Baden waren, so war diess eine Familien täfel.
5) Über die Verwandtschaft s. die beigefügle Stammtafel.
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klärt habe, dass sie in Befolgung des Willens ihres seligen Vaters den Erzherzog von Österreich und
keinen Andern zur heiligen Ehe haben wolle, womit das Schreiben der beiden Abgesandten, des Bi-
schofs Georg von Metz und des Protonotars Hesler aus Brügge am 20. April an den Kaiser bestätigend und
dasselbe bekräftigend übereinstimmt, desgleichen ein Schreiben der Edeln von Luxemburg l).
Als diese Angelegenheit nun so weit gediehen war und der Erzherzog an seine dringliche Brautfahrt zu
denken hatte, entbot der kaiserliche Vater nicht allein Edelleute seiner Erblande 2), sondern, ddo. Wien am
2. April 1477, auch viele der ersten geistlichen und weltlichen Reichsstände auf Pfingsten (25. Mai) gen
Augsburg, und andere acht Tage später gen Frankfurt, um demselben mit stattlichem Zuge von Reisigen
nach den Niederlanden das Geleit zu geben 3).
Den T ag seiner Abreise von Wien vermag ich nicht zu bestimmen, wahrscheinliuh im Juni, kurz
bevor die wilden Schaaren des K. Matthias in Österreich einfielen. Diess schliesse ich aus Ghmel’s (S. 163 f.)
Vormerkung der (43) Herbergen und Städte, durch die er von Wien bis Gent zu seinem Gemahl gezogen
ist. Maximilian reiste von Wien nach Neustadt und Grätz, von da über Bruck und Rottenmann nach Salzburg,
Burghausen, Freisingen, Rain, Nördlingen, Mergentheim, Aschaffenburg, Frankfurt, Bingen und Cöln
(der 35. Herberge); von da zog er am 31. Juli über Aachen, Maastricht, Doest, Löwen und am 11. Au-
gust nach Brüssel, wo man ihm die grössten Ehrenbezeugungen erwies, dann weiter über Dendremonde
am 18. wohlbehalten nach Gent, dessen Bevölkerung ihn ausserhalb der Thore auf das Feierlichste empfieng.
Er begab sich in seine Herberge und kleidete sich um. Da es spät war , ritt der Bräutigam in die Burg, wo
die Herzogin-Witwe, die Mitschöpferin dieser Verbindung, und die Herzogin-Braut aus einem Zimmer dem
lang und heiss Ersehnten auf einen Gang entgegentraten. Er küsste zuerst die Herzogin-Stiefmutter und dann
sein Gemahl. Darauf war der Heiratsvertrag unterzeichnet. Hernach setzte sich der beglückte Bräutigam mit
den beiden Fürstinnen, dem Erzbischöfe von Trier, dem Bischof Georg von Metz, deren Neffen, dem Mark-
grafen Christoph von Baden 4) und dem Prinzen von Anhalt zur Tafel, und ritt fröhlicher Dinge erst um
zwei Uhr Nachts in seine Herberge zurück. Den folgenden Tag früh wurde vom päpstlichen Legaten Julian, Bischof
von Ostia, nachdem er die Erlaubniss des h. Vaters zu dieser Vermählung, die wegen naher Verwandtschaft 5)
nöthig geworden , verlesen hatte, in der Burgcapelle mit seiner geliebten Braut endlich vermählt. Die erste
Zusammenkunft Maximilian’s mit seiner Braut war rührend und schüchtern-zärtlich. Einfach und schmucklos
wird die Vermählung, wie es scheint von einem Augenzeugen, in Ghmel’s mehr erwähnten Monumentis
HabsburgicisS. 160 erzählt. Wer eine schimmernde Beschreibung der glänzenden Feierlichkeiten mit all den
gesprochenen und nicht gesprochenen Begrüssungen zu lesen wünscht, sei an Dr. Ernst Münch S. 184 ff»
gewiesen. — Diese glückliche Vermählung war die erste Ursache der langen Eifersucht, die über dritthalb
Jahrhunderte zwischen dem Hause Habsburg und Frankreich herrschte.
*) Ghmel’s Monum. Habsburg. N. 41, 42, 43 und 44; dann dessen Regesten N. 7114.
2) Der Kaiser schreibt am 26. März 1477 dem Bartholom ä v. Starhemberg, sich zu rüsten und bereit zu machen sich
selbst fünft mit Knechten, Pferden, Harnischen etc., seinen Sohn, der des weilent Karls Herzogs von Burgund ge-
lassen Tochter geheirat hat, das Geleit zu geben, wozu er nächstens erfordert werden soll. Ghmel’s Regest. N.7104.
3) Ghmel’s Monum. Habsburg, p. 142, nebst einem Goncepte, in welchem die lange Reihe der milziehenden geistlichen
und weltlichen Reichsstände namentlich aufgezählt ist.
4) MünchS. 188 **) sagt: Es war der Markgraf K ar l, der mit Maximilian war.— Markgraf K a r 1, des Kaisers Frie-
drich III. Schwager (s. oben S. 71.) war aber schon im J. 1475 gestorben und hatte weder einen gleichnamigen Sohn noch
Neffen. Es war dessen ältester Sohn Christoph, des ErzherzogsVetter. Da die beiden geistlichen Fürsten, die sich
durch Botschaften und Schreiben diese Verbindung Österreichs mit dem Hause Burgund sehr angelegen sein liessen,
Prinzen von Baden waren, so war diess eine Familien täfel.
5) Über die Verwandtschaft s. die beigefügle Stammtafel.