Der sog. Triumph des Claudius im Haag. 369
kränzt und etwas älter. Von den Centauren, die im Lauf auseinander
gekommen sind, galoppiert der eine halb in der Luft über eine um-
gestürzte Vase; der andere, mit einer über die linke Schulter gelegten
Trophäe, tritt auf zwei hingestürzte Feinde und wendet sich rück-
wärts, als wollte er einen von der Trophäe herabfallenden Schild auf-
halten. Oben schwebt eine geflügelte Victoria mit einem Kranz auf
den Kaiser zu (nach links).
Costüm und Beiwerk und die ganze Composition lassen deutlich
erkennen, dass es sich um einen Triumphzug handelt, wobei nur das
übliche Viergespann durch ein mythisches Centaurenpaar ersetzt ist.
Hielte der Sieger nicht den Donnerkeil, so dächte man an eine Dar-
stellung desselben unter der Form des indischen Bacchus, der ja recht
eigentlich das Ideal der triumphierenden Feldherrn war. Der Künstler
scheint die Begriffe des Jupiter als höchsten Herrschers und des
Bacchus als Eroberers des Orients gleichmässig zu seinem Bilde ver-
wertet zu haben; in welchem Falle, was auch sonst wahrscheinlich,
nur ein Kaiser selber gemeint sein kann. Und zwar sind wir, wegen
der Bartlosigkeit des Triumphators, auf die Zeit vor Hadrian ver-
wiesen. Sonst müsste man beinahe bis ins vierte Jahrhundert herab-
gehen, was trotz der Mittelmässigkeit des Stils bis jetzt nicht für zu-
lässig erachtet worden ist.
Mongez, der die Darstellung mit Visconti auf Claudius und
seinen Feldzug gegen die Britten (43 n. Chr.) bezog, be-
gründete dies durch die Bildnisähnlichkeit der Hauptfigur mit den
Münzen jenes Kaisers. Indes urteilte er nach einer blossen Zeich-
nung, was für derartige Bestimmungen niemals volle Sicherheit ge-
währt. Ausserdem sind die Bildnisse auf diesen grossen Cameen
schon im Allgemeinen nicht besonders zuverlässig, geschweige wenn
Stil und Ausführung so viel zu wünschen übrig lassen wie hier. Es
käme also zunächst jedenfalls auf eine erneute Untersuchung des
Originals an.
Aber spricht nicht schon der Gegenstand selber für die Rich-
tigkeit der Mongez'schen Deutung? Auf den ersten Blick sollte man
es wohl glauben. Die mitfahrenden Kinder sind ja offenbar die des
Triumphators, welche der Sitte gemäss (gewöhnlich zwar auf besondern
Wagen oder zu Pferde) am Triumphe Teil nehmen. Und von vor-
hadrianischen Kaisern kennen wir ausser Claudius keinen, bei dem
die Anwesenheit eines kleinen Knaben und eines nicht viel altern
Mädchens in ungezwungener Weise zu erklären wäre. In dem Alter
des Knaben, dem man etwa fünf Jahre zuteilen mag, während Bri-
tannicus (geb. 42) zur Zeit des Triumphs seines Vaters erst zwei-
jährig war, brauchte man kein unübersteigliches Hindernis zu sehen,
Bemoulli, Ikonographie II. 24
kränzt und etwas älter. Von den Centauren, die im Lauf auseinander
gekommen sind, galoppiert der eine halb in der Luft über eine um-
gestürzte Vase; der andere, mit einer über die linke Schulter gelegten
Trophäe, tritt auf zwei hingestürzte Feinde und wendet sich rück-
wärts, als wollte er einen von der Trophäe herabfallenden Schild auf-
halten. Oben schwebt eine geflügelte Victoria mit einem Kranz auf
den Kaiser zu (nach links).
Costüm und Beiwerk und die ganze Composition lassen deutlich
erkennen, dass es sich um einen Triumphzug handelt, wobei nur das
übliche Viergespann durch ein mythisches Centaurenpaar ersetzt ist.
Hielte der Sieger nicht den Donnerkeil, so dächte man an eine Dar-
stellung desselben unter der Form des indischen Bacchus, der ja recht
eigentlich das Ideal der triumphierenden Feldherrn war. Der Künstler
scheint die Begriffe des Jupiter als höchsten Herrschers und des
Bacchus als Eroberers des Orients gleichmässig zu seinem Bilde ver-
wertet zu haben; in welchem Falle, was auch sonst wahrscheinlich,
nur ein Kaiser selber gemeint sein kann. Und zwar sind wir, wegen
der Bartlosigkeit des Triumphators, auf die Zeit vor Hadrian ver-
wiesen. Sonst müsste man beinahe bis ins vierte Jahrhundert herab-
gehen, was trotz der Mittelmässigkeit des Stils bis jetzt nicht für zu-
lässig erachtet worden ist.
Mongez, der die Darstellung mit Visconti auf Claudius und
seinen Feldzug gegen die Britten (43 n. Chr.) bezog, be-
gründete dies durch die Bildnisähnlichkeit der Hauptfigur mit den
Münzen jenes Kaisers. Indes urteilte er nach einer blossen Zeich-
nung, was für derartige Bestimmungen niemals volle Sicherheit ge-
währt. Ausserdem sind die Bildnisse auf diesen grossen Cameen
schon im Allgemeinen nicht besonders zuverlässig, geschweige wenn
Stil und Ausführung so viel zu wünschen übrig lassen wie hier. Es
käme also zunächst jedenfalls auf eine erneute Untersuchung des
Originals an.
Aber spricht nicht schon der Gegenstand selber für die Rich-
tigkeit der Mongez'schen Deutung? Auf den ersten Blick sollte man
es wohl glauben. Die mitfahrenden Kinder sind ja offenbar die des
Triumphators, welche der Sitte gemäss (gewöhnlich zwar auf besondern
Wagen oder zu Pferde) am Triumphe Teil nehmen. Und von vor-
hadrianischen Kaisern kennen wir ausser Claudius keinen, bei dem
die Anwesenheit eines kleinen Knaben und eines nicht viel altern
Mädchens in ungezwungener Weise zu erklären wäre. In dem Alter
des Knaben, dem man etwa fünf Jahre zuteilen mag, während Bri-
tannicus (geb. 42) zur Zeit des Triumphs seines Vaters erst zwei-
jährig war, brauchte man kein unübersteigliches Hindernis zu sehen,
Bemoulli, Ikonographie II. 24