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Joseph Feil
durchwanderten Gegenden aufmerksam gemacht, also noch vor Schultes zu Wanderungen in die ferne-
ren heimatlichen Gebirgsgegenden angeregt zu haben J).
Es ist daher eine Schuld an die vaterländische Literaturgeschichte abzutragen, wenn hier zum ersten
Male einige Andeutungen zum Lebensabrisse dieses Mannes geliefert werden, der den Ehrenplatz des Ahn-
herrn eines der edelsten Zweige der heimatlichen Literatur in so würdiger Weise behauptet, und dessen
Andeutungen zahllose Freunde der Natur und des Alterthums so viele unvergessliche Tage des reinsten Ver-
gnügens; und dadurch den Gewinn erhöhter Lebenslust verdankten.
Es gereicht zugleich zu Befriedigung hier den für Viele wohl kaum bekannten Umstand anführen zu
können^ dass dieser würdige Mann , dessen touristischen Andeutungen bereits die Grossväter und Väter des
lebenden Geschlechtes folgten, noch jetzt in unserer Milte lebt, und ein Greis im 85. Lebensjahre sich noch
einer Rüstigkeit erfreut, die in der That bewundernswert!) erscheint, und die ihm durch die Vorsehung
noch lange bewahrt bleiben möge, um den Rest eines berufsthätigen Lebens ungetrübt von den Qualen eines
gebrechlichen Alters geniessen zu können.
Wenn auch durch den Ernst eines angestrengten Berufes schon früh seiner rühmlich begonnenen lite-
rarischen Thätigkeit entzogen, bietet Es. Leben doch auch auf seiner dienstlichen Laufbahn solche Momente
dar, welche in grösseren Kreisen würdigenden Antheils sicher sein dürften, und es soll in diesen Andeutun-
gen auch hierin um so eher eine ebenmässige Behandlung eingehalten werden, als überhaupt die Verdienste
einzelner besonders ausgezeichneter Beamten, ob der Erfolg ihrer Leistungen auch mit dem Einsätze einer
vollen Lebensthätigkeit mühevoll errungen ward, doch nur sehr selten zur allgemeineren Kenntniss gelangen,
während die Ergebnisse ihrer eifrigsten und eindringlichsten Anstrengungen unter behördlicher Firma
hinausgegeben wurden, die stillen Denkmale ihres Wirkens aber endlich aus staubigen Actenbündeln im
Wege der Stampfe zur undankbaren Lethe verrinnen.
Beide Eltern E.’s waren zu Strassburg geboren5 seine Mutter war die Tochter eines kaiserlichen Hofbe-
diensteten, Namens Zoller; sein Vater stand im Dienste bei dem Grafen, später (seit 1790) Reichsfürsten,
Wolfgang Franz Xav. Rosenfeld-Ursini 1 2).
Durch die Beziehung zu diesem Manne ward E’s. Leben schon bei der Geburt denkwürdig; er er-
blickte nämlich das Licht der Welt am 10- November 1770 zu Florenz, wo Graf Rosenberg damals
eben am grossherzoglichen Hofe österreichischer Gesandter war, und aus freiem Antriebe die Pathenstelle
für E. übernommen, sofort dem Neugebornen seinen eigenen Taufnamen Franz Xaver beigelegt hatte.
So war denn E. in Italien von deutsch-französischen Eltern geboren, welches nationale
Mischverhältniss aber schon in der frühesten Jugend auf seine sprachliche Ausbildung im Deutschen, Fran-
1) Der fleissige G a h e i s halte im Jahre 1789 begonnen, durch seine Wanderungen und Spazierfahrten in die näheren
Umgebungen Wien's belehrend einzuführen.
2) Geboren am 6. April 1723, f 14. Nov. 1796, 1754 war er österreichischer Gesandter zu Kopenhagen, zur Zeit des sieben-
jährigen Krieges (1756—1763) solcher zu Madrid, bis nach 1770 Gesandter zu Florenz und zugleich grossherzoglich tosca-
nischer Oberslhofmeister, 1775 bis zu seinem Tode Oberstkämmerer am Kaiserhofe zu Wien und geheimer Rath. Zum Unter-
schiede von dem „blonden“ Rosenberg, welcher 1746 österreichischer Gesandter zu Lissabon war, wurde er in den
höheren Kreisen allgemein als der „braune“ Rosenberg bezeichnet. Die schlichte Einfachheit seines gediegenen Charakters
hatten ihm die innigste Zuneigung, ja die Freundschaft Kaiser Joseph’s II. erworben, welcher auch mit ihm, nebstdem
Feldmarschall Lascy, seinen beiden „Freunden“ bis zur Todesstunde in stetem innigsten Verkehre blieb. Dieser Fürst
Rosenberg war cs auch, der bis zum letzten Athemzuge des Kaisers mit innigster Ergebung im Kampfe mit dem tiefsten
Schmerz an dessen Sterbebette ausharrte; — er war es, der die traurige Pflicht hatte, dem sterbenden Monarchen durch
die Nachricht von dem Hinscheiden der, von diesem innigst geliebten Erzherzogin Elisabeth den schmerzlichsten Todes-
stoss beizubringen, — und von ihm nahm der sterbende Kaiser durch jenen Rrief voll rührender Innigkeit Abschied,
welchen beinahe alle Biographien des hochherzigen Monarchen, als schönes Denkmal des edelsten Herzensergusses einer
grossen Seele mittheilen.
Joseph Feil
durchwanderten Gegenden aufmerksam gemacht, also noch vor Schultes zu Wanderungen in die ferne-
ren heimatlichen Gebirgsgegenden angeregt zu haben J).
Es ist daher eine Schuld an die vaterländische Literaturgeschichte abzutragen, wenn hier zum ersten
Male einige Andeutungen zum Lebensabrisse dieses Mannes geliefert werden, der den Ehrenplatz des Ahn-
herrn eines der edelsten Zweige der heimatlichen Literatur in so würdiger Weise behauptet, und dessen
Andeutungen zahllose Freunde der Natur und des Alterthums so viele unvergessliche Tage des reinsten Ver-
gnügens; und dadurch den Gewinn erhöhter Lebenslust verdankten.
Es gereicht zugleich zu Befriedigung hier den für Viele wohl kaum bekannten Umstand anführen zu
können^ dass dieser würdige Mann , dessen touristischen Andeutungen bereits die Grossväter und Väter des
lebenden Geschlechtes folgten, noch jetzt in unserer Milte lebt, und ein Greis im 85. Lebensjahre sich noch
einer Rüstigkeit erfreut, die in der That bewundernswert!) erscheint, und die ihm durch die Vorsehung
noch lange bewahrt bleiben möge, um den Rest eines berufsthätigen Lebens ungetrübt von den Qualen eines
gebrechlichen Alters geniessen zu können.
Wenn auch durch den Ernst eines angestrengten Berufes schon früh seiner rühmlich begonnenen lite-
rarischen Thätigkeit entzogen, bietet Es. Leben doch auch auf seiner dienstlichen Laufbahn solche Momente
dar, welche in grösseren Kreisen würdigenden Antheils sicher sein dürften, und es soll in diesen Andeutun-
gen auch hierin um so eher eine ebenmässige Behandlung eingehalten werden, als überhaupt die Verdienste
einzelner besonders ausgezeichneter Beamten, ob der Erfolg ihrer Leistungen auch mit dem Einsätze einer
vollen Lebensthätigkeit mühevoll errungen ward, doch nur sehr selten zur allgemeineren Kenntniss gelangen,
während die Ergebnisse ihrer eifrigsten und eindringlichsten Anstrengungen unter behördlicher Firma
hinausgegeben wurden, die stillen Denkmale ihres Wirkens aber endlich aus staubigen Actenbündeln im
Wege der Stampfe zur undankbaren Lethe verrinnen.
Beide Eltern E.’s waren zu Strassburg geboren5 seine Mutter war die Tochter eines kaiserlichen Hofbe-
diensteten, Namens Zoller; sein Vater stand im Dienste bei dem Grafen, später (seit 1790) Reichsfürsten,
Wolfgang Franz Xav. Rosenfeld-Ursini 1 2).
Durch die Beziehung zu diesem Manne ward E’s. Leben schon bei der Geburt denkwürdig; er er-
blickte nämlich das Licht der Welt am 10- November 1770 zu Florenz, wo Graf Rosenberg damals
eben am grossherzoglichen Hofe österreichischer Gesandter war, und aus freiem Antriebe die Pathenstelle
für E. übernommen, sofort dem Neugebornen seinen eigenen Taufnamen Franz Xaver beigelegt hatte.
So war denn E. in Italien von deutsch-französischen Eltern geboren, welches nationale
Mischverhältniss aber schon in der frühesten Jugend auf seine sprachliche Ausbildung im Deutschen, Fran-
1) Der fleissige G a h e i s halte im Jahre 1789 begonnen, durch seine Wanderungen und Spazierfahrten in die näheren
Umgebungen Wien's belehrend einzuführen.
2) Geboren am 6. April 1723, f 14. Nov. 1796, 1754 war er österreichischer Gesandter zu Kopenhagen, zur Zeit des sieben-
jährigen Krieges (1756—1763) solcher zu Madrid, bis nach 1770 Gesandter zu Florenz und zugleich grossherzoglich tosca-
nischer Oberslhofmeister, 1775 bis zu seinem Tode Oberstkämmerer am Kaiserhofe zu Wien und geheimer Rath. Zum Unter-
schiede von dem „blonden“ Rosenberg, welcher 1746 österreichischer Gesandter zu Lissabon war, wurde er in den
höheren Kreisen allgemein als der „braune“ Rosenberg bezeichnet. Die schlichte Einfachheit seines gediegenen Charakters
hatten ihm die innigste Zuneigung, ja die Freundschaft Kaiser Joseph’s II. erworben, welcher auch mit ihm, nebstdem
Feldmarschall Lascy, seinen beiden „Freunden“ bis zur Todesstunde in stetem innigsten Verkehre blieb. Dieser Fürst
Rosenberg war cs auch, der bis zum letzten Athemzuge des Kaisers mit innigster Ergebung im Kampfe mit dem tiefsten
Schmerz an dessen Sterbebette ausharrte; — er war es, der die traurige Pflicht hatte, dem sterbenden Monarchen durch
die Nachricht von dem Hinscheiden der, von diesem innigst geliebten Erzherzogin Elisabeth den schmerzlichsten Todes-
stoss beizubringen, — und von ihm nahm der sterbende Kaiser durch jenen Rrief voll rührender Innigkeit Abschied,
welchen beinahe alle Biographien des hochherzigen Monarchen, als schönes Denkmal des edelsten Herzensergusses einer
grossen Seele mittheilen.