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Bertuch, Friedrich Justin; Bertuch, Carl
Bilderbuch für Kinder: enthaltend eine angenehme Sammlung von Thieren, Pflanzen, Früchten, Mineralien ... alle nach den besten Originalen gewählt, gestochen und mit einer ... den Verstandes-Kräften eines Kindes angemessenen Erklärung begleitet (Band 1) — Weimar, 1801 (2. Aufl.)

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3198#0079
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■Amphibien II.

B. 1. No. 22.

DEP». C Pi O C O D I L,

•^er Crocodil, den man seiner Gestalt und Or-
ganisation nach unter AieEydechseu rechnen muss,
ist tias grösstc und fürchterlich [le aller Amphibien.
Er ist von 10 k;s g0 Fuss lang, und lebt in den
heissëp Zonen aller Welttheilc, vorzüglich in den
grössten FliilTen , bald im WalTer, bald auf dem
Lande. Die Afrihanischen, Asiatischen und Amc-
Kkanischen Crocodile gehen sowohl in ihrer
ä.ässeren Gestalt als auch in ihrem Namen von
einander ab. In Ost - und West-Indien Reisst er
der Cayman. Der grösste und berühmteste ist

No. jl* et 2. Der Nil - Crocodil

( Lacer ta Crocodïlus).
ln Egypten, den ich hier abgebildet liefere. Er
hat eine hornartige sehr harte, aus lauter vier-
eckigen Schuppen oder Schildern bestehende
Laut, die auf dem Rücken dunkel - braun , auf
dem Bauche aber gelb ist, Ueber den ganzen
Lücken bis zur Spitze des Schwanzes laufen etli-
Lle Reihen knopssörmiger zackiger Buckeln.
Lurch diese Schilder auf dem Rücken kann we-
"er ein Schuss noch Lanzenstich durchdringen.
•Am Bauche aber sind seine Schuppen weicher,
^nd daher ist auch hier das Thier verwundbar,
oein Kopf ist platt und breit, und hat einen
ochwcinsrüssel.

hi

Der Rachen ist gross und weit

Panter die Au gen gespalten, hat keine Zunge, und

tu . „ d i
1 mit starken weissen
besetzt.

und spitzigen Zähnen

Der Crocodil hat 4 kurze unförmliche Eydech-
Çn-Beine, an den Vorder• Fiissen 5 undanden
mnteren 4 Zehen , mit einer Schwimmhaut ver-
unden. Er ;st ein fleischfressendes Raubthier,
Utld nährt sich vom Raube anderer grossen Thiere,

Rinder, Pferde, Tiger, Menschen etc. Obgleich
er eigentlich die Menschen scheuet und fliehet,
so setzt er sich doch gegen sie zur Wehre, und
stellet ihnen und andern Thieren oft mit vieler
List nach. Er stellt lieh nämlich als todt, und
schwimmtaus dem Rücken liegend wie ein Klotz
am Ufer hin. Nähern sich ihm nun in dieser
Meynung Menschen, Ochsen, Kühe, oder Raub-
thiere, so ergreift er sie schnell, zieht sie mit
sich unter das Waller, und frisst sie.
Das Weibchen hat, wie No. 2. zeigt, unten
am Bauche eine Oessnung, durchweiche es seine
Eyer in den Sand am Ufer des Nils legt, und sie
von der Sonne ausbriiten lässt. Sie sind so gross
wie ein grosses Gänse-Ey, und werden, so wie
auch das Fleisch des Crocodils, von den Egyp-
tern gegeilen.
Der Crocodil kann sich nur sehr schwer
wenden, weil sein Rückgrad fall steif und wenig
beweglich ist.
Dass der Crocodil wie ein Kind weine, wenn
er Menschen an sich locken wolle, (woher auch
das Sprichwort Crocodils - Thranen entstanden)
ist eine Fabel.
Sein schädlichster Feind ist der Jchnevmon,
(eine egyptische Viverre oder Stinkthier, etwa in
der Grösse eines kleinen Fuchses) welchem die
Eyer des Crocodils, so wie die jungen Croco-
dile, wenn sie kaum ausgekrochen, ein Lecker-
bissen sind. Er vernichtet auf diese Art eine
grosse Menge Crocodile, und gehörte sonst un-
ter die geheiligten Thiere. Allein dass er dem
Crocodil in den Leib krieche, wenn er am Ufer
mit ossenem Rachen schlafe, und die Eingewei-
de frelse, ist gleichfalls eine Fabel.
 
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