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Berichte des Alterthums-Vereines zu Wien — 1.1854

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Archeologische Beschreibung einiger Ritterburgen und Schlossruinen im Kreise unter dem Wienerwald
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https://doi.org/10.11588/diglit.70122#0198
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150

F. 0. non Leber,

regelmässig gebaute Häuser., und ist nur durch seine grosse Maschinenpapier-Fabrik (1827 erbaut), und durch
die Eisenwerke des Grafen von Perg en merkwürdig. Zum Behüte der letzteren ist der ganze Schlossberg
durch Bergbau untergraben, und man hat Spuren, dass er schon in ältesten Zeiten betrieben wurde. Papier-
fabrik, Bergwerke und der Hochofen, der wöchentlich 300 — 400 Zentner Roheisen liefert, sind sehenswerth.
Hinter dem Markte erhebt sich der anderthalbtausend Fuss hohe Schlossberg * l) über den ein bequemer
Fussweg aufwärts leitet.
Schon auf der halben Höhe des Berges liegen Vorwerke der Festung, dermalen die mit starken Ring-
mauern umgebene Kirche.
Man gelangt zuerst zu einem geräumigen Thorhause, dessen mit Eisen beschlagene alte Pforte man über
eine breite Steintreppe mit 14 Stufen betritt. Wohlerhalten lebte es mit seiner alten Sonnenuhr und den bun-
ten Wandmalereien aus der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts zu uns herüber, und bleibt dem Zeichner
und Antiquare werth.
Über eine Steintreppe von 45 Stufen, an mehreren, von armen Leuten bewohnten Vorgebäuden vor-
über erreicht man den Friedhof, den starke Mauerzinnen einschliessen2). Noch steht er im Gebrauch,
und die Heraufschaflung der Leichen auf die Bergeshöhe, ausserdem noch über 60 Stufen, verursacht bedeu-
tende Beschwerde. Ausgezeichnete Grabsteine findet man hier nicht; doch verdient eine neuere Art von
Grabdenkmalen, die hier üblich zu werden beginnt, Empfehlung. Man gebraucht nämlich eine über zwei
Schuh im Quadrat haltende Platte aus Gusseisen, auf welcher Schrift und Randverzierung convex gegossen und
vergoldet werden. Nicht nur der letzteren Zierlichkeit und Schärfe auf dem schwarzen Eisengrunde , sondern
auch Dauer, Billigkeit und Schnelligkeit der Vollendung überflügeln weit jene der alten Steine. Nur im
Durchgänge unterhalb des Glockenthurmes ruht unbeachtet unter Bausteinen hingelehnt ein grauer Sandstein,
in zwei Hälften zersprungen, 6' lang, 3' breit, und harret ähnlicher Verwendung, wie die seiner nächsten
Umgebung entgegen, da er doch besseres Loos verdiente. Seine untere Hälfte trägt das Wappen der Königs-
berge, ein gevierter Schild, in dessen linkem Ober-, und rechtem Unter-Felde zwei halbe Mühlräder. Die
halbverwischten Züge lauten:
AnnsJ hni M.CCCC [XXI ©bitt, Mut Asnes ©IjnritM | ktnnigljnirgcn | Me. fei. (sancti) Alpine. apli (apostoli).
Wie dieser Grabstein des mächtigen Geschlechts der Königsberge, das dritthalb Jahrhunderte lang Se-
benstein und Thomasberg zu Eigen besass, hierher kam, ist leicht zu erklären. Er verdiente aber einen wür-
digeren Platz, zunächst wohl in der Sebensteiner Kirche bei seinen prachtvollen Brüdern 3).

Puttinensium . . fuit patria Neivnkirch et locus permaximus quondam Steinueld quae a vento Typhonico
commotus per specus et planet veniens in Newsid el, usque manet. — Uber das Geschlecht der Herren von Pötten
und Formbach gibt Auskunft Aquil. Jul. Caesar (geb. zu Grätz 1. Nov. 1720, zu Wailzberg 2. Juni 1792) Annales
ducatus Styriae I, 157 s. f., dann am umständlichsten: Jos. Moriz: Kurze Geschichte der Grafen von Formbach,
Lambach und Pütten. München 1803 (gekrönte Preisschrift). Was den obigen Ausdruck urbs anbelangt, so ist zu ver-
gleichen , was oben S. 25 gesagt wurde. F.
1) Im J. 1537 als Kreidenfeuer-Posten (von Crier-, — schon bei den Minnesängern die Kroyere bei den Turnieren, —
daher Allarmfeuer) bezeichnet, mithin ein vorzüglicher Aussichtspunkt.
2) Die eigentliche Brustwehre hat nur 3 Schuh Höhe; auf ihr ruhen die Mauerzinnen, deren jede 4' Höhe, 5'Breite besitzt —
ein Merks! für die Baumeister moderner Ruinchen; denn der Zweck der Zinne war ja: des Vertheidigers Leib zu decken.
3) Auch dieser Grabstein liefert den Beweis für die Wichtigkeit der sorgfältigen Beachtung solcher Denkmale. Diese Agnes
von Au, t 21. Dez. 1421, war nämlich, wie uns die Inschrift ihres Grabsteines belehrt, die Gemahlin des, in der Seben-
steiner Kirche vor dem Hauptaltar ruhenden Konrad Königsberger, j 24. Februar 1448. Damit ist aber zugleich eine
genealogische Bereicherung erlangt; denn WissgrilUs Schauplatz des N. Ö. Adels V, 230 gesteht offen, dass es
nicht bekannt sei, ob einer der Brüder Conrad, Johann, Dietherich und Georg von Königsberg (welche laut Kaufbriefes
vom 13. Mai 1432 gemeinschaftlich die Herrschaft und Veste Seebenstein von des Colman Seebeckh zurückgelassener
Witwe Kathrein und deren Töchtern, dann von Hanns Auer um 3600 Pfund Pfennige erkauft und sich wegen Zahlung
 
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