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Berichte des Alterthums-Vereines zu Wien — 1.1854

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Archeologische Beschreibung einiger Ritterburgen und Schlossruinen im Kreise unter dem Wienerwald
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https://doi.org/10.11588/diglit.70122#0208

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Joseph Feil

Jahrhundert vorgezeigt. Nachdem er den schönen Garten und das Dorf (dessen diesseits des Püttenbaches liegender Theil
ehemals Herl es geheissen habe), dann kurz auch der Pfarrkirche und Grabdenkmale der Grafen von Pergen (sonderbarer
Weise aber nicht auch jener der Königsberge), endlich des Dorflhores mit der J. Z. 1633 am Bogen gedenkt, theilt er
eine Sebensteiner Romanze von K. L. Gieseke mit 16 Strophen mit.
Das beigefügte, von M. Pöltzel gestochene Bildchen: Bergschloss Sebenstein bey Neustadt, ist eines der besseren
des Werkes. Der Aufnahme liegt aber eine grössere Radierung nach Kui ep zu Grunde (sieh unten S. 167, c.).
5) St ütz (s. oben S. 47, n. 5) erwähnt S. 130, 133, 141—144, 153 der verschiedenen mineralischen Funde in und um Seben-
stein, des 1628 in der Genzleiten betriebenen Gold- und Silberbaues, sowie des 1786 von ihm auf dem Sebensteiner Schloss-
berg aufgefundenen Eisens.
6) Die Erneuerten vaterländischen Blätter (1808—1814 von J. M. Armbruster, 1815—1820 mit dem Epitheton erneuert
von Fr. Sartori redigiert) enthalten in denNummern 71 und 73 des Jahrganges 1815 Fusswanderungen in (sic) V. U. W. W.
Indem dort S. 450—451 die beim Besuche des Schlosses Sebenstein am 15. Mai 1815 gemachten Bemerkungen mitgetheilt
werden, erwähnt der ungenannte Verfasser insbesondere der, bis zum Wiener Slefansthurm reichenden Aussicht und der
drei Burghöfe; theilt die bereits oben n. 4 bemerkte Thorüberschrift v. J. 1604 (nicht buchstäblich genau) mit. Die auf
7 Zeilen beschränkten geschichtlichen Daten enthalten aber durchaus irrige Angaben, nämlich, dass Sebenstein gleich
Dörnberg (Thernberg) einst im Besitze eines Tonrainl (Tonradi) war, der es wegen Hochverrath sammt seinem Kopfe
(was keinem Tonradi geschah; Andreas T. wurde nur verbannt) verlor, dann dass das Schloss an eine Familie Hengstberg
(wahrscheinlich ist das Geschlecht der Königs berge gemeint) gelangt sei. Ausserdem werden noch erwähnt: im Vor-
raume der Brunnen und der noch durch Pfeiler abgemarkte \iereckige — Tournierplatz (sic), dann das Echo, — sowie
von den inneren Merkwürdigkeiten des Schlosses: der im vierten Hofraume befindliche Brunnen , die ebenerdige Rüst-
kammer (mit Helmen, Pickelhauben, Kürassen, Arm- und Fussschienen, Schwertern. Armbrüsten und Schildern, darunter
ein indianischer, das Richtschwert mit den Aufschriften auf beiden Seiten, ein Kalenderschwert, sowie Rägoczy's
Säbel), in den einzelnen Gemächern der alte Hausrath, die alten Gemälde von meist unbekannten Meistern, das Prunk-
zimmer (Mosaike, Scbnilzwerke, Gemälde, Zeichnungen, Dosen, Uhren, Naturalien, eine mit Edelsteinen besetzte Uhr
K. Rudolfs II., Bilder von Rubens und Brand, dann ein Johannes von einem italienischen Meister, laut Inschrift von
der Kaiserin Leonore, Leopold’sl. Gemahlin, einer Klosterfrau geschenkt, 2 Rafael Donner’sche Basrelief, ein Christus
am Kreuze von Michel Angelo, die Darstellung des Zusammentreffens Rudolfs von Habsburg mit dem Priester, zu
beiden Seiten der Habsburg’sche Stammbaum mit Porträts aus dem Anfänge des 17. Jahrh., Kristallpocale, Rhinoceros-,
Elend- (sic) und Gamshörner, Hirschgeweihe), die Gerichtsstube mit 100—120 Kupferstichen, Porträts von Regenten und
Feldherren des 14.—16. Jahrhunderts sammt deren Lebensbeschreibungen, dann alte Turnierbücher, die Burgcapelle
(uraltes (sic) Chor, meisterhafte Taufe Christi von Dürer?), Burgverliess und Kleiderkammer — diess waren die Gegen-
stände, welche der Verfasser in wirklich flüchtigen Zügen erwähnt.
7) Beschreibung des Ritterlichen Wildensteiner Bankets so am 4. Weinmonats Tag 1812 auf der blauen Erde in
der uralten Burg ob Sebenstein zur Feier des Höchsten Namensfestes Unseres Allerdurchlauchtigsten Kaiser und
Königs Franz I. gehalten worden, vom Ritter Hildebrand auf der Quick. (Franz Pichler, 7 1820 als k. k. Tabak-
verleger zu Wiener Neustadt) kl. 4. in deutscher Currenlschrift lytbographiert, 34 Seilen mit einer Musikbeilage und 19
schlechten Abbildungen in Steindruck; Gegenstand der letzteren sind \orersl auf 5 Blättern Wappen von Wildensteiner -
Rittern, und zwar: 1. des Ober-Ritters auf Wildenstein, Hainss Edlen am Stein; — 2. des Turnier - Marschais Aichen-
horst; — 3. des Kanzlers Reisebusch; — 4. des Ritters Hildebrand auf der Quick und des Ritters Fingall Burg Pfafen
und gros Almosiner, dann 2 brennende Herzen mit der Umschrift: Franz und Rosina. Silberne Hochzeit-, — 5. Waffen
des Ritters Ertembundt; 6. Morgenansicht der Veste Wildenstein; der viereckige Thurm vor der Zugbrücke noch unter
Dach. Eine grosse Fahne flattert vom runden Thurme, eine kleinere an der östlichen Ecke; — 7. Abend-Ansicht (gegen
das Thal); — 8. Ruinen der allen Veste; die inneren Vorwerke des runden Thurmes noch vollständig abgetheilt; —
9. I. und II. Hof, vielmehr die Thore in beiden über einander gezeichnet; — 10. III. Hof, mit dem nun verschwundenen
(festlich verzierten) Pavillon; rechts die Stiege zum letzten Burghofe; — 11. Pilgerruhe (der Gang oberhalb der letzteren
Stiege); — 12. IV. Burghof, mit der Cisterne; — 13. Waffenkammer (nur zwei gerüstete Männer und eine Trophä
sichtbar); — 14. Prunk- (Speise-) Saal (der noch vorhandene Hauptsaal an der Nordwestseite) mit dem Gamin. Festlich
gedeckte Tafel nach drei Seilen. Rückwärts Wappen und Fahnen; — 15. bloss eine festliche Ausschmückung; — 16. Wohn-
stube des Oberritiers; gothisch verziertes Zimmer mit Bett, Bethschämmel u. s. w.; — 17. Schatzkammer; in der Mitte ein
langer Tisch, an den Seitenwänden kleinere mit Schaustücken belegt; die Wände mit Bildern in Rahmen bedeckt; —
18. Gerichtsstube. Auf einem langen Teppich ein Tisch mit Schwert, Crucifix, Buch, Todlenschädel und zwei Lichtern.
Im Hintergründe Silz des Oberrichters, links und rechts jene der Schöffen; — 19. Burg - Capelle, in ihrer damaligen ein-
fachen Ausschmückung.
Wie weit entfernt auch diese Bildchen von jedem Ansprüche auf Kunstwerth sind, so bieten sie doch als die einzige
Abbildung von Einzelnheiten der damaligen inneren Einrichtung der Gemächer Sebenstein’s, für jene, die Zeugen der froh-
bewegten Tage der Blüthezeil des Wildensteiner Ritterbundes waren, eine die Unvollkommenheit jener Bildchen durch die
Lebendigkeit der Erinnerung leicht zu ergänzende Grundlage zu heiterer Wiedererweckung des Gedächtnisses an jene harm-
los-heilere Zeit. Die Ansichten der einzelnen Gebäudetheile bilden zugleich willkommene Anhaltspuncte für Versuche,
die, durch die Zerstörungen seit 1824 eingetretenen Verschlimmerungen der Gebäudetheile, zumal in den Aussenwerken,
wenigstens im Geiste zu ergänzen.
 
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