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Unter der 20. Dynastie sinkt die königliche Macht
mehr und mehr, während die der Priester steigt, bis um
noo v. Chr. die Hohenpriester von Theben selbst den
Thron besteigen (Dyn. 21). Um 950 v. Chr. fällt die
Macht libyschen Fürsten zu, deren Familie als Führer
von Söldnerheeren in Ägypten ansässig war; der erste
von ihnen, König Scheschonk, ist der Schischak der
Bibel, der in die jüdischen Wirren nach Salomos Tode
eingriff und Jerusalem eroberte. Ihre Herrschaft (die
22. Dynastie) währt bis ins 8. Jahrhundert; in den fol-
genden Jahrzehnten gehört Ägypten bald äthiopischen
bald assyrischen Eroberern.
Erst als König Psammetich von Sais (in Unterägypten),
der bedeutendste Herrscher der Spätzeit der Fremd-
herrschaft ein Ende machte, blühte das Land wieder
auf; seinem Geschlechte, der 26. Dynastie (663—525
v. Chr.), gelang es, Ägypten noch einmal eine Macht-
stellung zu verschaffen, die freilich nicht von langer
Dauer war.
Im Jahre 525 wurde Ägypten von dem PERSERkönig
Kambyses unterworfen und blieb nun — Zeiten glück-
licher Aufstände abgerechnet — eine persische Provinz.
Als solche fiel es 332 den Griechen unter Alexander dem
Großen zu, nach dessen Tode seinem General Ptolemäus,
in dessen Familie es sich forterbte. Im Jahre 30 v. Chr
wurde es römische Provinz. Seit der Teilung des römi
sehen Staates gehörte es zum byzantinischen Reiche, dem
es 641 n. Chr. von den Arabern entrissen wurde.
Kunst Die Zeichnung der ägyptischen Reliefs
und Malereien hat für unser Auge zunächst etwas Befrem-
dendes, da alle Künstler beim Zeichnen in einer Weise
von dem Sinneneindruck abweichen, die sich bei allen
nicht von der reifen griechischen Kunst beeinflußten
Völkern zeigt. So zeichnen sie z. B. beim Menschen die
Füße und Beine von der Seite, Brust, Schultern und
Hände aber von vorn; den Kopf wieder von der Seite,
das Auge aber wieder von vorn. Um ein richtiges Urteil
über ägyptische Kunstwerke zu haben, muß man sich
an solche Eigentümlichkeiten gewöhnen. Die Bilder
Unter der 20. Dynastie sinkt die königliche Macht
mehr und mehr, während die der Priester steigt, bis um
noo v. Chr. die Hohenpriester von Theben selbst den
Thron besteigen (Dyn. 21). Um 950 v. Chr. fällt die
Macht libyschen Fürsten zu, deren Familie als Führer
von Söldnerheeren in Ägypten ansässig war; der erste
von ihnen, König Scheschonk, ist der Schischak der
Bibel, der in die jüdischen Wirren nach Salomos Tode
eingriff und Jerusalem eroberte. Ihre Herrschaft (die
22. Dynastie) währt bis ins 8. Jahrhundert; in den fol-
genden Jahrzehnten gehört Ägypten bald äthiopischen
bald assyrischen Eroberern.
Erst als König Psammetich von Sais (in Unterägypten),
der bedeutendste Herrscher der Spätzeit der Fremd-
herrschaft ein Ende machte, blühte das Land wieder
auf; seinem Geschlechte, der 26. Dynastie (663—525
v. Chr.), gelang es, Ägypten noch einmal eine Macht-
stellung zu verschaffen, die freilich nicht von langer
Dauer war.
Im Jahre 525 wurde Ägypten von dem PERSERkönig
Kambyses unterworfen und blieb nun — Zeiten glück-
licher Aufstände abgerechnet — eine persische Provinz.
Als solche fiel es 332 den Griechen unter Alexander dem
Großen zu, nach dessen Tode seinem General Ptolemäus,
in dessen Familie es sich forterbte. Im Jahre 30 v. Chr
wurde es römische Provinz. Seit der Teilung des römi
sehen Staates gehörte es zum byzantinischen Reiche, dem
es 641 n. Chr. von den Arabern entrissen wurde.
Kunst Die Zeichnung der ägyptischen Reliefs
und Malereien hat für unser Auge zunächst etwas Befrem-
dendes, da alle Künstler beim Zeichnen in einer Weise
von dem Sinneneindruck abweichen, die sich bei allen
nicht von der reifen griechischen Kunst beeinflußten
Völkern zeigt. So zeichnen sie z. B. beim Menschen die
Füße und Beine von der Seite, Brust, Schultern und
Hände aber von vorn; den Kopf wieder von der Seite,
das Auge aber wieder von vorn. Um ein richtiges Urteil
über ägyptische Kunstwerke zu haben, muß man sich
an solche Eigentümlichkeiten gewöhnen. Die Bilder