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Berichte des Alterthums-Vereines zu Wien — 1.1854

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Bildnisse österreichscher Herzoge des XIV. Jahrhunderts und ihrer Gemahlinen
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Bildnisse österreichischer Herzoge und Herzoginen.

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(Paris 1842) p. 411 — 497, 794 — 795. Unter seinen hochgeschätzten Schriften, sämmtlich in lateinischer
Sprache, sind die bedeutendsten das Speculum judiciale, das ihm den Beinamen Speculator erwarb, und das
Rationale divinorum officiorum. Letzteres hat sich in zahlreichen Handschriften erhalten, und die kaum erfun-
dene Kunst des Buchdruckes vervielfältigte das gesuchte Werk, so dass allein in den letzten vierzig Jahren des
XV. Jahrhunderts gegen 43 Ausgaben erschienen. Auch später wurde es wiederholt aufgelegt und noch im
Jahre 1854 gab es Charles Barthel em y in neuer französischer Übersetzung mit schätzbaren Anmerkungen
(5 Bände in 8.) in Paris heraus.
Früh schon erwachte das Bestreben ein so inhaltschweres Werk durch Übersetzung auch dem Layen
zugänglich zu machen. So beauftragte König K ar 1 V. von Frankreich Jean Go lein mit einer Übertragung in
das Französische, die 1374 vollendet ward. Die mit schönen Miniaturen geschmückte Handschrift, von Heinrich
von Trevoux geschrieben, ist noch heute in der kaiserlichen Bibliothek zu Paris. S. Paulin Paris: Les
manuscrits franqois de la Bibliotheque du Roi. Tom. IV. 101 ff. Einige Miniaturen daraus bei Montfaucon,
monuments de la monarchie franqaise III. 35 ff.
In gleicher Weise gab der fromme Fürst, Herzog Albrecht von Österreich im Jahre 1384 den Auftrag
ihm das Rationale in die deutsche Sprache zu übertragen. Die reiche künstlerische Ausschmückung dieser Arbeit
gibt aber auch ein glänzendes Zeugniss von dem hohen Kunstsinne dieses Fürsten. Von diesem beseelt hatte er
früher schon durch Johann von Troppau ein herrliches Evangeliarium durchaus mit goldenen Buchstaben schrei-
ben und mit ausgezeichneten Malereien zieren lassen. Die kaiserliche Hofbibliothek zählt dieses Prachtstück
unter ihre noch viel zu wenig gekannten Cimelien. Es ist eines der schönsten Denkmäler jener Zeit, ein glän-
zender Beweis von der hohen Kunstfertigkeit der schlesischen Malerschule. Meister wie Jahr der Vollendung
nennt die Schhissschrift fol. 190. v: Et ego Johannes de Oppauiapresbiter, canonicus Brunnensis, plebanus in
Lantskrona, hunc librum cum auro purissimo de penna scripsi, illuminaui atque deo cooperante conpleui in
anno domini millesimo trecentesimo sexagesimo VIII0. S. Waagen im deutschen Kunstblatt 1850. S. 290.
Dibdin: Bibliographical tour in France and Germany III. 464. Ein schönes Facsimile der angeführten
Schlussschrift in Silvestre: Paleographie universelle IV. Planche 221.
Dem Gebote des Herzogs gehorsam ging der Übersetzer des Rationais an sein schwieriges Geschäft,
unterliess jedoch seinen Namen an irgend einer Stelle zu nennen. Schon am 6« April 1384 vollendete er seine
merkwürdige Vorrede und gab darhi auch Rechenschaft über sein Verfahren bei der Übertragung. Da sie bisher
nur in Bruchstücken bekannt wurde, so erscheint eine vollständige Miltheilung auch als Sprachprobe nicht über-
flüssig. Sie lautet:
Aristotiles der schreybet in dem pueche von der auzrichtung der gemaine: We dem lannde dez chunig
ein chind ist vnd des fürsten frue ezzenl, wann chindes synne vnd vnweishait lannt vnd leutte rechtleich nicht
gerichten mögen vnd fürsten di da frue ezzent, dabei wir all vnmezzichait t ersten, irem chunige nicht
geraten mugen, waz des lanndes notdurft sei; sunder si gedenkchent anders nicht denn ires lustes, wie si
den volpringen, und daz mag ane lanndes schaden nicht geschehen. Wann andern ersten seint si gabe-
gierig, darvmb daz recht vercheret wirt, wider daz Moyses gesprochen hat zu demvolkch von Israhel:
Tu soll nicht gäbe nemen, di auch di weisen plenndent vnd ver eher ent der gerechten wort, darvmb auch
bei alter römischer macht der grosten peen veruallen waz, der vmb gerechtichait der gäbe gerte. Si seint
auch ane in selber waich, darvmb si des chuniges ere vnd des lanndes nucz mendleich vnd auch rilter-
leichen nicht geraten noch geschaffen mögen. Wann als Ualerius schreibet, Athene di grozze stat ze
Chriechen verlos ir chaiserleiche gewalt, do sie sich der wollust flaizz, der selbe gewalt gegeben wart der
römischen stat, die sich in aribait vbete. Auch Publius Cornelius Scipio, der des Römischen heres in
Ispania lannthauptman vnd herre waz, do er wolle drucken den hohen mut der stat Nummancie, die sich
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