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Berliner Kunst-Herold: wirtschaftl. Zentralorgan für bildende Künstler ; offizielles Publikations-Organ des Verbandes Deutscher Illustratoren, der Bildhauer-Vereinigung von Mitgliedern des V.B.K. und der Ortsvereine der A.D.K., sowie der Freien Vereinigung der Graphiker — 2.1902

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Nummer 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.66346#0018
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‘in_
Ausstellungs=Kalender
Fbr.
15. ! Anmeldung für den „Schweizerischen Turnus“
an den Kunstverein in Winterthur.
Eröffnung der Grossen Kunstausstellung in Bremen.
16. Eröffnung der Ausstellung im Künstlerhause Berlin.
17. Schluss der Einlieferung für den „Westfälischen
Ausstellungsverband“, Münster.
1 Schluss der Einlieferung für die Frühjahrs-Aus-
stellung der „Luitpoldgruppe“ München. Adresse:
Kunstsalon Heinemann, München.
20. Einlieferung für den „Westfälischen Turnus“ in
Münster i. W.
Einlieferung „Genossenschaft bildender Künstler“
in Wien.
Schluss der Einlieferungen für die Ausstellung
der „Societä degli Amatori e Cultori di Belle
Arti“, Rom.
Eröffnung der Frühjahrsausstellung „Secession“
München. •
23. I Eröffnung der Ausstellung der „Luitpoldgruppe“
in Manchen.
24. Eröffnung der Ausstellung des „Kunstverein
Hannover“.
Schluss der Einlieferungen für Bewerber um den
„Grossen Staatspreis für Malerei und Bildhauerei“
an die Königl. Akademie der Künste in' Berlin.
25. Einlieferung der Entwürfe für ein Plakat an den
Bürger- und Verkehrsverein in Barmen.
Anmeldung für die Ausstellung des Kunstvereins
in Prag.

Berichtigung!
In dem Bericht über die 1. ordentliche Hauptversammlung
Vom 10. Januar ist .durch Auslassung einer Zeile Herr
Professor A. v. Werner als wiedergewählter Vertrauens-
mann nicht aufgeführt, der 2. Säckelmeister, der Bildhauer
Professor Dr. Ferd. Hartzer versehentlich als Kupfer-
stecher bezeichnet worden. Die Redaktion.

Vorübereilen schöner Stunden, am Vergehen der Jugendzeit, am Ver-
rinnen unseres Lebens und am Abschiednehmen — so dürfen den-
noch wir uns freuen, dass das Geschick uns einst zusammenführte
auf diesem Erdenründe, dass wir uns trafen, gegenwärtig schätzen
lernten und nun auf Lebenszeit verbunden bleiben dürfen, trotz der
Scheidung.
Sie können sich’s kaum denken, wie verschieden sich in
meinem Innern die Abschiedsfeiern spiegeln, in deren Mittelpunkt,
etwas beschämt, ich stehe!
Sie alle sind verschieden, wie die Kreise denen sie entstammen,
wie die Beziehung und die Menschen!
Doch dieser heutige Abend, an dem ich mich so ganz behaglich
fühle inmitten derer, die meine Schüler waren oder sind, ist sicher
unter allen hochbedeutsam und zwar aus guten Gründen:
Zunächst ist jeder hier im Saale mir durch einstiges gemein-
sames Streben an’s Herz gewachsen und zwar nicht nur als
Künstler, sondern innerlich und menschlich nah getreten.

Und ferner ist ein solcher Tag in diesem Leben mir einmal
nur beschieden — nie kehrt er wieder —, niemals wäre es möglich
ihn zu wiederholen, so wie er heute ist I
Denn diese neunzehn Jahre, die hier vertreten sind, sie sind en'
Ganzes und sie sind vorüber und was jetzt kommt wird ein and’res,
das zu meiner Freude allerdings mit jenem Ersten siebenfach ver-
bunden bleibt! Und diese Lieben, die mir vertrauend folgen, die
sollen, denk’ ich, meine Helfer werden, dort wieder aufzubauen, was
hier, ohne mein Verschulden, zum jähen Abbruch kam!
Und da ich am Ende meiner Berliner Lehrerwirksamkeit jetzt
angelangt bin, muss ich unwillkürlich an den Anfang denken und
an den Tag, da Anton von Werner in Karlsruhe bei mir sass und
die Aufgaben vor mir entrollte, die damals meiner harrten in Berlin,
vom Sedan-Panorama und von Christian Wilbergs Klasse!
Und ich weiss es noch wie heute, wie dama's es mir doch ein
wenig vor der reuen Fessel’graute, im Gedanken ein gebund’ner
Mann zu werden 1 Denn freilich, damals ahnte ich noch nicht, was
diese Fessel einst mir Gutes bieten werde, an inn’rer Befriedigung,
anregendem Verkehr mit jungen Kräften, an gemeinschaftlichem
Naturgenuss auf dieser schönen Erde, an lieber Mitarbeit, an
Freundschaft, und nicht zum wenigsten an Förderung in der eigenen
Kunst.
Doch was ich damals nicht erraten konnte, das weiss ich heute
um so besser, und zu schätzen weiss ich’s, als der höchsten Güter
eines, die mein gütiges Geschick mir zugeteilt in massloser Bevor-
zugung vor Tausend anderen.
Und wenn nun draussen heute einer fragt: „Was ist da drin11
denn los?“ und man ihm sagte: „Es ist ein alter Maler-Lehrer, dem
seine ehemaligen Schüler das Abschiedsfest bereiten,“ und er hi61
.eingetreten noch die Frage stellte: „Was ist es aber, was neben
äusserlichen Banden den allen, die hier versammelt sind, gemeinsam
ist, so, dass sie nach der einen Richtung ein Ganzes bilden?“, dann
wäre es wohl nicht so leicht, es ganz verständlich darzulegen ■"
doch wenn es einer unter Ihnen weiss, dann hätt’ ich nichts dageg611
wenn er’s sagte 1
Nicht gleiche Gedankenwelt ist’s, noch verwandtes Stoffgebiet,
nicht einmal gleiches Fach, nicht gleichartige Technik noch Aus
drucksweise, höchstens Gruppen, die sich näher stehen — n®in’
meine Freunde, was ich meine, ist überhaupt nicht äusserlich
erkennbar an Studien oder Bildern, es ist auch nichts, das et"a
einer Mode unterworfen und somit von Wert nur für die DaUer
weniger Jahre!
Ich will’s versuchen auszudrücken, obschon es schwierig ist ?tl
schildern und auch kein Name sich im Wörterbuche dafür findet.
Es ist das freie, objektive Denken, das jeden unter Ihnen wob'
befähigt die eigene, subjektive Arbeit zu betrachten in klarer Selbst
kritik, und die der andern objektiv zu prüfen und zu richten, olmc
Vorurteil und einen Rat zu geben, der die fremde Absicht schont!
Und diese Geistesschulung, meine lieben Freunde, die vom
Zeitenwandel unabhängig ist und Sie befähigt, nicht nur zur Bild61
arbeit, sondern auch zum Lehrersein im schönsten Sinne des Wort5’
die haben Sie sich selbst erworben, ich habe nur Gelegenheit daZl‘
geboten, wenn’s Freitag Abend war!
In diesem Sinne, scheint mir, kann man noch am ersten vo11
einer Schule sprechen, wenn auch von einer, die uns allein ve>
stündlich und von der die andern nur die Wirkung merken.
Sie sind vielleicht erstaunt, dass ich um solcher kleinen Sad16
willen soviel Worte mache, doch kann ich Ihnen sagen, dass d‘eS
Spur zu hinterlassen, mein Stolz ist, und so sonderbar es klmg6’
* ,
mag, ich will hinzu noch fügen, „nur selten könnt’ ich einen
gebrauchen von einem, der nicht mein Schüler einst gewesen!
Es sind indessen doch wohl einige unter Ihnen, vielleicht
aus der ersten Zeit, die mich da einer Uebertreibung zeihen
möchten 1 Hat doch Freund Willy Feldmann eines Tages bei 1111
sich bitterlich beschwert, dass, freilich, wie er sagte, jetzt die jung'"
Herrn es ganz anders bei mir hätten, viel besser, wie zu sei
Zeit, denn damals, meint’ er, hätt’ ich leider Gottes d.as Unterricht
 
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