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Miscellen.
eben dieses Jahr dort eingegraben fand, welches aber wahrscheinlicher 1812, d. i. 1412 war) nicht aufbewahrt wurde? — Das
Kirchengebäude selbst, in seinem ganzen Hauptbau durchaus romanischen Styl aufweisend, dürfte spätestens dem Anfänge des
XIII., wahrscheinlicher aber noch dem XII. Jahrhunderte angehören. Der Eingang in die Kirche, ein niederer halbrunder Vor-
sprung nach Osten gekehrt, und von aussen als Gesims mit der dem romanischen Style eigenlhümlichen Reihe von Rundbogen,
dürfte die ursprüngliche Apsis (Altarnische) gewesen, und erst später die nunmehrige Eingangsthüre durchgeschlagen worden sein.
Doch zeigt auch das dermalige Presbyterium ein, von sich kreuzenden einfachen Gurten getragenes Rundgewölbe. Im Innern
erblickt man an den runden Halbsäulen durchaus abgerundete Würfelknäufe. Merkwürdig ist, dass die Kirche von aussen an der
Seite des Altares, ungeachtet selber, wie bemerkt, in einer im Rundbogen geschlossenen Halle sich befindet, doch bis zur Höhe
des Schiffes geradlinig und rechtwinkelig endet. Ein prüfender Blick auf die letzte Halbsäule zu jeder Seite entdeckt aber
sogleich den Unterschied zwischen diesen und den älteren des Schiffes selbst, so dass dieser Theil des Gebäudes gewiss erst
später bis zur Höhe des Schiffes aufgebaut wurde, um beide Gebäudelheile unter einem Dach zu vereinigen.
Die Dreifaltigkeitssäule, gleich am Eingänge in den Markt, wenn man denselben von Scheiblingkirchen her durch
den Schildgraben betritt, zwischen dem Schul- und Gasthause, hat folgende, nach damaliger Weise äusserst bequem in Zeilen
abgetheilte Inschrift: DISE SEILEN | HAT MACHEN ] LASSEN DER WO | HLGEBOHRE HER | R H. FRANTZ
W | ILDRPICLI VON ME | NSHENGEN. H. DER [ HERSCHAFT TH | ERENPERG DER | R. K. M. REIC | HSHOFRAT |
DEN 7 AVG. | 1714.
Das Haus im Markte No. 24 zwischen dem Pfarrhof und dem ehemals sogenannten Hofhause zeigt folgendes Chrono-
gramm: Mater DeI | et VIrgo est ] CVnCiIs j aVXILIatrIX. (1791).
Das Bergschloss.
4. Beim Eingänge in den ummauerten Vorraum des Schlosses zur Linken, da wo bis zum Ankäufe des Schlosses durch
Fürst Johann Liechtenstein (1828) ein Eingangspförlcben für Fussgeher sich befand, auf einem weissen Marmorstein ist folgende,
ohne Zweifel auf den Bau eines Theiles des Schlosses Bezug nehmende Aufschrift vom Jahre 1517 zu lesen:
•r ij. t. unlJ im . nnj . iar . i|t . bas | patt . »erpradjb . worbe burdj . btn | ffibln . »ab . »eßen . walfgang . tau [ rabl . btt . jetb.
Ijer . bts gtflof.
Unterhalb zwei Wappenschilde; jener zur rechten (heraldisch) das alte einfache Wappen der Thonradi, ein mit der
Spitze aufrecht stehender halber Pfeil (Polz); der zur linken, ein auf einem Fels stehendes Wildschwein zeigend, dürfte wohl
das Familienwappen von Wolfgang’s Gemahlin, einer gebornen Diether von Ur st ein sein (s. oben n. 1); jedenfalls durchaus
verschieden vom Wappen des nürnbergischen Palricier-Geschlechtes der Dietherr von Auwanden und Schwaich,
welches z. B. bei Siebmachcr-Weigel I, 213, V. 23 abgebildet ist.
5. Ein ziemlich verwitterter Sandstein, erst 1853 aus dem Kellerraum ans Tageslicht gebracht, zeigt nebst den beiden eben
erwähnten Wappenschilden folgende Inschrift, welche darauf hinweiset, dass sich dieser Stein früher an einer, ohne Zweifel im
Freien gestandenen Andachlsäule (Marterkreuz') befand:
Jim . jo" ^ar ljab idj wolfgang .:. | tanrabl bit rjeit Ijerr brs gesfjl- | os ternwerg bas djreicj mad) | tn lafsttt . unb . margaret
iittcr- 1 in fein ljauffraw.
6. In der Schlosscapelle selbst, ziemlich hoch eingemauert, hat ein, leider stark übertünchter Stein mit den beiden oben
n. 4 bezeichneten Wappenscbilden folgende Inschrift:
Ihtdj . crijli . gtpurt . nt . cccct | nnb . im . ri . iar . ist . bas . p . I aw . vtpradjt worbe . b | ttrd) . uolf * gang .
ta-1 nrabl (bie ejeib Ijer bits??)
Die letzten Worte sind nicht genau zu erkennen.
Noch beziehen sich zwei Schriftdenkmäler daselbst auf spätere Besitzer der Herrschaft und des Schlosses Thernberg;
nämlich unter Glas und Rahmen eine unterm 26. August 1799 Joanni Constantino Wlasto Posessori Castri Thernberg (er war
ein Grieche, und 1798—1807 im Besitze Thernberg’s) in Bezug auf diese Capelle ertheilte Messlicenz, und oberhalb der Ein-
gangsthüre der Schlosscapelle folgendes Chronogramm vom Jahre 1741:
saCeLLVM
s. IoannIs . In. Vtero
gaVDentIs . eX . Integro
InnoVatVr.
a Conjugibus Francisco Et Eleonora Barbara
Christoph: Nob. D. Mensheng. Nata Baronissa ab Otten.
Franz Wilderich von Mensshengen, kais. Reichshofraths-Secretär, 1690 vermählt mit Maria Francisca Clara
Freiin von Gudenus, hatte 1712 die Herrschaft Thernberg vom berühmten Grafen Johann Wilhelm von Wurmbrand
(geb. 18- Febr. 1670, f 27. Dec. 1750) erkauft. Er errichtete 1714 die oben erwähnte Dreifaltigkeitssäule im Markte, und unter
ihm wurde das (1828 durch absichtliche Wegbrechung seiner ganzen Rückseite beraubte) neue Schlossgebäude zu Thernberg
Miscellen.
eben dieses Jahr dort eingegraben fand, welches aber wahrscheinlicher 1812, d. i. 1412 war) nicht aufbewahrt wurde? — Das
Kirchengebäude selbst, in seinem ganzen Hauptbau durchaus romanischen Styl aufweisend, dürfte spätestens dem Anfänge des
XIII., wahrscheinlicher aber noch dem XII. Jahrhunderte angehören. Der Eingang in die Kirche, ein niederer halbrunder Vor-
sprung nach Osten gekehrt, und von aussen als Gesims mit der dem romanischen Style eigenlhümlichen Reihe von Rundbogen,
dürfte die ursprüngliche Apsis (Altarnische) gewesen, und erst später die nunmehrige Eingangsthüre durchgeschlagen worden sein.
Doch zeigt auch das dermalige Presbyterium ein, von sich kreuzenden einfachen Gurten getragenes Rundgewölbe. Im Innern
erblickt man an den runden Halbsäulen durchaus abgerundete Würfelknäufe. Merkwürdig ist, dass die Kirche von aussen an der
Seite des Altares, ungeachtet selber, wie bemerkt, in einer im Rundbogen geschlossenen Halle sich befindet, doch bis zur Höhe
des Schiffes geradlinig und rechtwinkelig endet. Ein prüfender Blick auf die letzte Halbsäule zu jeder Seite entdeckt aber
sogleich den Unterschied zwischen diesen und den älteren des Schiffes selbst, so dass dieser Theil des Gebäudes gewiss erst
später bis zur Höhe des Schiffes aufgebaut wurde, um beide Gebäudelheile unter einem Dach zu vereinigen.
Die Dreifaltigkeitssäule, gleich am Eingänge in den Markt, wenn man denselben von Scheiblingkirchen her durch
den Schildgraben betritt, zwischen dem Schul- und Gasthause, hat folgende, nach damaliger Weise äusserst bequem in Zeilen
abgetheilte Inschrift: DISE SEILEN | HAT MACHEN ] LASSEN DER WO | HLGEBOHRE HER | R H. FRANTZ
W | ILDRPICLI VON ME | NSHENGEN. H. DER [ HERSCHAFT TH | ERENPERG DER | R. K. M. REIC | HSHOFRAT |
DEN 7 AVG. | 1714.
Das Haus im Markte No. 24 zwischen dem Pfarrhof und dem ehemals sogenannten Hofhause zeigt folgendes Chrono-
gramm: Mater DeI | et VIrgo est ] CVnCiIs j aVXILIatrIX. (1791).
Das Bergschloss.
4. Beim Eingänge in den ummauerten Vorraum des Schlosses zur Linken, da wo bis zum Ankäufe des Schlosses durch
Fürst Johann Liechtenstein (1828) ein Eingangspförlcben für Fussgeher sich befand, auf einem weissen Marmorstein ist folgende,
ohne Zweifel auf den Bau eines Theiles des Schlosses Bezug nehmende Aufschrift vom Jahre 1517 zu lesen:
•r ij. t. unlJ im . nnj . iar . i|t . bas | patt . »erpradjb . worbe burdj . btn | ffibln . »ab . »eßen . walfgang . tau [ rabl . btt . jetb.
Ijer . bts gtflof.
Unterhalb zwei Wappenschilde; jener zur rechten (heraldisch) das alte einfache Wappen der Thonradi, ein mit der
Spitze aufrecht stehender halber Pfeil (Polz); der zur linken, ein auf einem Fels stehendes Wildschwein zeigend, dürfte wohl
das Familienwappen von Wolfgang’s Gemahlin, einer gebornen Diether von Ur st ein sein (s. oben n. 1); jedenfalls durchaus
verschieden vom Wappen des nürnbergischen Palricier-Geschlechtes der Dietherr von Auwanden und Schwaich,
welches z. B. bei Siebmachcr-Weigel I, 213, V. 23 abgebildet ist.
5. Ein ziemlich verwitterter Sandstein, erst 1853 aus dem Kellerraum ans Tageslicht gebracht, zeigt nebst den beiden eben
erwähnten Wappenschilden folgende Inschrift, welche darauf hinweiset, dass sich dieser Stein früher an einer, ohne Zweifel im
Freien gestandenen Andachlsäule (Marterkreuz') befand:
Jim . jo" ^ar ljab idj wolfgang .:. | tanrabl bit rjeit Ijerr brs gesfjl- | os ternwerg bas djreicj mad) | tn lafsttt . unb . margaret
iittcr- 1 in fein ljauffraw.
6. In der Schlosscapelle selbst, ziemlich hoch eingemauert, hat ein, leider stark übertünchter Stein mit den beiden oben
n. 4 bezeichneten Wappenscbilden folgende Inschrift:
Ihtdj . crijli . gtpurt . nt . cccct | nnb . im . ri . iar . ist . bas . p . I aw . vtpradjt worbe . b | ttrd) . uolf * gang .
ta-1 nrabl (bie ejeib Ijer bits??)
Die letzten Worte sind nicht genau zu erkennen.
Noch beziehen sich zwei Schriftdenkmäler daselbst auf spätere Besitzer der Herrschaft und des Schlosses Thernberg;
nämlich unter Glas und Rahmen eine unterm 26. August 1799 Joanni Constantino Wlasto Posessori Castri Thernberg (er war
ein Grieche, und 1798—1807 im Besitze Thernberg’s) in Bezug auf diese Capelle ertheilte Messlicenz, und oberhalb der Ein-
gangsthüre der Schlosscapelle folgendes Chronogramm vom Jahre 1741:
saCeLLVM
s. IoannIs . In. Vtero
gaVDentIs . eX . Integro
InnoVatVr.
a Conjugibus Francisco Et Eleonora Barbara
Christoph: Nob. D. Mensheng. Nata Baronissa ab Otten.
Franz Wilderich von Mensshengen, kais. Reichshofraths-Secretär, 1690 vermählt mit Maria Francisca Clara
Freiin von Gudenus, hatte 1712 die Herrschaft Thernberg vom berühmten Grafen Johann Wilhelm von Wurmbrand
(geb. 18- Febr. 1670, f 27. Dec. 1750) erkauft. Er errichtete 1714 die oben erwähnte Dreifaltigkeitssäule im Markte, und unter
ihm wurde das (1828 durch absichtliche Wegbrechung seiner ganzen Rückseite beraubte) neue Schlossgebäude zu Thernberg