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J. Feil zu F. 0. v. Leber’s Burgenbeschreibungen.
Dieselbe Ansicht wurde nun für die in diesem Hefte enthaltenen Schilderungen Sebenstein’s in besserer Ausführung,
als die getreueste Abbildung des Bauwerkes dieses Schlosses vor den Zerstörungen seil 1824, insbesondere desswegen mit-
getheilt, weil noch keine der bisher veröffentlichten Abbildungen die inneren Bestandtheile des Schlosses, wie hier, ge-
wissermassen in der Vogelperspeclive zur Anschauung brachte. In der Milte des Bildes liegt grundrissartig die Ruine Alt-
Sebenstein’s (seit Steigert Zeiten so gerne, doch, wie bereits mehrmals erwähnt wurde, völlig grundlos in Wildenstein um-
getauft). Dem Beschauer zur Rechten zeigen sich innerhalb der Umfangsmauer, in deren Mitte die Thorhalle mit ihren abge-
rundeten Zinnen und der Glocke erkennbar ist, die Vorgebäude (Stallungen, Dienerwohnungen, Wirthschaftsgebäude
u. s. w.) im ersten und zweiten Burghof. Der die Thorbrücke beherrschende äussere viereckige Thurm war damals noch
unter Dach, gleich dem auf diesem Bilde ebenfalls sichtbaren Wächterhäuschen am Einfahrtsthore an der, seit 1824 nieder-
gebrochenen äusseren Umfangsmauer. Oberhalb Alt-Sebenstein erhebt sich jener auf Fels gebaute baslionarlige Gebäude-
theil, auf dem sich das sogenannte Gärtchen am Dachraume befand. Daran schliesst sich das von den Seebecken und
Königsbergen erbaute Hochschloss, von dem um eine Etage höheren Ecktracle nach Osten hinüberragt. Wir erblicken
zur Linken die, durch den Gang der sogenannten Pilgerruhe in den obersten Burghof hinaufführende, gedeckte steinerne
Stiege mit jenem Vorsprung, der die, im ersten Stocke die freundlichste Aussicht ins Hochgebirge gewährende Vorhalle der
Pilgerruhe bildet, zu ebener Erde die Eingänge zu den Kellern. Zur Linken an der Umfangsmauer nach Norden hin zeigt
sich der, in der vorstehenden Literatur bereits öfter erwähnte, über die Umfangsmauer ausschreitende viereckige Pavillon
mit der hölzernen Gallerie, der ebenfalls den nach 1824 vorgenommenen, leider zum grossen Theile mit directer Zerstörung
synonymen „Restaurationen“ zum Opfer liel.
Der Hintergrund gewährt in Umrissen den Anblick eines Theiles der wunderlieblichen Aussicht, welche das Schloss
Sebenstein bietet, und zwar hier nach Osten hin. Schloss Pütten mit der Kirche am Abhange des Berges fällt zunächst auf.
in gleicher Höhe Aichbüchel; Pütten gegenüber ist die Kirche von Linzberg mit der alten Capelle auf dem Hügel
sichtbar, darüber hinaus Lanzenkirchen. Ueber Potlendorf hinaus zur linken zeigt sich die Neustadt mit den
beiden Thürmen der allen Domkirche, weiter links im Hintergründe der St. Stephansthurm in Wien, dann der Kahlen-
undLeopoldsberg. Hinter den Badener Bergen (dem Lindkogel und eisernen Thor) schliesst der breitgestreckte Anninge r
das Bild. Im Vorgrunde zeigt sich das Thal von Sebenstein mit dem Dorf, dem 1732 erbauten. 1825 erneuerten Herrschafts-
schlösschen im heutigen Park nächst der (seither verschwundenen) Mühle, und dem Bergabhange zunächst der Maierhof,
am weitesten zurück der Thurm der Dorfkirche mit seiner früheren Kuppeldachung. Die Pütten (auf der Generalstabkarte als
Leitha bezeichnet) durchschlängelt das liebliche Thal, und man gewahrt vorne den zur Kirche führenden Steg. Die hier
auf diesem Bilde noeh ziemlich kahle Umgebung des Schlösschens im Thale zeigt, wie viel seither zur Verschönerung des
Parkes mit seinen herrlichen Baumgruppen und belebenden Wasserspiegeln geschehen ist.
1) Das weiter unten bei der Beschreibung der Sebensteiner Kirche mitgelheilte Bildchen der Kirche und des Schlosses nach
einer Handzeichnung Wetzelsberg’s stimmt zwar so ziemlich mit der oben unter i) besprochenen Ansicht überein, ist aber
namentlich in Bezug auf die hier sichtbaren Partien des Bergschlosses bei weitem bestimmter. Noch zeigt sich hier das seit
1824 demolierte alte Wächterhäuschen nächst dem Einfahrtsthore in den Vorraum des Schlosses und das Dach auf dem
Thurm vor der Schlossbrücke. Die Gründe, welche überhaupt für die Mittheilung älterer Ansichten in diesen Blättern
geltend gemacht wurden , bestimmten auch in Bezug auf die Dorfkirche, so gelungen im Ganzen die neueste Verschö-
nerung derselben auch genannt werden muss, hier um so weniger eine Ausnahme zu machen, als der neue Kirchthurm
offenbar der misslungenste Theil dieser Herstellung ist. Feil.
Von Wiener - Neustadt führt eine sehr gute Fahrstrasse von Fürst Palffy angelegt in vier Stunden
nach Sebenstein 1). Schon von ferne gewahrt man die Ritterburg mit ihrem Wartlhurme auf dem hohen
Schlossberg, an dessen Fusse das reinliche Dorf Sebenstein gelegen ist. Letzteres mit 60 Häusern und
580 Einwohnern, besitzt einen malerisch gelegenen Gasthof, der gute Unterkunft bietet, einen grossartigen
geschmackvoll angelegten, 60 Joch umfassenden Park mit herrlichen Baumgruppen, reichlicher Bewässe-
1) Mit Benützung der südlichen Staatseisenbahn wird man entweder nach Neunkirchen oder bis zum Slalionsplatz
St. Egyden fahren, um von hier über Schwarzau oder über Breitenau nach Sebenstein zu gehen. Doch wird man
diesen Absteigeort nur dann wählen, wenn man den Weg über Felder, dann durch und neben Föhrenwäldchen u. s. w.
zu Fusse zurücklegen will, oder schon im Vorhinein einen Wagen zum Stalionsplatze bestellt hat; denn da der Ort
St. Egyden fast eine halbe Stunde weit vom Stalionsplatze entfernt liegt, so kann man nicht darauf rechnen, hier eben
zufällig ein verfügbares Fuhrwerk zu finden. Wer also den Weg nach Sebenstein zu Wagen zurücklegen will, darf die
Eisenbahn erst in Neunkirchen verlassen, wo bei dem dortigen Landkutscher, ziemlich am Anfänge des Ortes zur
rechten, immer brauchbares Fuhrwerk zu erlangen ist, wenn nicht schon am Stalionsplatze solche aufgefahren sind. Von
hier aus führt die Fahrstrasse nach Natschbach, wo die ältere Strasse zur linken über Felder durch den Hohlweg nächst
Sebenstein beim Mauthschranken in das Dorf führt, die neuere aber (s. oben S. 51, n. 1) über den Bergrücken in der
Nähe des neuen fürstlichen Schweilzerhauses an der entgegengesetzten Richtung in das Dorf leitet. F.
J. Feil zu F. 0. v. Leber’s Burgenbeschreibungen.
Dieselbe Ansicht wurde nun für die in diesem Hefte enthaltenen Schilderungen Sebenstein’s in besserer Ausführung,
als die getreueste Abbildung des Bauwerkes dieses Schlosses vor den Zerstörungen seil 1824, insbesondere desswegen mit-
getheilt, weil noch keine der bisher veröffentlichten Abbildungen die inneren Bestandtheile des Schlosses, wie hier, ge-
wissermassen in der Vogelperspeclive zur Anschauung brachte. In der Milte des Bildes liegt grundrissartig die Ruine Alt-
Sebenstein’s (seit Steigert Zeiten so gerne, doch, wie bereits mehrmals erwähnt wurde, völlig grundlos in Wildenstein um-
getauft). Dem Beschauer zur Rechten zeigen sich innerhalb der Umfangsmauer, in deren Mitte die Thorhalle mit ihren abge-
rundeten Zinnen und der Glocke erkennbar ist, die Vorgebäude (Stallungen, Dienerwohnungen, Wirthschaftsgebäude
u. s. w.) im ersten und zweiten Burghof. Der die Thorbrücke beherrschende äussere viereckige Thurm war damals noch
unter Dach, gleich dem auf diesem Bilde ebenfalls sichtbaren Wächterhäuschen am Einfahrtsthore an der, seit 1824 nieder-
gebrochenen äusseren Umfangsmauer. Oberhalb Alt-Sebenstein erhebt sich jener auf Fels gebaute baslionarlige Gebäude-
theil, auf dem sich das sogenannte Gärtchen am Dachraume befand. Daran schliesst sich das von den Seebecken und
Königsbergen erbaute Hochschloss, von dem um eine Etage höheren Ecktracle nach Osten hinüberragt. Wir erblicken
zur Linken die, durch den Gang der sogenannten Pilgerruhe in den obersten Burghof hinaufführende, gedeckte steinerne
Stiege mit jenem Vorsprung, der die, im ersten Stocke die freundlichste Aussicht ins Hochgebirge gewährende Vorhalle der
Pilgerruhe bildet, zu ebener Erde die Eingänge zu den Kellern. Zur Linken an der Umfangsmauer nach Norden hin zeigt
sich der, in der vorstehenden Literatur bereits öfter erwähnte, über die Umfangsmauer ausschreitende viereckige Pavillon
mit der hölzernen Gallerie, der ebenfalls den nach 1824 vorgenommenen, leider zum grossen Theile mit directer Zerstörung
synonymen „Restaurationen“ zum Opfer liel.
Der Hintergrund gewährt in Umrissen den Anblick eines Theiles der wunderlieblichen Aussicht, welche das Schloss
Sebenstein bietet, und zwar hier nach Osten hin. Schloss Pütten mit der Kirche am Abhange des Berges fällt zunächst auf.
in gleicher Höhe Aichbüchel; Pütten gegenüber ist die Kirche von Linzberg mit der alten Capelle auf dem Hügel
sichtbar, darüber hinaus Lanzenkirchen. Ueber Potlendorf hinaus zur linken zeigt sich die Neustadt mit den
beiden Thürmen der allen Domkirche, weiter links im Hintergründe der St. Stephansthurm in Wien, dann der Kahlen-
undLeopoldsberg. Hinter den Badener Bergen (dem Lindkogel und eisernen Thor) schliesst der breitgestreckte Anninge r
das Bild. Im Vorgrunde zeigt sich das Thal von Sebenstein mit dem Dorf, dem 1732 erbauten. 1825 erneuerten Herrschafts-
schlösschen im heutigen Park nächst der (seither verschwundenen) Mühle, und dem Bergabhange zunächst der Maierhof,
am weitesten zurück der Thurm der Dorfkirche mit seiner früheren Kuppeldachung. Die Pütten (auf der Generalstabkarte als
Leitha bezeichnet) durchschlängelt das liebliche Thal, und man gewahrt vorne den zur Kirche führenden Steg. Die hier
auf diesem Bilde noeh ziemlich kahle Umgebung des Schlösschens im Thale zeigt, wie viel seither zur Verschönerung des
Parkes mit seinen herrlichen Baumgruppen und belebenden Wasserspiegeln geschehen ist.
1) Das weiter unten bei der Beschreibung der Sebensteiner Kirche mitgelheilte Bildchen der Kirche und des Schlosses nach
einer Handzeichnung Wetzelsberg’s stimmt zwar so ziemlich mit der oben unter i) besprochenen Ansicht überein, ist aber
namentlich in Bezug auf die hier sichtbaren Partien des Bergschlosses bei weitem bestimmter. Noch zeigt sich hier das seit
1824 demolierte alte Wächterhäuschen nächst dem Einfahrtsthore in den Vorraum des Schlosses und das Dach auf dem
Thurm vor der Schlossbrücke. Die Gründe, welche überhaupt für die Mittheilung älterer Ansichten in diesen Blättern
geltend gemacht wurden , bestimmten auch in Bezug auf die Dorfkirche, so gelungen im Ganzen die neueste Verschö-
nerung derselben auch genannt werden muss, hier um so weniger eine Ausnahme zu machen, als der neue Kirchthurm
offenbar der misslungenste Theil dieser Herstellung ist. Feil.
Von Wiener - Neustadt führt eine sehr gute Fahrstrasse von Fürst Palffy angelegt in vier Stunden
nach Sebenstein 1). Schon von ferne gewahrt man die Ritterburg mit ihrem Wartlhurme auf dem hohen
Schlossberg, an dessen Fusse das reinliche Dorf Sebenstein gelegen ist. Letzteres mit 60 Häusern und
580 Einwohnern, besitzt einen malerisch gelegenen Gasthof, der gute Unterkunft bietet, einen grossartigen
geschmackvoll angelegten, 60 Joch umfassenden Park mit herrlichen Baumgruppen, reichlicher Bewässe-
1) Mit Benützung der südlichen Staatseisenbahn wird man entweder nach Neunkirchen oder bis zum Slalionsplatz
St. Egyden fahren, um von hier über Schwarzau oder über Breitenau nach Sebenstein zu gehen. Doch wird man
diesen Absteigeort nur dann wählen, wenn man den Weg über Felder, dann durch und neben Föhrenwäldchen u. s. w.
zu Fusse zurücklegen will, oder schon im Vorhinein einen Wagen zum Stalionsplatze bestellt hat; denn da der Ort
St. Egyden fast eine halbe Stunde weit vom Stalionsplatze entfernt liegt, so kann man nicht darauf rechnen, hier eben
zufällig ein verfügbares Fuhrwerk zu finden. Wer also den Weg nach Sebenstein zu Wagen zurücklegen will, darf die
Eisenbahn erst in Neunkirchen verlassen, wo bei dem dortigen Landkutscher, ziemlich am Anfänge des Ortes zur
rechten, immer brauchbares Fuhrwerk zu erlangen ist, wenn nicht schon am Stalionsplatze solche aufgefahren sind. Von
hier aus führt die Fahrstrasse nach Natschbach, wo die ältere Strasse zur linken über Felder durch den Hohlweg nächst
Sebenstein beim Mauthschranken in das Dorf führt, die neuere aber (s. oben S. 51, n. 1) über den Bergrücken in der
Nähe des neuen fürstlichen Schweilzerhauses an der entgegengesetzten Richtung in das Dorf leitet. F.