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Bertuch, Friedrich Justin; Bertuch, Carl
Bilderbuch für Kinder: enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Früchten, Mineralien ... alle nach den besten Originalen gewählt, gestochen und mit einer ... den Verstandes-Kräften eines Kindes angemessenen Erklärung begleitet (Band 1) — Weimar, 1801 (2. Aufl.)

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https://doi.org/10.11588/diglit.3198#0070
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riers, Thun N.

REISSENDE T H IE R E,

B. I. No. i 9*

No. i* Der Löwe*
D: ess prächtige, edle lind fürchterliche Ge-
schöps wird von Dichtern gewöhnlich der Kö-
nig der Thiere genannt. Er wohnt in den heiiTen
Saridwnsten des inneren Afrika, ist 3 bis öFass
lang, schmuzig braun - gelb von Farbe und io
aust'erordentlich siark, dass nur der Eléphant, das
Rhinocéros, dasWallross, und der Tiger ihm wi-
derstehen können. Seiner Nahrung geht er in der
Nacht nach. Sie besteht im Fleische allerley gro-
Iser Thiere. Menschen fallt er nur an , wenn ihn
der Hunger lehr drückt, oder er gereizt wird."
Fr jagt nicht gern , sondern legtsich ins Gebüsch
Ruf die Lauer, kriecht sachte auf dem Bauche
fort, bis er ein Kinderreichen kann, welches er
dann mit der Tatze auf Einen Schlag zu Boden
schlägt, auf den Rücken wirft und fortträgt.
Durch Feuer läss er lieh verjagen; dass er aber
furchtsam vor demKrä.hen eines Hahnes fliehe, ist
eine Fabel. Sein Brüllen ist da6 Schrecken aller
Filiere. Jung eingefangen kann er so zahm ge-
macht werden , wie ein Haushund.
No* 2. Die Löwin*
Die Löwin ist um den vierten Theil kleiner,
tninder stark und schön als der Löwe, allein oft
hoch grimmiger als er, zumal wenn sie ihre Jun-
gen vertheidigt, deren sie 3 bis 5 wirft. Sie hat
keine Mähne, und ist nur unten am Hälse etwas
zottig,
No, 3* Der Tiger*
Der Tiger ist eben so gross und oft nochgrö-
sser als der Löwe, eben so Hark, durchaus blut-
gierig, und schlechterdings nicht zu bändigen.
Seine Farbe ift lichtbraun mit vielen scliwarzen
Queevstriemen, am Halle, Bartmähne, Bauche
t*nd Schwänze aber weifslich gesleckt. Man nennt
zwar gewöhnlich aber sehr saisch, Tiger, mehrere
dergleichen reihende Thiere die einen gessekten
■Pelz haben; welches aber nur von dem Leopard,
Panther, der Unze u s. w. gilt; denn der wahre
P’ger ist nicht rund gefleckt, sondern striemig. Er
"söhnt in Allen, fonderlich in Bengalen, Persien,
L'dien und China, in Wäldern und Geüülctien,

wo er im Hinterhalte aufTein en Raub lauert, den
er mit nur wenigen aber unglaublich weiten und
schnellen Sprüngen anfällt, und wenn erihn da-
mit verfehlt, geben lässt. Er ist so kühn und un-
erschrocken in seinem Raube, dass er oft Men-
seilen aus einem Nachen mitten im Flusse geraubt
und davon getragen hat.
No* 4* Der Panther.
Er wohnt in Afrika, ist 5 bis 6 Fuss lang,
minder grausam als der Tiger, und schönervon
Fell. Seine Grundfarbe ist braungelb. Kehle, Bei-
ne und Bauch weiss ; auf dem Kücken und beyden
Seiten hat er runde sch Warze irreguläre Ringe, die
inwendig fast orangenfarbig sind und in der Mitte
einen sch vvarzen Punkt haben. Kopf, Haisund
die 4 Beine haben blos einfache sch warze Flecken,
No. 5. Der Leopard*
Er ist: dem Panther sehr ähnlich, jedoch dar-
inn vvesentlich unterschieden, dass die Grundfarbe
seines Felles ein schöneres Braungelb ist, und seine
Flecken anf dem Rücken und an den Seiten nicht
aus runden ge sehl ossen en Ringen, wie bey dem
Panther, sondern aus 4 bis 5 einzeln zusarnmen«
gesetzten kleinen scliwarzen Flecken, die einen
dunkelgelben Fleck einscbliessen, bestelien. Er
wohnt auch in Afrika, sonderlich in Senegal, und
auf dem Vorgebürge der guten Hoffnung.
No, 6. Die Unze*
Die Uvze ist kleiner als der Panther und Leo-
pard, etwa 3| Fuss lang, langhaarig, die Grund-
farbe weissgelblich, und unregelmäßig gesseckt.
Auf dem Rücken hat sie einige runde Flecken, die
denen des Panthers gleichen. Sie wohnt in der
Barbarey, in Persien, Ostindien und China. Ihr
Naturell ist milder als das der vorigen Gattungen*
Sie lässt sich daher leicht zahm machen, und selbst
zur Jagd auf Gazellen und Haseri abrjcliten. Der
Jäger führt sie hinter sich auf dem Pferde. Hat
er das Wild eingeholt, so lässt er sieauf selbiges
Jos, weiches lie sängt, worauf sie sich willig
wiener greisen und aufs Pferd nehmen lässt.
 
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