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Bertuch, Friedrich Justin; Bertuch, Carl
Bilderbuch für Kinder: enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Früchten, Mineralien ... alle nach den besten Originalen gewählt, gestochen und mit einer ... den Verstandes-Kräften eines Kindes angemessenen Erklärung begleitet (Band 1) — Weimar, 1801 (2. Aufl.)

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https://doi.org/10.11588/diglit.3198#0043
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PFLANZEN
aus heissen Ländern.

B. I. No. ic.

Pflanzen. I.

No. l. Bcr Gasse ebaüm.
( Cosssea.)
iele Menschen haben vielleicht lange Zeit
Cassee mit Zucker getrunken, ohne zu willen, wie
die Pssanzen aussehcn , die uns beydes liefern-
Hier sind also ein paar getreueAbbildungen davon-
Der Caffcebaüm wächstin Arabien und Ethio-
pien wild, wird aber jetzt, nachdem seine Boh-
nen, oder Tein Saame, ein so ersiaunend wichtiger
Handelsartikel geworden sind, faß: in allenbeis-
senProvinzen und Insein von Ost - undWestin-
dien ordentlich gebauet. Sein Gebrauch für Men-
schen roll in einem arabischen Kloster, durch ei-
nen Zufall, erfunden worden seyn. DerKameel-
hirte des Ivlosters hatte nämlich seine Thiere an
einem Orte geweidet, wo sie viel Caffeekirschen
gefressen hatten. Da sie nun des Nachts darauf un-
gewöhnlich munter und lebhaft waren, fragte der
Prior nach der Ursache, und der Kameelhirte
konnte keine andere angeben, als dassesvonden
Casseekirschen kommen musse, die sie gefressen
kätten. Diess machte den Prior ausmerksam, und
er fiel auf den Gedanken, seine faulen Mönche,
"Welche die Metten immer verschliefen, dadurch
Gunter zu machen. Diess gelang ihm, und da-
durch soll der Caffee vor ungefähr 200 Jahren
ztierst in der Türkey, und nach und nach in
ganz Europa eingeführt worden seyn.
Der Casseebaum iss mehr ein hohes firauch-
artiges Gewächs als ein Baum; hat dunkelgrüne
Plätter wie unser Kirschbaum, weisseBhithen wie
^nser Jasmin - Strauch, und hellrothc Beeren oder
Hirlchen, fast wie unsere Cornelius Kirsche, die
cin ekelsiisses Fleisch haben a). In dieser liirsche
kegen in einer weichen grauen Haut d) zwey
graue Bohnen b) u. c) als ihr Kern, die man.

wenn die Kirsche reif iss, von ihrem Fleische
reinigt, und aultrocknct, und diess sind unsere
Casteebohnen, die ganz Europa geröstet trinkt.
Der Arabisclieoder sogenannte Levantische Caf-
see iss die erste und theuerste Sorte davon,
No. 2, Das Zuckerrohr,
( Saccharum ojficinaruvi).
Das Zuckerrohr iss, wie jedes andere Schilf,
eine Sumpf-Pflanze, undblos die heissen Striche
und Insein von Ost-und Wcst-Indien sind sein
Vaterland. Der Stengel, deren ein Stock mehrere
treibt iss 5 bis 6 Fuss hoch; zwey Zoll im Um-
fange dick, hat röthlichte Knoten, breite dunkel-
grüne Schilfblätter, und treibt an der Spitze ei-
nen BiiTchel weisse wolligte Blüthen. In dem
Stengel, zwischen den Knoten, befindet sich ein
weisses saftiges Mark, welches, wenn es aus
dem zerquetsehten Rohre ausgepresst, und der
Saft zu einer gewissen Dicke eingeToUen und
geläutert wird, den Zucker giebt.
Der Zucker iss alTo eigentlich cin aus dem
Safte des Zuckerrohrs gesottenes süsses Salz, das
roh, wie ein grauer Sand aussieht, in dieser Ge-
stalt nach Europa kommt, hier aber erst in den
Zuckerjiedereyen geläutert, oder raffinirt, und
zum Gebrauche, in verschiedenen Sorten fertig
gemacht wird. Der in den Zuckersiedereyeri übrig
bleibende Bodensatz der Unreinigkeiten, derim-
mer wie ein dünner Honig fliissig bleibt, heisst
Syrup, und wird hauptsächlich von den Zucker-
beekern zum Pfesferkuchen verbraucht.
Der erste Zucker Jtam aus den Canarischen In-
seln nach Europa, darum heisst auch noch die
feinste, weisseste und härteste Sorte Zucker : Ca-
narien - Zucker.
 
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