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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,2): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Galba bis Commodus — Stuttgart u.a., 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.1009#0103
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90 Der Vater des Trajan.

Denar mit Trajanus pater in ganzer Figur, auf einem curulischen
Stuhl sitzend 1.

■ Gestützt auf diese Münzen und auf eine zwar sehr allgemeine,
aber immerhin dazu stimmende Fundnotiz, hat Fr. Lenormant den
in Frage stehenden Namen für einen Marmorkopf des Cab- des
medailles in Anspruch genommen (nicht hei Chahouillet; in Profil-
ansicht abg. in der Gaz. arch. II. 1876. pl. 14; vgl. p. 42): Ein
Greis mit eingesunkenen Augen, durchfurchten "Wangen und schlaffer
Haut, in Proportionen und Einzelformen den Münztypen so ziemlich
entsprechend. Das Profil weicht höchstens darin ab, dass die Ober-
stirn etwas eingedrückt ist und dass das Kinn weniger markiertund
ohne Winkel in schräger Linie zum Hals abfällt. Der Kopf ist
das Bruchstück einer Togastatue und wurde durch den Baron Behr
aus den'Buinen von Tralles in Lydien nach Europa gebracht, also
gerade aus der Provinz, die der Vater des Trajan im Jahre 59
verwaltete. Dasselbe Bildnis soll nach Lenormant in einer Büste
des Museums von Aix in der Provence dargestellt sein, als deren
Fundort wiederum eine von Trajan verwaltete Provinz, Syrien,
angegeben wird.

Wenn man hiernach der Deutung auf Trajanus pater eine ge-
wisse Berechtigung zugestehen kann, so darf man nicht vergessen,
dass es sich, da ein einzelner Münztypus immer unsicher, vielleicht
um eine zufällige Aehnlichkeit, also um nicht viel mehr als eine
Möglichkeit handelt, wodurch andere Möglichkeiten nicht aus-
geschlossen werden. Auch im Capitol und im Louvre befinden sich
Köpfe, welche sich durch eine grosse Aehnlichkeit mit dem Münz-
typus auszeichnen und von denen wenigstens der erstere nur des-
wegen hinter dem des Cabinet des medailles zurücksteht, weil kein
auf ihn bezüglicher Fundort überliefert ist.

Die capitolinische Büste, Kaiserzimmer Nr. 80 (abg. Tai'.
XXVIIIa und b), absurder AVeise Diocletian genannt, obgleich Stil und
Bartlosigkeit deutlich dagegen sprechen, ist aus dem Vatican herüber-
genommen, daher noch nicht bei Bottari abgebildet. Sie stellt einen
etwa 70jährigen Mann dar von interessanter, sehr lebendig aufge-
fasster Physiognomie mit gleichmässig nach vorn laufendem Haar,
dessen Spitzen an der Stirn sich kranzartig krümmen. Auch liier ist

1 Cohen II.1 p. 16. Nr. 88- Deville in der ßev. numism. 1859. p. 124 ff.
hat zu beweisen gesucht, dass diese Darstellungen trotz der Umschrift Divus
Trajanus später sich ebenfalls auf den Kaiser bezögen. Siehe jedoch die, wie
mir scheint, stärkeren Gründe für die Beziehung auf den Vater, welche
Longperier ebendaselbst p. 137 anführt, nebst den Belege» auf pl. IV.
 
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