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Berichte des Alterthums-Vereines zu Wien — 1.1854

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Archeologische Beschreibung einiger Ritterburgen und Schlossruinen im Kreise unter dem Wienerwald
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https://doi.org/10.11588/diglit.70122#0228
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F. 0. von Leber,

Die Sebensteiner Sammlung ruft dem Beschauer ihr klägliches Fuimus Troes! zu; theils weil das
Beste ihr entrissen; theils das Vorhandene nicht erhalten wird. Die sehenswerthesten Stücke traf ich nicht
mehr; so Albrecht Dürers berühmte Kreuzigung Christi, stark erhoben, in Holz geschnitten, 2' hoch, 1'
breit, mit mehr als 160 Figuren v. J. 1509; — so einen aus Bein geschnitzten Flügelaltar des 12. Jahr-
hunderts; — so das elfenbeinerne Bild Boleslav’s II. von Polen, angeblich von ihm selbst um 1070 als
Laienbruder im Kloster Ossiach geschnitzt, — so das Richtschwert von 1673 mit der charakteristischen
Inschrift * 1 2) u. a. m.
Alle diese Stücke führt Schmidt noch in seiner 1838 erschienenen Beschreibung auf. Man ersieht
also, dass mit jedem Jahre mehr externiert wird. Das Beklagenswerthe bleibt nur, dass all’ diess Verschwun-
dene , gleich dem Mann mit der eisernen Maske, nicht mehr das Tageslicht erblickt.
Wollen wir beim Abschiede von Sebenstein noch des dortigen Ritterbundes auf blauer Erde gedenken,
so erblicken wir ein heiteres, wenn auch unvollkommenes Bild, über das nur völlige Unkenntniss mit dem
wahren Sachverhalte, oder grämlicher Ernst hier misstrauisch, dort leichtfertig oder so hofmeisternd abur-
theilen konnte, wie es seit Schultes krittelsüchtigen Andenkens bis zum Jahre 1823, welches den Bund
kategorisch auflösen hiess, und wohl noch später geschehen ist. Nachdem Herr v. Steiger (1788) das
Schloss gepachtet hatte, gelang es seinem Feuereifer nicht nur die halbverfallene Burg wieder in wohnlichen

merarcbiv. Wissgrill I, 214.) Hanns Auer starb am 4. Mai 1404, und ruht in der Wiener-Neustädter Domkirche (Wi ss-
grill a. a. O.) Wiewohl nun ein Andreas (oder Hanns) Auer, wie später erwähnt werden wird, erst 1432 seinen Theil an
der Veste Sebenstein verkaufte, so erscheinen doch schon früher die Seebecker, wenigstens der Ritter Niclas von
Seebeck, der schon am 2. Juli 1403 in einer Urkunde als Zeuge vorkömmt, (Duellius Excerpt. gen. hist. 220) und
1412 —1427 ausdrücklich Herzog Albrecht’s V. Rath genannt wird (so unterm 11. Juli 1412. bei Kurz K. Albrecht II., I.
176; unterm 1. Sept. 1421 bei Hoheneck Geneal. III. 639; unterm 14. Jänner 1427, wo Herzog Albrecht zugleich
beurkundet, dass Niklas von Seebeck von Weihnachten 1422 bis dahin 1426 Rechnung gelegt, bei Lichnowsky V.
Reg. 2522) urkundlicherwiesen als Besitzer vonSebenstein. So erscheint er am 7. Decemb. 1414 als Niclas Seebeck von
Sebenstein. (Kurz a. a. O. I, 191); ferner verkauft Niclas Sebeckch von Sebenstein dem Herzog Albrecht V.
am 1. März 1420 seinen Weingarten „die Scheiben“ nächst Baden, unterm 9. März 1420 seine Veste zu Baden, nächst
der Kirche, samml dem Meierhof und Zugehör, dann unterm 18. März 1420 weitere Weingärten nächst Baden, am Ba-
den- und Kaltenberg. (Lichno wsky V. Reg. 1932, 1934, 1936, 1937.) Nicklas und Georg Seebeck werden unterm
2. October 1408, Niclas Seebeckh allein unterm 28. October 1423 (ebenda. Reg. 1047, 2151) genannt. Nach Niclas besass
Colman Seebeckh die Veste und Herrschaft Sebenstein. Die von diesem zurückgelassene Witwe Kathrina, wahrschein-
lich eine geborne Auer, und deren drei Töchter, dann Hanns Auer, als Sebeck’sche Erben (Wissgrill M. S.) verkaufen
unterm 13. Mai 1432 die Herrschaft und Veste Sehens lein, mildem Kirchlehen, Bann und aller Zugehör um 3600 Pf.
Pfenning, an die Brüder Conrad, Johann, Dietberik und Georg von Königsberg, welche sich noch in demselben Jahre
wegen der Zahlung und Theilung mit einander verglichen. (N. ö. ständ. Archiv. Urk. n. 2301. Wissgrill V, 230, vergl.
mit I, 214. wo nicht Hanns, sondern Andreas A u er genannt wird, nach Fischerberg M. S. I. n. 3348.) — Feil.
1) Um diesem für jene Zeit gegründeten Vorwurfe für die Gegenwart gerecht zu werden, wiederhole ich, dass Leber diesen
Aufsatz im J. 1842 niederschrieb. bevor die später vorgenommenen dankenswerthen Herstellungen und geänderte Einrich-
tung der Gemächer in Angriff genommen war. F.
2) Dieses Richtschweil mit der Aufschrift: DER. KAVFT ES | FAVIEL. WIRD | VND. FIND ES VE | RLORN WIRD. |
DER. STIRPT | ES ER KRANCK [ WIRD. | 16-<3. das ist: Wer kauft ehe es feil wird, und findet ehe es verloren
wird, der stirbt ehe er krank wird. 1673. — auf der Kehrseite: ALS WAS DA DVST | NIM WOL IN ACHT ] VOR
ALEN DV DAS | ENT PEDRACHT, — befindet sich nun im fürstlich Liechlenstein’schen Bergschlosse Greifenstein
an der Donau, welches in neuerer Zeit ebenfalls mit sehenswerthen Gegenständen, mit einigem Rüstzeug aus Sebenstein,
mit anziehenden älteren Gemälden und insbesondere farbenprächtigen Glasschildereien ausgeschmückt worden ist. — Auf
die von Leber bereits als hinweggeschaft beklagten Cimelien der früheren Einrichtung Sebenstein’s hat Scheiger in
seiner fleissigen Schilderung dieses Schlosses in Hormayr’s Archiv, S. 222—223 zuerst mit kritischer Würdigung auf-
merksam gemacht. Wie bereits erwähnt, fanden es die späteren Topographen Sebenstein’s sehr bequem, diesen letzteren
Aufsatz als bewährte und willkommene Grundlage auszubeuten; doch mit so schmeichelhaftem Vertrauen, dass sie in
allem fleissig nachbetheten, unbekümmert darum, was seither hinweggekommen war. Wenn daher Leber aus derlei
unselbstständigen Schilderungen, je nach dem Zeilpuncte des Erscheinens derselben, darauf schliessen wollte, dass zu
bestimmten Jahren diese Gegenstände noch auf Sebenstein vorfindig waren, so schenkt er der Gewissenhaftigkeit und
Verlässlichkeit dieser Schilderungen offenbar zu grosses Vertrauen. F.
 
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