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Bernoulli, Johann Jacob
Die erhaltenen Darstellungen Alexanders des Grossen: ein Nachtrag zur griechischen Ikonographie — München, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.1010#0021
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18 IKONOGRAPHISCHE QUELLEN

der eigene Kühnheit und Majestät mit jenem Blick in Einklang zu
bringen. — Die Steigerung des Xeovrffi&f war dann das ?ofJsf><Sv, von
dem Aelian spricht,1 das aber wohl nur in Augenblicken der Leiden-
schaft bei Alexander hervortrat.

Was die von Plutarch ihm zugeschriebene Haltung des
Halses betrifft, so ist nicht ganz klar, ob unter der ivdtacatc toü

aii/svo? li$ somvu^.ov ^aujnj XfixiifA^vou und der i~0'JTpoipy,| 77OU TpajfT(iou

zwei verschiedene Dinge verstanden sind. Schreiber2 meint Ja:
Linksneigung und Drehung, und zwar Drehung nach rechts; denn
wenn der Hals nach links geneigt sei und der Kopf aufwärts blicke,
so finde unwillkürlich eine Drehung nach der entgegengesetzten
Seite statt. Ich weiss nicht, ob man den Worten Plutarch's damit
nicht Zwang antut. In der Stelle De fortit. seu virt nimmt er mit
dem Ausdruck Ä-ocTjxwpi] toü Tp«x^ou doch offenbar das wieder auf,
was er soeben durch die Worte ipuxfi TropexMvuv tov Tpay-^Xov be-
zeichnet hatte, und das Letztere wiederum ist identisch mit der
ivaract? in der vlta. Da nun beide, das eine mal die äv«Taas;, das
andere mal die a-ocTpoor, zusammen mit der uyprf-c-r^ als Hauptmerk-
male des Alexandertypus genannt werden, so scheint in der Tat
auch beidemal das Gleiche gemeint zu sein, weshalb ich der subtilen,
gar zu sehr am Wortlaut hängenden Unterscheidung Schreiber's
nicht beistimmen kann.

Die Linksrichtung des Halses wird auch von Aurelius Victor*'
bestätigt, wo er von Caracalla sagt: Ad laevum humerum conversa
cervice, quod in ore Alexandra notaverat. Indes ist es sonderbar,
dass die Büsten des Caracalla die umgekehrte Richtung zeigen, d. h.
dass sie nicht den Hals, sondern den Kopf nach links wenden, und
dass bei einer ganzen Anzahl von mutmasslichen Alexander-
darstellungen, wie bei den Köpfen in London, im Capitol, in Boston,
mehr oder weniger auch bei dem Sieglin'schen Köpfchen, eben
dieses der Fall ist. Man könnte vermuten, dass bei Plutarch eine
Verwechslung stattgefunden und dass seine Angabe sich im Grunde
auf die Haltung des Kopfes bezog, die ja natürlich weit mehr in die
Augen fiel, dass er sie dann aber mit der Überlieferung von Alexan-
ders schiefem Hals in Verbindung brachte, und die Richtung fälsch-
lich auf diesen übertrug. So spricht auch Kopp geradezu von einer

1 'fnavafuts9tu 3; ti ix. too e"!öou( <po[3spiv «5 'AXs£avSp<p> Uyouoiv. Ael. Var. trist.

XII. 14.

a Studien p. 14f. ' A. Vict. Epit. 21.
 
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