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F. 0. von Leber,
Fenster. Wo diese Langseite in die nach Osten hingekehrte schmälere Seite übergeht, sitzt auf der Ecke ein rundes Erker-
thürmchen auf. Das Pultdach dieser Schmalseite läuft der Länge nach über jenen Gebäudetheil hin, der nach Süden blickt,
aber nur ungefähr die Hälfte von der Länge der oben erwähnten Nordostseite einnimmt. Da die Veste (festes Haus) weder
einen Thurm hatte, noch auch nach der Richtung der Aufnahme Vorwerke oder irgend welche Gebäudevorsprünge v. dergl.
zeigt, so gibt das Ganze in seiner eintönigen Regelmässigkeit ein durchaus unmalerisches Bild.
b) Karl Schütz (geb. zu Wien 1746 , f ebenda am 14. März 1799 als Professor der k. k. Ingenieur-Akademie und Mitglied
der k. k. Akad. der bild. Künste. Seine Ansichten von Wien u. s. w. sind verzeichnet und besprochen in J. G. Meusel’s
Miscellaneen artistischen Inhalts (30 Hefte in 5 Rändchen, Erfurt 1779—1787) III, 1—11; IV, 89—97; V, 184—185.),
rühmlich bekannt durch seine unübertroffenen Wiener Ansichten, lieferte auch ein sehr schönes und bis in die kleinste
Einzelheit richtiges und nettes Bild von Merkenslein mit der Unterschrift: Vüe du Chateau de Merkenstein, dann C. Schütz
del. et fec., 7«/4" hoch, IO'/j" breit; bisher unläugbar die schönste und getreueste Aufnahme dieses Schlosses, und zwar
so ziemlich von derselben Seite, wie jene bei Köpp, nur etwas näher gegen den heutigen Park hin, aufgenommen, über
die nähergelegenen Gebäudelheile, namentlich auch über den unteren Theil des Schlosses, welche Partien im Köpp’schen
Bilde bereits durch den herangewucherten Baumwuchs bedeckt sind, noch eine freiere Ansicht gewährend.
c) Mit der Aufschrift: (Österreich) Das alte Felsenschloss Merkenstein bei Baaden. L'e vieux Chateau Merkenstein pres
de Baaden. {Gegend um Wien), Viennae chez Artaria et Comp. bietet ein, von einem unbekannten Künstler ausge-
führtes Bild, 10" hoch. 14" 5'" breit. beinahe dieselbe Ansicht der Ruine, wie bei Köpp, nur zur Rechten weiter reichend,
nämlich bis zum Einfahrtsthor in der Umschlussmauer.
d) Unbedeutend in Bezug auf Fleiss in der Aufnahme und Ausführung ist ein 5" 3"' hohes und 8" breites Bild von Merkenstein.
Gez. v. Gebele. Gest. v. C. Bonheimer.
e) Mit der Aufschrift: Merkenstein. Graefl. v. Dietrichstein’s Schloss bei Baden. Wien 1812, am unteren Rande: nach
der Original - Aufnahme des Hauptm. Viehbechs mit hoher Bewilligung des k. k. General - Quartier meister - Staabs,
erschien ein Kupferbialt 5" 5'" hoch, 7" 1t'" breit, dessen oberer Theil ein genaues Situationsplänchen des Merkensteiner
Parkes von Herlhof an, unterhalb aber eine sehr nette Radierung enthält, welche die Ruinen Merkenstein’s von der, den
eben genannten Abbildungen entgegengesetzten Richtung, nämlich vom früheren (1843 abgebrochenen) Sommerhause
im Parke aus aufgenommen zeigt. Ein Theil dieser Villa bildet den Vorgrund zur Linken. Das ebenerdige Geschoss zeigt
durchaus Mauerwerk, das erste Stockwerk, um welches eine Gallerie unter ausschüssigem Schindeldach herumläuft, aber
Riegelwände, nämlich mit Mauerwerk ausgefülltes Holzfachwerk, und kleine Fensterleins. Über die beiden türkischen
Haselnussbäume, das Jägerhaus und das diesem gegenüber liegende Wirthschaftsgebäude hinaus, im Verfolge eines fel-
sigen Abhanges zeigen sich die Schlossruinen nach der Westseite hin. — Die Zeichnung und Radierung dieses lieblichen
Bildchens wird dem rühmlichst bekannten Nürnberger Künstler Job. Adam Klein (geb. zu Nürnberg 1792, seil 1822
wieder in seiner Vaterstadt lebend), zugeschrieben. Der Name dieses ausgezeichneten Radierkünstlers und Miniaturmalers,
oder sein aus J. A. K. verschlungenes Monogramm findet sich aber auf dem Bildchen nicht, dessen Baumschlag auch mit
der leichteren Manier Klein’s nicht völlig übereinstimmt. Da jedoch Klein in den Jahren 1811—1815, 1816—1819 in
Wien sich aufhielt, so würde wenigstens dessen Allibi für jenes Bildchen nicht eingewendet, und die mit seiner, wenig-
stens später entwickelten feineren Manier (doch dieses Wort im guten Sinne gemeint) nicht in völligem Einklänge stehende
Ausführung dieses Bildchens, etwa durch die frühe Zeit der Ausführung (1812) erklärt werden können. Feil.
Beiläufig sechs Stunden von Wien entfernt , auf einem bewaldeten Berge; erhebt sich auf mächtigem
Fels das alte Merkenstein; eine der wenigen besser erhaltenen Burgen Österreichs. Die gute Fahrstrasse
führt über Baden; Vöslau und Gainfahren durch eine gedehnte Allee an einer Art Meierhof;
1) Nun wird man, um auf dem nächsten Wege nach Merkenstein zu gelangen, sich wohl der südlichen Staatseisenbahn bis
nach dem völlig modernisierten Vöslau bedienen, und dann über Gainfahren dahin fahren. Für Fussgänger sei angedeutet,
dass ein angenehmerer, wohl auch im Vergleiche zur Fahrstrasse etwas kürzerer Fussweg, am Abhange der Gebirge zur
Rechten, gleich ausserhalb Gainfahren an einer Sandgrube (gewissermassen auch Kalksteinbruch) vorüber, zuerst durchs
Weingebirge, dann durch Nadelwälder grösstentheils im Schatten nach Merkenstein führt.
Rüstige Fussgänger aber werden entweder von der Antonsgrotte im Helenenthal durch den Kohlgraben (s. Feil, in
Schmidl’s Wien’s Umgebungen III, 519) oder, da die Aussicht vom eisernen Thor jetzt durch den Baumwuchs leider
sehr beschränkt und nur fragmenlu arisch zu geniessen ist, vom Jägerhaus über den'freien Scheitel des, seine herrliche
Aussicht unbeschränkt eröffnenden Lindkogel bis zum Beginn der letzten Erhöhung des eisernen Thores, die unbeschwer-
liche Ansteigung des sogenannten weissen Weges verfolgen, um dann den, zur Linken durch den Merkensteiner Graben
hinabführenden Fusspfad einzuschlagen.
Als Leitungsrichtung hat zu dienen, dass die zunächst am Abfalle des eisernen Thores abwärts laufende Schlucht
gewählt und überhaupt sich so viel als möglich rechts gehalten werden muss; ein Verfehlen dieser Direction hat den
Umweg einer starken halben Stunde zur Folge, indem man sonst dem Haidhof gegenüber aus dem Gebirge tritt, und, eben
meist in der Mittagshitze, die zum Theil sonnige Erhöhung des Merkensteiner Berges wieder zu ersteigen hat.
Bezüglich des oben erwähnten Ortes Gainfahren werden Freunde von Sittenzügen der Vorzeit auf die im hohen
Grade anziehende Schilderung eines Abentheuers aufmerksam gemacht, welches der bekannte Spruchdichter Michael
F. 0. von Leber,
Fenster. Wo diese Langseite in die nach Osten hingekehrte schmälere Seite übergeht, sitzt auf der Ecke ein rundes Erker-
thürmchen auf. Das Pultdach dieser Schmalseite läuft der Länge nach über jenen Gebäudetheil hin, der nach Süden blickt,
aber nur ungefähr die Hälfte von der Länge der oben erwähnten Nordostseite einnimmt. Da die Veste (festes Haus) weder
einen Thurm hatte, noch auch nach der Richtung der Aufnahme Vorwerke oder irgend welche Gebäudevorsprünge v. dergl.
zeigt, so gibt das Ganze in seiner eintönigen Regelmässigkeit ein durchaus unmalerisches Bild.
b) Karl Schütz (geb. zu Wien 1746 , f ebenda am 14. März 1799 als Professor der k. k. Ingenieur-Akademie und Mitglied
der k. k. Akad. der bild. Künste. Seine Ansichten von Wien u. s. w. sind verzeichnet und besprochen in J. G. Meusel’s
Miscellaneen artistischen Inhalts (30 Hefte in 5 Rändchen, Erfurt 1779—1787) III, 1—11; IV, 89—97; V, 184—185.),
rühmlich bekannt durch seine unübertroffenen Wiener Ansichten, lieferte auch ein sehr schönes und bis in die kleinste
Einzelheit richtiges und nettes Bild von Merkenslein mit der Unterschrift: Vüe du Chateau de Merkenstein, dann C. Schütz
del. et fec., 7«/4" hoch, IO'/j" breit; bisher unläugbar die schönste und getreueste Aufnahme dieses Schlosses, und zwar
so ziemlich von derselben Seite, wie jene bei Köpp, nur etwas näher gegen den heutigen Park hin, aufgenommen, über
die nähergelegenen Gebäudelheile, namentlich auch über den unteren Theil des Schlosses, welche Partien im Köpp’schen
Bilde bereits durch den herangewucherten Baumwuchs bedeckt sind, noch eine freiere Ansicht gewährend.
c) Mit der Aufschrift: (Österreich) Das alte Felsenschloss Merkenstein bei Baaden. L'e vieux Chateau Merkenstein pres
de Baaden. {Gegend um Wien), Viennae chez Artaria et Comp. bietet ein, von einem unbekannten Künstler ausge-
führtes Bild, 10" hoch. 14" 5'" breit. beinahe dieselbe Ansicht der Ruine, wie bei Köpp, nur zur Rechten weiter reichend,
nämlich bis zum Einfahrtsthor in der Umschlussmauer.
d) Unbedeutend in Bezug auf Fleiss in der Aufnahme und Ausführung ist ein 5" 3"' hohes und 8" breites Bild von Merkenstein.
Gez. v. Gebele. Gest. v. C. Bonheimer.
e) Mit der Aufschrift: Merkenstein. Graefl. v. Dietrichstein’s Schloss bei Baden. Wien 1812, am unteren Rande: nach
der Original - Aufnahme des Hauptm. Viehbechs mit hoher Bewilligung des k. k. General - Quartier meister - Staabs,
erschien ein Kupferbialt 5" 5'" hoch, 7" 1t'" breit, dessen oberer Theil ein genaues Situationsplänchen des Merkensteiner
Parkes von Herlhof an, unterhalb aber eine sehr nette Radierung enthält, welche die Ruinen Merkenstein’s von der, den
eben genannten Abbildungen entgegengesetzten Richtung, nämlich vom früheren (1843 abgebrochenen) Sommerhause
im Parke aus aufgenommen zeigt. Ein Theil dieser Villa bildet den Vorgrund zur Linken. Das ebenerdige Geschoss zeigt
durchaus Mauerwerk, das erste Stockwerk, um welches eine Gallerie unter ausschüssigem Schindeldach herumläuft, aber
Riegelwände, nämlich mit Mauerwerk ausgefülltes Holzfachwerk, und kleine Fensterleins. Über die beiden türkischen
Haselnussbäume, das Jägerhaus und das diesem gegenüber liegende Wirthschaftsgebäude hinaus, im Verfolge eines fel-
sigen Abhanges zeigen sich die Schlossruinen nach der Westseite hin. — Die Zeichnung und Radierung dieses lieblichen
Bildchens wird dem rühmlichst bekannten Nürnberger Künstler Job. Adam Klein (geb. zu Nürnberg 1792, seil 1822
wieder in seiner Vaterstadt lebend), zugeschrieben. Der Name dieses ausgezeichneten Radierkünstlers und Miniaturmalers,
oder sein aus J. A. K. verschlungenes Monogramm findet sich aber auf dem Bildchen nicht, dessen Baumschlag auch mit
der leichteren Manier Klein’s nicht völlig übereinstimmt. Da jedoch Klein in den Jahren 1811—1815, 1816—1819 in
Wien sich aufhielt, so würde wenigstens dessen Allibi für jenes Bildchen nicht eingewendet, und die mit seiner, wenig-
stens später entwickelten feineren Manier (doch dieses Wort im guten Sinne gemeint) nicht in völligem Einklänge stehende
Ausführung dieses Bildchens, etwa durch die frühe Zeit der Ausführung (1812) erklärt werden können. Feil.
Beiläufig sechs Stunden von Wien entfernt , auf einem bewaldeten Berge; erhebt sich auf mächtigem
Fels das alte Merkenstein; eine der wenigen besser erhaltenen Burgen Österreichs. Die gute Fahrstrasse
führt über Baden; Vöslau und Gainfahren durch eine gedehnte Allee an einer Art Meierhof;
1) Nun wird man, um auf dem nächsten Wege nach Merkenstein zu gelangen, sich wohl der südlichen Staatseisenbahn bis
nach dem völlig modernisierten Vöslau bedienen, und dann über Gainfahren dahin fahren. Für Fussgänger sei angedeutet,
dass ein angenehmerer, wohl auch im Vergleiche zur Fahrstrasse etwas kürzerer Fussweg, am Abhange der Gebirge zur
Rechten, gleich ausserhalb Gainfahren an einer Sandgrube (gewissermassen auch Kalksteinbruch) vorüber, zuerst durchs
Weingebirge, dann durch Nadelwälder grösstentheils im Schatten nach Merkenstein führt.
Rüstige Fussgänger aber werden entweder von der Antonsgrotte im Helenenthal durch den Kohlgraben (s. Feil, in
Schmidl’s Wien’s Umgebungen III, 519) oder, da die Aussicht vom eisernen Thor jetzt durch den Baumwuchs leider
sehr beschränkt und nur fragmenlu arisch zu geniessen ist, vom Jägerhaus über den'freien Scheitel des, seine herrliche
Aussicht unbeschränkt eröffnenden Lindkogel bis zum Beginn der letzten Erhöhung des eisernen Thores, die unbeschwer-
liche Ansteigung des sogenannten weissen Weges verfolgen, um dann den, zur Linken durch den Merkensteiner Graben
hinabführenden Fusspfad einzuschlagen.
Als Leitungsrichtung hat zu dienen, dass die zunächst am Abfalle des eisernen Thores abwärts laufende Schlucht
gewählt und überhaupt sich so viel als möglich rechts gehalten werden muss; ein Verfehlen dieser Direction hat den
Umweg einer starken halben Stunde zur Folge, indem man sonst dem Haidhof gegenüber aus dem Gebirge tritt, und, eben
meist in der Mittagshitze, die zum Theil sonnige Erhöhung des Merkensteiner Berges wieder zu ersteigen hat.
Bezüglich des oben erwähnten Ortes Gainfahren werden Freunde von Sittenzügen der Vorzeit auf die im hohen
Grade anziehende Schilderung eines Abentheuers aufmerksam gemacht, welches der bekannte Spruchdichter Michael