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Bertuch, Friedrich Justin; Bertuch, Carl
Bilderbuch für Kinder: enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Früchten, Mineralien ... alle nach den besten Originalen gewählt, gestochen und mit einer ... den Verstandes-Kräften eines Kindes angemessenen Erklärung begleitet (Band 1) — Weimar, 1801 (2. Aufl.)

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https://doi.org/10.11588/diglit.3198#0076
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Corallen L

C O R A L L E N*


letztere aber hornartig und biegsam. Ich will von
beyden Geschlechtern hier Muster geben.

le Corallen sind schüne und merkwürdige Pro-
dukte des Meeres , über deren Entstehung man
hinge zweifelhaft gewefen ist. Sie sind keine
bee-Pflanzen , wie man fälschlich sonst glaubte,
sondera blosse Gebäude und Wohnungen von un-
endlich kleinen See Thierchen, den Polypen, wie
nunmehr durch genaue Beobachtungen der Na-
turforscher erwiesen ist. Man nimmt an, dass
ihre Entstehungs • Art folgende sey :
Ein einziger Polype setzt sich auf einer Klip-
pe, einem Steine, oder einer Schnecke, oder ei-
nem andern Körper im Meere an, nährt und bil-
det sich, wie alle Schaalthiere, aus seinem Stein-
salte eine Zelle, die seinen Körper in einer ge-
'vilsen bestimmten Figur umschliesst. DieserSaft
erhärtet, und wird zu Stein, wie der, woraus
sich die Schnecken ihre Käuser machen. In die-
ser Zelle legt der Polype seine Ey er, und aus die-
len entstehen wieder andere Polypen , die auf
eben diese Art auch aus ihrem Safte ihre Kam-
mern oben auf dem ersten bauen ; und so wäch-
set dann die äussere Schaale immer fort, tlieilt
sich in Aeste, oder in breite runzlichte Blätter,
je nachdem die Fortpflanzung des Thiers gut von
hatten geht. Da nun die Polypen viele oder we-
nige Strahlen haben , grosse oder unendlich klei-
ne, mithin in ihrer Art unendlich von einander
unterrchiedcn sind , so enlsteht daraus der grosse
ssnterschied der Corallen in ihrer Form und Ge-
halt, der Farbe und Materie ihrer BestandtheilG.
Man theilt die Corallen überhaupt in 2 grosse
Haupt- GeJchlechtir, nämlich
1) in Stein - Corallen, und
2) in Jloru- Corallen, ein.
Von den Stein- Corallen giebt es bochrothe, blass-
rothe, weisse. gelbe, graue, blaue ; von den Horn-
Corallen aber sebwarze, braune, rötbliche, lüass-
blaue und asebgraue. Jene sind fest und steinartig ;

No, l. Die rothe Stein-Coralle,
( ifis nobilis.)
Sie wächst vorzüglich im Mittelländiscben
Meere, wo eine eigne Fischerey darauf getrieben
wird ; ist prächtig roth von Farbe, und hart wie
Marmor, lässt sich drehen und poliren , daher
denn auch vorzüglich Halsschmuck für die ge-
meinen Weiber in Italien und mehreren Län-
dern daraus gemacht wird,
No, 2, Die scliwarze Horn - Coralle,
( Gorgonia antipatbes. )
Alan findet sie vorzüglich in den Ostindi-
schen Meeren , an der Külte von Bengalen. Sie
sieht aus wie schwarzes Siegellack, und spieltauf
der Oberfläche siahlblnu. Sie wächlt oft so hoch
und gerade als ein Stock, so dass man sie auch als
solchen zum gehen gebrauchen kann.
No. 3, Die gemeine weisse Stein-
Coralle,
Sie wird am bäufigsten in den Nordiscben
Meeren und in der Süd - See angetrossen , und
hauptsächlich in den Apotheken gebraucht. Es
sitzen ganze grosse Mailen davon in unförmlichen
Klumpen auf den Feilen in der Tiefe des Meeres
feft; ja in der Süd-See sind viele Insein rund her-
um mit einem ordentlichen aus der See hervorra-
genden Rande oder Mauer von solchen weissen
Corallen umgeben, welches man Corallen-Rief e
nennt; ja es ist nicht unwahrscheinlicb, dass gan-
ze kleine Insein von solchen Corallen aufgebauet
sind.
N o, 4, Der graueCot allen-Sel; wamm.
( Madrepora Jiorida. )
Er gehört gleichfalls zu den Stein-Corallen,
und wird auch sonst, wegen seiner schwammähn-
lich en Bildung der See - Blumenkohl, genannt.
 
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